Freitag, 11. November 2022

11. November 2022 - Die reinste Seele der Welt ...




Die reinste Seele der Welt

Zugegeben klingt das pathetisch, trifft aber des Pudels Kern: auch, wenn es sich bei Charlie um einen Tibet-Terrier-Malteser-Mix handelt. So oft wünsche ich mir, ich hätte ihn von Anbeginn seines Lebens an gekannt. Geboren ist er irgendwann im Jahre 2010. Da sein Geburtsdatum nicht eindeutig zugeordnet werden konnte, hat das Tierheim ihm den 1. Januar 2010 mit auf seinen weiteren Lebensweg gegeben.

Bin ich mit Charlie unterwegs, merke ich zu meiner Freude, dass er, der keinem Artgenossen feindselig begegnet, selber auch keine Feinde hat. Kurzes gegenseitiges oder auch einseitiges Schnüffeln der anderen Hunde, dann gehen wir weiter. Jeder Spaziergang ist Entspannung pur und wenn andere Hunde sich gegenseitig anpöbeln, interessiert es Charlie überhaupt nicht. Immerhin kann er mit der nachlassenden Kraft seiner vielen Lebensjahre nicht dazwischengehen und Frieden stiften.

Insgesamt habe ich gemerkt, dass er früher wohl eher kaum Hundebegegnungen hatte. Dem auch freundschaftlichen Raufen zwischen zwei Hunden steht er völlig unbedarft gegenüber - und weiß auch gar nicht, was das soll.

Spielzeug kennt er nicht. Leider. Hin und wieder ein bisschen Quietschen mit einem Figürchen macht doch allen Hunden Spaß.

Aber all das, was ihm fehlt, macht aus ihm natürlich nicht die reine Seele, die er ist. Eher ist es sein weiser Hunde-Blick auf jedes Geschehen - und ich bin sicher, würde er mir etwas erzählen können,

er würde sagen, er hat in seinem Leben nichts vermisst, was man ihm vorenthalten hat. Und man hat ihm sicher eine Menge vorenthalten, was ein erfülltes Hundeleben rund und bunt macht.

Und sicherlich hat er seine "Leute" geliebt. Sein letztes Frauchen hatte offenbar einen Rollator - und sieht er eine alte Frau mit ihrer Geh-Hilfe, schnüffelt seine intakte Nase in die Luft und er folgt der Frau - bis er merkt, dass es sich nicht um die Person handelt, die er geliebt hat und vielleicht immer noch liebt.

Er hat es gelernt, genügsam zu sein. Er fordert nicht, er springt nicht, um irgendeinem spontanem Wunsch Ausdruck und Nachdruck zu verleihen. Er nimmt das Leben insgesamt

gelassen.

Ein Teil seines liebenswerten Wesens ist natürlich auch von seiner Natur aus gechillt - und nicht nur erlerntes Verhalten.

Ich hatte bereits den Glauben daran verloren, dass es solch eine reine Seele überhaupt gibt - (bei einem Menschen habe ich sie auch noch nie gefunden), aber Charlie beweist es mir jeden Tag. Nun kann nicht jeder Hund wie er sein: ich mag auch die lauten und fordernden, aber

Charlie ist auch ohne dieses Attribut ein großes Geschenk. Er zeigt mir, dass man nichts fordern und trotzdem alles bekommen kann. Er ist ein Glück. Er ist ein Glücksfall.

Ich bedauere, dass ich ihn nicht schon als Welpe gekannt habe - und das Bedauern wir an jedem Tag größer. Ein wenig Frechheit hätte ich ihm dann 
gerne beigebracht, und es hätte seiner reinen Seele überhaupt keinen Abbruch getan.


Guten Tag, Gruß Silvia 


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