Sonntag, 23. Dezember 2018
23. Dezember 2018 - Adventskalender 2018 - 23. Türchen: Rolands Weihnachtsgeschenk
Eine fiktive Geschichte
Rolands Weihnachtsgeschenk
Völlig verloren fühlte Roland sich zwischen all den Menschen auf der Jagd nach Weihnachtsgeschenken - oder einem bisschen Spaß - auf dem Weihnachtsmarkt. Auch er sollte eine Überraschung für Charlotte zu Weihnachten besorgen - aber wollte er das überhaupt? Er stand dort und es war klar: Er kannte Charlotte bereits seit Schultagen - aber im Moment fiel ihm nicht einmal ein, welche Farbe ihre Augen hatten. Nach und nach und immer deutlicher war sie für ihn unsichtbar geworden. Unsichtbare brauchten keine Geschenke,
aber vielleicht ein bisschen Wahrheit? Ihm grauste vor den Feiertagen mit Eltern, Schwiegereltern und Gans und Rotkohl. Es war das stetig gleiche, nichts bewegte sich in eine andere Richtung oder legte an Tempo zu. Ihm kam es vor, als säße er in einer Falle, aus der es kein Entrinnen gab, wenn er nicht selber handelte ...
Vor seinen Augen jagte ein kleiner Junge eine noch kleinere Taube und trieb sie in die Enge. Dass er und Charlotte kinderlos waren, machte die Sache nicht besser, sondern verstärkte die Unzufriedenheit, die er durchaus auch seiner Frau zubilligte. Ihre Ehe litt unter großen Abnutzungserscheinungen, und ein Weihnachtsfest inmitten der Familie würden diese eher verstärken als kitten.
Roland setzte langsam seinen Weg fort, und ihm kam immer noch keine Idee, was er Charlotte zu Weihnachten schenken könnte ... Früher in den Jahren großer Verliebtheit und Liebe war dies nie ein Problem gewesen. Er hätte locker die halbe Stadt leer kaufen können, und ihm wäre noch immer ein weiteres Geschenk eingefallen.
Er setzte sich auf eine Bank und hoffte auf Erleuchtung. Natürlich ging das nicht auf Knopfdruck. Er sah in die Gesichter der Leute und sah viel Anspannung in den Augen, aber wenig Freude. Sollte er sich vielleicht einfach mal zusammen reißen und diese Krise überwinden?
Plötzlich sah er zwei sehr alte Leute, die einander an den Händen hielten und fröhlich miteinander plauderten. Sie waren sehr vertraut miteinander. So wollte sich jeder gern im Alter sehen, doch Roland war nicht der sentimentale Typ, der an ewige Liebe glaubte.
Aber einen Moment später erinnerte er sich: Charlotte hatte grüne Augen. Sie schimmerten auch manchmal grau, und sie konnte mit ihren Augen lächeln ...
Er raffte sich auf, packte sich am eigenen Schlafittchen und sortierte seine Gedanken. Wollte er Charlotte verlassen? Oder nur dieses Weihnachten im Kreis der palavernden Familie nicht feiern?
Entschlossen ging er in ein Reisebüro und fragte nach Last-Minute-Angeboten.
Endlich hatte er das passende Geschenk für Charlotte und auch für sich gefunden: Einfach mal abdüsen über Weihnachten - und der Liebe eine Chance geben. War das nicht ohnehin der Sinn von Weihnachten?
Allen einen schönen 4. Advent, Gruß Silvia
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