Montag, 4. Juli 2022

3. Juli 2022 - ARD - Polizeiruf 110: "Black Box"

 


Hauptkommissarin Doreen Brasch – Claudia Michelsen
Kriminalrat Uwe Lemp – Felix Vörtler
Günther Márquez – Pablo Grant
Adam Dahl – Eloi Christ
Tomislav Bogunovic – Kai Müller
Klaus-Volker Dahl – Sven-Eric Bechtolf
Bianca Dahl – Corinna Kirchhoff
Dr. Sabine Bräunlich – Susanne Böwe
Polizeihauptmeister Recknagel – David Ruland
Marianne Kurth – Julia Blankenburg
Christof Oschmann – Helge Tramsen
Kerstin Zubak – Eva Weißenborn
Beno Zubak – Hilmar Eichhorn
Professor Krapp – Dominik Schiefner
Karina – Jenny König
Dejan Bogunovic – Zlatko Maltar
Staatsanwalt Wegner – Marc Dresander
Richterin – Christine Rollar
Putzfrau Carmen – Anna Politzer
Vollzugsarzt – Thomas Bartholomäus
Edita Bunowski – Melanie Toth
Kaspar – Erik Michael

Regie: Ute Wieland
Buch: Zora Holtfreter


Polizeiruf 110
Black Box

Mein ureigenes und nicht auf andere übertragbares Problem ist die Hauptdarstellerin Claudia Michelsen: ich sehe sie nicht gerne und noch viel weniger höre ich sie gern sprechen. In der Regel verschluckt sie ihre Worte anstatt sie aus dem Mund herauszulassen. Heute und in dem letzten Polizeiruf 110 (Tatort inbegriffen) vor der Sommerpause klingt sie etwas natürlicher und verständlicher. Meiner eigenen Regel zufolge sehe ich mir daher selten Filme an, in denen sie mitwirkt.

Zwangsläufig weiß ich aus den genannten Gründen nicht, warum Kommissarin Braasch in ihren Erinnerungs-Bildern den Horror am eigenen Leib erlebt. Es muss sich dabei um Flash-Backs aus einer älteren Folge des Polizeirufs handeln, in dem ihr übel mitgespielt wurde.

Als wäre die heutige Folge nicht völlig ausgefüllt mit dem posttraumatischen Trauma des Täters, der auch ein Opfer ist.


Der Inhalt

Adam fährt gemeinsam in einem Zug mit seinem Freund Tomi einer glücklichen gemeinsamen Zukunft entgegen. Zwei Sekunden später zerstört sich diese Zukunft wie von selber und von fremder Hand geführt: ein Passagier steigt in das Abteil der beiden Männer ein, laut telefonierend. Die Stimme dröhnt in Adams Ohren - und er greift nach dem Notfallhammer, um auf Christof Oschmann so lange einzuschlagen, bis er tot ist.

Adam ist geständig, weiß allerdings nicht, warum er die Tat begangen hat: er kannte den Mann gar nicht.

In der Folge hat natürlich Braaschs eigenes (mir unbekanntes) Trauma seinen Sinn: dadurch kann sie sich besser in den 21jährigen Adam einfühlen ... und bleibt hartnäckig und stets nah an einem Ergebnis orientiert, daran, den Fall zugunsten von Adam aufzuklären. Er ist ein Mörder und dann doch wieder nicht? Was am Ende gerichtsrelevant bleibt, weiß ich nicht: zumindest Totschlag in einem minderschweren Fall wird es aber wohl sein.

Adam ist nicht das Kind des Ehepaares Dahl, sondern das einer Prostituierten, die ermordet wurde. Der Mörder ist Christof Oschmann - und dessen Stimme ist fest in Adams Unterbewusstsein verankert, denn er hat den Mord hautnah - unter dem Bett liegend - mitbekommen. Somit "kannte" Adam den Unbekannten aus dem Zug.

Klaus Volker Dahl, ehemaliger Kommissar, hat damals den kleinen Adam, der Kaspar hieß, vom Tatort mit zu sich nach Hause genommen. Drei Tage zuvor war sein eigenes Kind ertrunken - und seine Frau klammerte sich untröstlich an die Leiche des Sohnes. Der Ernst der Drehbuch-Autorin? Immerhin hätte ihr Mann anders reagieren müssen - als Kriminalkommissar. So hat Dahl den eigenen Sohn durch Kaspar ersetzt.


Fazit

Der Film ist vollgepackt mit Handlungssträngen, die allesamt in den Seelen der Handelnden kaum mehr genug Raum haben, damit am Ende alles wieder irgendwie gut werden kann.  Adams Eltern befinden sich schon sehr lange in einem Gefängnis von Schuld. Adam ist durch den Alkoholkonsum seiner Mutter während der Schwangerschaft geschädigt. Kommissare im AöR-Programm tragen beinahe generell seelische Schäden mit sich herum. Das ist auch das Störende an vielen Tatort- oder Polizeiruf-Krimis.

Ich vergebe 4 von 5 möglichen Sternen für den Polizeiruf "Black Box". Das ist meine rein objektive Sterne-Vergabe. Subjektiv gesehen wäre es ein Stern weniger. Das Thema ist düster - und wenn es kein Polizeiruf 110 wäre, hätte es unter einem anderen Label vermutlich seinen Platz im Nachtprogramm bekommen.


Guten Morgen, Gruß Silvia 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen