„Treffpunkt Teller“
Vorspeise: Exotische Frucht trifft zwei kleine Asiaten beim Angeln
Hauptgang: Der Teufel trifft einen speckigen Italiener am Spargelfeld
Nachtisch: Eiskalte Nussschale trifft süßsaure Artgenossen
In jedem Rechtsanwalt steckt das Wrack eines Poeten.
- Clarence Darrow (1857 - 1938)
- Clarence Darrow (1857 - 1938)
Der Verfasser dieser Zeilen war selbst ein berühmter Rechtsanwalt und Strafverteidiger. Und er erklärt mir somit, warum einen Mann wie Jürgen, der in diesem auf Sachlichkeit beruhenden und fundierten Beruf tätig ist, poetische Ausreißer beim Schreiben seiner Menü-Karte überfallen. Vielleicht hat Jürgen auch zusätzlich einzelne Klienten im Sinn, wenn er von zwei kleinen Asiaten oder dem Teufel oder dem speckigen Italiener schreibt. Ich will es nicht hoffen, denn das wäre schließlich politisch überhaupt nicht mehr korrekt.
"Treffpunkt Teller", der aus einem für mich im Laufe des Tages unübersichtlichen Vielerlei besteht, das einem Plädoyer nicht unähnlich ist: einem Plädoyer, in dem viele, viele Punkte angesprochen werden, um am Ende als Sieger aus dem Prozess hervorzugehen. Dazu benötigt er eine Kofferträgerin bzw. eine Schnibbel-Assistentin und greift auf Frauke, seine Frau, zurück.
Eigentlich können beide nicht in einer Küche gemeinsam arbeiten, aber heute muss sie ihm zur Seite stehen, denn allein kann er es nicht wuppen - und hält sich somit die niedrigen Arbeiten vom Hals.
Das Menü
Der ein-geschworenen Gemeinschaft dieser Bremen-Woche wird als Vorspeise ein Dreierlei präsentiert: neben einem Thunfisch- gibt es ein Saibling-Tatar ... und Weiteres, das mir nicht mehr im Sinn ist. Nicht jede kann den vollständigen Überblick behalten ...
Der Hauptgang besteht u. a. aus einem Saltimbocca aus Seeteufel, Spargelrisotto und Gemüse ... und? Für den möglichen Gewinn zieht Jürgen sämtliche Register.
Nachtisch: Walnussparfait in halber Kokosnuss, Brownie ... und?
Kleine Fehler zuzugeben, die zudem noch unbedeutend sind, unterstreichen die Ehrlichkeit des Anwaltes, ohne dass sie negativ oder straferhöhend ins Gewicht fallen: die Nachtisch-Soße aus Physalis war in der Vorspeise gelandet, während die Orangen-Chili-Soße nun für den Nachtisch übrigbleibt.
Fazit
Wenn ich je einen Anwalt brauchen würde - bedenkenlos würde ich Jürgen wählen. Aber selbstverständlich ist es besser, ohne durchs Leben zu kommen ... toi, toi, toi, dass es für mich so bleibt.
Als Anwalt in eigener Sache bekommt er heute besonders für die Vorspeise jede Menge Lob. Die Lobhudeleien nehmen kaum ein Ende - natürlich würde ich selber die Vorspeise allein wegen einiger Zutaten nicht so sehr loben - aber das ist schließlich mein Problem.
Die Punkte: 8 gibt Nadine, je 9 David, Elisabeth und Maggi.
Mit 35 Zählern hat er den Prozess "perfekte Dinner-Woche" schon beinahe gewonnen - auf dem bislang 1. Platz liegt er. Den können ihm nur noch Elisabeth und Maggi streitig machen.
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