Stimmen ...
können wie samtweiche Rosenblätter oder wie ein stechender Kaktus sein. Sie können auch wie eine Splitterung von Glas oder das Herumrütteln eines Kartons mit viel lärmenden Inhalt sein. Die Stimme macht den Menschen beinahe so individuell wie sein Fingerabdruck - aber die Stimme ist seiner Umwelt viel näher und erkennbarer. Man lehnt sie ab - oder kann nicht genug von ihr hören. Die Stimme kann der erste Weg zu einem anderen Menschen sein - oder sie kann abschreckende Wirkung haben. Dazwischen gibt es viele Möglichkeiten, die Stimme als ein hörbares Instrument im Miteinander einzusetzen. Manche klingen schrill, manche dunkel, manche laut, manche leise ... die Stimme ist dehnbar und kann neue Klangfarben durch ausdauerndes Üben annehmen. Und ich schreibe
nicht von Singstimmen. Mir geht es um die Sprechstimmen.
Wenn ich höre, welche Sprechstimmen es bis ins Fernsehen geschafft haben, bin ich schon manches Mal an den Grenzen meiner Toleranz: ich würde schließlich auch nicht einen Installateur mein Dach decken lassen - aber fürs Fernsehen reichen offenbar auch aufdringliche, misslich und schrill klingende Stimmen. Und oft sind es Moderatoren oder Moderatorinnen, die ihre Stimmen nicht in gemäßigtem Zaum halten können. Auch, weil niemand sie jemals darauf hinweist, ein wenig bis sehr intensiv an der Stimmlage zu arbeiten?
Wenn ich manche Stimmen höre, interessieren mich schon nicht mehr die Inhalte des Gesagten: die können noch so interessant sein, ich muss einfach weghören, wegschalten, sonst leidet mein Trommelfell.
Dann gibt es die vielen anderen Stimmen, die derart klangvoll sind, dass man ihnen immerzu zuhören könnte, egal, was sie gerade erzählen und ob es sinnvoll oder sinnlos ist.
Ich habe eine Lieblings-Stimme im Deutschen Fernsehen: es die die Synchronstimme von Tom Barnaby alias John Nettles: Norbert Langer.
Natürlich weiß ich nicht, inwiefern seine Stimme elektronisch bearbeitet wurde, aber wie auch immer: das Ergebnis ist einfach eine wunderbare Stimmlage.
Vor ein paar Jahren noch habe ich über die Inspektor-Barnaby-Reihe einfach hinweggeklickt und bin im Programm weitergewandert, denn ich fand die wenigen Minuten, die ich mir jeweils angesehen habe, zutiefst langweilig.
Aus irgendeinem Grund bin ich dann einmal länger als ein paar Minuten hängengeblieben - und es war vermutlich Norbert Langers Stimme, die mich zuerst in seinen Bann gezogen hat - noch bevor es die Fälle des Inspektors wurden.
Nun liege ich an jedem Montagabend gemütlich in meinem Bett und sehe von dort aus den Fällen des Inspektors zu - und höre diese klangvolle, beruhigende Stimme.
Manchmal schlafe ich darüber ein - und befinde mich dann im Traum in Midsomer an dem Esstisch von Joyce Barnaby wieder,
und auch, wenn Joyce so gar nicht kochen kann, macht es nichts, weil ich im Traum auch keine Geschmackserlebnisse unterscheiden kann.
Aber diese Stimme, die bleibt und ist präsent ... und ist einfach so wunderbar wie ein warmer Regen, der gerade dann herunterfällt, wenn man ihn am meisten braucht, und der einen so richtig einlullt.
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