Die letzte Schicht
Für seine Bergwerke war das Ruhrgebiet berühmt. Und berüchtigt: Außerhalb der schönsten Region der Welt dachten viele, dass hier alles grau in grau und ständig rußig ist. Welch ein Trugschluss: Denn gerade dort, wo vermeintlich viel Schatten ist - gibt es auch jede Menge Licht. Und Freude und Lebenslust.
Hier und da mag die etwas bott rüberkommen, denn große Worte werden in der Regel nicht gemacht - was sich am heutigen Tag und nach der letzten Schicht jedoch in einem andauernden Redeschwall ergießen wird, der ohnegleichen ist. So viel wie heute über die Bergleute geredet wird - haben manche von ihnen in ihren ganzen Leben nicht gesprochen.
Da haben sich viele in ihren Freizeiten lieber dem Taubenzucht-Hobby gewidmet. Beruflich tief, tief unter der Erde malochend,
durfte das Hobby durchaus hoch, hoch oben in der Luft stattfinden.
Zwar schließt heute die letzte Zeche, aber das langsame Sterben hat bereits vor Jahrzehnten begonnen. Ich selber kenne keinen einzigen Bergmann persönlich - mein Großvater aus Dortmund war einer, aber er ist schon vor meiner Geburt an den Folgen einer Staublunge verstorben - und einen kenne ich vom Hörensagen:
Es ist der Mann meiner Friseurin.
Die Schicht im Schacht war abzusehen, und nun wird sie vollzogen. Es wird dem Ruhrgebiet ein bisschen an Kulisse fehlen, obwohl auch vieles als Denkmal stehen bleiben wird. Mit Hilfe maximaler Sicherheitsvorkehrungen kann man einige Zechen besichtigen, um in die Vergangenheit einzutauchen, die uns alle, die hier leben, mehr oder weniger geprägt hat. Früher gab es in jeder Familie Mitglieder, die in den Minen schufteten, um übertage ein einigermaßen erträgliches Leben führen zu können.
Manche mussten dies mit ihren Leben bezahlen - Bergwerksunglücke. Andere Kumpel starben an den Folgen der Arbeit, zu vorderst an Lungenerkrankungen.
Trotzdem zog es die Männer hinunter in die Tiefe - denn Kohle bedeutete so etwas wie Gold. Ob es die innigen Kumpel-Bande gab, die größer als die üblichen Kollegen-Bande übertage waren, kann ich nicht beurteilen - aber etwas Gegenteiliges als dass man intensiv füreinander da war, habe ich auch nie gehört.
Für die früheren Kumpel gab es schließlich Unterstützung durch Pferde als Zugtiere und man höre und staune,
Kanarienvögel
als eine Art Warnsystem. Sie warnten vor sauerstoffarmer Luft (durch Tod?), so dass die Kumpel sich in Sicherheit bringen konnten.
Im Jahre 1984 wurde eine Medaille vom Gruben-Rettungswesen mit dem Abbild eines Kanarienvogels herausgegeben.
Und heute feiern wir die Kumpel aus vielen Jahrhunderten des Bergbaus. Für immer wird diese Zeit als Nostalgie erhalten bleiben - denn es ist ein Stück Industrie-Kultur,
von der wir alle profitiert haben, die hier leben. Gut und gerne leben.
Glück auf
Glück auf, Glück auf ! Der Steiger kommt,
und er hat sein helles Licht bei der Nacht,
und er hat sein helles Licht bei der Nacht
schon angezündt, schon angezündt.
Hat’s angezündt, ´s wirft seinen Schein,
und damit so fahren wir bei der Nacht,
und damit so fahren wir bei der Nacht
ins Bergwerk ein, ins Bergwerk ein.
Ins Bergwerk ein, wo die Bergleut‘ sein,
die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht,
die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht
aus Felsgestein, aus Felsgestein.
Der eine gräbt das Silber, der andere gräbt das Gold.
Und dem schwarzbraunen Mägdelein bei der Nacht,
und dem schwarzbraunen Mägdelein bei der Nacht
dem sein sie hold, dem sein sie hold.
Ade, Ade! Herzliebste mein!
Und da drunten in dem tiefen, finstren Schacht bei der Nacht,
und da drunten in dem tiefen, finstren Schacht bei der Nacht,
da denk ich dein, da denk ich dein.
Und kehr‘ ich heim zur Liebsten mein,
dann erschallet des Bergmanns Gruß bei der Nacht:
dann erschallet des Bergmanns Gruß bei der Nacht:
Glück auf, Glück auf !!! Glück auf, Glück auf !
Wir Bergleut‘ sein, kreuzbrave Leut‘,
denn wir tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht,
denn wir tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht
und saufen Schnaps, und saufen Schnaps!
Guten Morgen und Glück auf, Gruß Silvia
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen