Samstag, 22. Juni 2019

22. Juni 2019 - Egoisten


Egoisten

Es gibt einen Schnellerkennungs-Test, um Egoisten zu entlarven: Man fährt mit dem Bus und versucht dann an einer belebten Haltestelle auszusteigen. Wie geschrieben, man versucht es ... Denn schon drängen die einsteigewilligen Fahrgäste die Aussteigenden beiseite und zurück in den Bus, um selber noch hinein zu kommen. Eine Personengruppe ist darin besonders geübt - und nein, es sind keine Kinder. Ich verrate die Gruppe dennoch nicht. Aber eben diese eine fällt mir immer wieder besonders unangenehm auf.

Eine andere Überprüfung ist auch im Bus möglich: Wie viel Geruchsbelästigung erträgt eine Menschenmenge? Manche testen dies aus - und besonders die knoblauchvernarrte Gruppe kennt keine Gnade, und anstatt mit dem Fahrrad zu ihrem Ziel zu fahren, fahren sie mit dem Bus. Um am Ziel dann eventuell Arbeitskollegen weiterhin zu belästigen.  Und nein, es sind kein Südländer oder nicht nur, die die Mitmenschen auf die harte Probe stellen. So rücksichtslos sind viele. Letztens war das so schlimm, dass ich 3 Haltestellen vor meinem Ziel ausgestiegen bin.

Inzwischen habe ich vorübergehend das Busfahren (also ich bin nie selber Bus gefahren, sondern nur mitgefahren)  aufgegeben und fahre mit dem Auto. Doch noch nie habe ich eine Fahrt hinter mich bringen können, auf der ich keinen anderen Autofahrer gesehen habe, der ganz dringende Sachen an seinem Handy erledigen musste ... Ist ja schön, wenn seine oder ihre Posts für die Menschheit so unentbehrlich sind, dass sie selbst während der Autofahrten gestaltet werden müssen - aber leider geraten andere in genau die gleiche Gefahr wie diese Rücksichtslosen selber.

Das Elend mit den Handys setzt sich auf Spielplätzen fort: Nicht alle Kinder sind bereits derart gut erzogen, dass sie unbeaufsichtigt herumtollen können - aber die Eltern sind zu egoistisch in ihre eigenen Posts verliebt als dass sie Zeit hätten, sich auch mal um die Erziehung ihrer Kinder zu kümmern, wenigstens ein ganz klein wenig  ... und auf einem Spielplatz ginge das auch noch spielerisch.


Die Frau mit dem dicken Auto

hat mich vor ein paar Tagen leider zur Zeugin gemacht, und zwar zu einer eigentlich unabhängigen, die keine Vorurteile gegen Luxus-Schlitten hat. Dass es mir am Ende gefiel, dass der alte Mann, der zudem noch stark gehbehindert ist, in seinem Kleinwagen dann doch sein Recht bekommen hat, freut mich trotzdem:

Sie wollte mit ihrem voluminösen SUV auf einen bestimmten Parkplatz, denn auf diesem gab es kein Auto, dass ihren Parkkünsten im Weg gestanden hätte - und forderte einen dritten Autofahrer auf, seinen Parkplatz für sie aufzugeben und zurückzusetzen.

Unterdessen hupte der alte Mann hinter ihr, so dass sie erstens auf ihn aufmerksam werden und zweitens endlich mal Gas geben konnte. Nachdem der dritte involvierte Autofahrer es ablehnte, seinen Parkplatz zu räumen (er musste ihn regelrecht gegen ihren Wortschwall verteidigen, hat er mir kurz darauf erzählt, ich habe ihr Solisten-Gespräch nicht selber gehört),

gab sie auch Gas. Aber mit dem Rückwärtsgang. Und donnerte auf das Auto des gehbehinderten Mannes.

Wenigstens den Knall, den ihr Auto verursacht hat, hörte sie. Sie stieg aus. Ich will jetzt nicht sagen, dass die Frau überhaupt nicht zu dem Auto passte (ach, habe ich ja bereits gesagt), aber vermutlich war sie auf der Fahrt zu einem Friseur (bei ca. 20 Zentimeter Grau- Ansatz war neue Farbe dringend nötig) - und dass man da schon mal in Eile geraten kann, wer wird das nicht verstehen.

Zum Glück konnte ich den Ort des Geschehens nach Eintreffen der Polizei schnell verlassen, denn was blieb ihr anderes übrig, als ihren Egoismus letztendlich zuzugeben?


Und dann gibt es noch die anderen Egoisten

Die gehören nicht unbedingt von den genannten (unvollständigen) Beispielen separiert, aber wer sich in der Öffentlichkeit schon derart egoistisch verhält, der ist es auch oft im eigenen Umfeld und im Mit-Menschlichen. Es passiert in Partnerschaften und in Familien, dass Einzelne nur sich selber und im Mittelpunkt sehen. Der eine redet den anderen in den Wahnsinn, aber was der andere zu erzählen hat, interessiert ihn nicht. Eigene Interessen stehen immer im Vordergrund, und die werden durchgesetzt, auf Biegen und Brechen ...

Nun darf jeder selber hinterfragen, ob er solch einen Menschen in seinem Umfeld kennt oder gar selber einer ist. Von meiner gesamten Familie war und ist niemand egoistisch (nun ja, ein bisschen war meine Mutter es),

wenn überhaupt, dann ich auch ein klein wenig. Aber ich arbeite daran ... in der Öffentlichkeit kann ich mich inzwischen völlig unauffällig, also un-egoistisch,  bewegen.

Ach ja, und dann gibt es eine Gruppe, an der ich den Egoismus sehr schätze und ausgesprochen tolerieren kann,

doch diese ist nicht menschlicher Natur:

Ich meine Katzen. Die sind so herrlich Ich-bezogen. Die könnten manch einem Menschen einen Spiegel vorhalten.


Guten Tag, Gruß Silvia


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