Samstag, 16. Juli 2022

18. Juli 2022 - Charlie und ich: unser 1. gemeinsames Jahr

Eines meiner ersten Fotos von Charlie - er war zu dieser Zeit noch im Tierheim zu Hause


Charlie und ich: unser 1. gemeinsames Jahr

Liebe auf den 1. Blick war es wohl nur bei mir, aber auch ich habe erfahren, dass die 1. Blick-Liebe weiter wachsen kann - bis sie zu der wird, die uns unzertrennlich macht - und ihn soweit überzeugt hat, dass auch er mich nun liebt.

Charlie ist einer von jenen vielen Hunden, die im Tierheim so gar nicht zurechtkamen. Sein lautes Klagen über diesen Weg, den das Leben für ihn bereitgehalten hat, war permanent. Er weinte den ganzen Tag.

8. Juli 2021 - Charlie und ich lernen uns im Tierheim kennen

8. Juli 2021 - unser erstes gemeinsames Spaziergangrasen

Unser Kennenlernen verlief für ihn aber trotzdem nicht besonders hoffnungsfroh, denn im Heim lernte er natürlich einige Menschen kennen: täglich wurde er spazieren geführt, er wurde gefüttert, bekam Medikamente und sicher so einige Streicheleinheiten. So war er an den Anblick wechselnder Personen gewöhnt.

Unseren 1. Spaziergang miteinander dominierte er mit einem kraftvollen Ziehen an der Leine, das ich dem kleinen Kerl nicht zugetraut hatte. Er wollte laufen, laufen, laufen ... wer ihn begleitete, war ihm wohl erst einmal völlig egal. - Später wurde er von einer Tierheim-Mitarbeiterin unter lauten Klage-Geräuschen zurück in seinen Zwinger gebracht.

Erst nach mehrmaligen Spaziergängen (gut, dass es diese Vorschrift inzwischen gibt) durfte ich ihn am 18. Juli 2021 zum sogenannten Probeschlafen mit nach Hause nehmen. Es war ein ausgesprochen heißer Tag. Den Nachhauseweg legte ich zu Fuß mit ihm zurück, denn er sollte sich schon mal daran gewöhnen, dass es nun regelmäßige tägliche Spaziergänge geben würde.

Aber für jede Art von Gewohnheit und vor allem Sicherheit war es in seinem kleinen Köpfen wohl noch viel zu früh ... er lief trotz Hitze (und Herzerkrankung) als gelte es, einen Weltrekord aufzustellen, wie man am schnellsten und weitesten vom Tierheim wegrennen kann  ... mit der ganzen Kraft seines Körpers legte er sich ins Zeug.

... und weinte bei uns zu Hause erst einmal ein paar Stunden lang weiter. Dazwischen zeigte ich ihm den nahe gelegenen Park und einen weiteren Teil der Stadt. Er lief wie jemand mit Scheuklappen für seine Umgebung - einfach nur nach vorne preschen und die Dinge am Wegrand völlig ignorierend. Ein wahres Powerpaket! Trotz seines ziemlich hohen Alters.


Heute

Ich weiß nicht, wann der genaue Zeitpunkt war, an dem Charlie wirklich bei mir ankam ... es war sicherlich ein fließender Prozess. Sein Weinen hat er allerdings noch am Abend des 18. Juli 2021 für immer eingestellt - nach einigen Stunden, in denen ich bange dachte: hoffentlich fühlt er sich bald wohl hier.

Denn: ich hatte ihn und nicht er mich ausgesucht. Soviel steht fest. Ich musste ihn also dazu bewegen, dass auch er mich wollte und unter allen Menschen mich ausgesucht hätte - hätte er  eine Wahl gehabt.

Nach einer Woche musste ich ihn zu einer weiteren Herzultraschall-Untersuchung, der eine Zahnsanierung (natürlich unter Narkose) folgte, in die Tierklinik bringen - und als ich ihn Stunden später abholte, war von großer Freude bei ihm nichts zu sehen. Eher sah er resigniert aus, als würde er weiterhin hin- und hergeschoben und nach Belieben mal hier, mal dort versorgt, aber mehr nicht.

Zwei Wochen später war das Probeschlafen beendet, und Charlie gehörte endlich auch den Papieren (und der Tasso-Meldung) nach zu mir. Etwa vier Wochen später gingen wir gemeinsam noch einmal zum Tierheim, um ihn von der dortigen Ärztin impfen zu lassen ...

Nach dieser Impfung und seinem Verhalten mir gegenüber merkte ich erstmals, dass er zögernd, aber auch voller Hoffnung versuchte, bei mir anzukommen ... und auch ankam. Aber nicht sofort. Er fühlte sich wie jemand, dem die Flucht aus einem "Gefängnis" geglückt war.

Zum Glück gibt es Tierheime. Die fangen auf, wen die Menschen mutwillig oder auch situationsbedingt verlassen.


Unser 1. Jahr miteinander

hat uns einander so nahe gebracht, wie Mensch und Hund nur sein können. Die Bindung ist von beiden Seiten tief und ehrlich.

Irgendwann hat Charlie entschieden: Ich werfe alle Bedenken über Bord und bin nun ein Prinz.

Und als Prinz durfte er kennenlernen, was einem Prinzen zusteht: Menschen, die ihn mögen, Hunde, die er in ihrer Vielfalt immer noch teilweise bewundert ... oder Abstand zu ihnen hält. Aber auch Hunde, die sein schwaches Hundeherzchen erobert haben. Abwechslungsreiche Orte sind inklusive in unserer Partnerschaft, denn das Salz im Hundeleben darf zwar im Futter, aber nicht in den Erlebnissen fehlen.

Wir sind ein "Kopp und ein Arsch" wie man im Ruhrgebiet gerne sagt, wenn zwei sich bestens verstehen. Verliebtsein geht rasch, wenn die Ausgangsposition stimmt - Liebe muss wachsen. Und sie wächst in den Himmel.

Guten Tag, Gruß Silvia 

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