Samstag, 27. Oktober 2018
27. Oktober 2018 - Mein Hunde-Sohn Robin - 16. Teil -
Auf Reisen mit Robin
Inwiefern sich mein eigenes Reise-Verhalten geändert hat seit dem Tag, an dem Robin in mein Leben hüpfte, erzähle ich in einem späteren Kapitel. Hier jedoch möchte ich von Robins und meiner Reise nach Oostende/Belgien erzählen.
Sie fand in 2007 statt. Ich war nicht zum erstenmal in Oostende, denn früher tuckerte auch eine Fähre hinüber zur Trauminsel Großbritannien, direkt nach Dover. Die Fährverbindung gab es in 2007 nicht mehr. Der Ärmelkanal-Tunnel hatte dem Seeweg den Rang abgelaufen.
2007 war das Europäische Jahr der Chancengleichheit, und der Turmfalke war der Vogel des Jahres. In Deutschland stieg die Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent. Prost!
Derweil streiften Robin und ich durch Oostende und Umgebung. Wir nahmen Platz am Meer und gingen gemeinsam ein bisschen Shoppen. Robin zieht mich im übrigen gern in Geschäfte hinein - aber nach drei Minuten wird es ihm langweilig, und er drängt wieder nach draußen. Er denkt vermutlich, dass er mit diesen drei Minuten seiner Pflicht den Interessen seiner "Mama" gegenüber jeweils genüge getan hat. Nun ja, ich gebe nicht immer seinem Rauslaufen-Nix-wie-weg-Drang nach. Manchmal denke ich auch ganz und gar und für eine halbe Stunde nur mal an mich selber.
Insgesamt genießt Robin die für ihn neue Umgebung ausgiebig. Er mag es, andere Orte zu er-riechen. Die vielen Düfte von unbekannten Hunden (noch nie so oft und so viele Yorkshire-Terrier getroffen wie in Oostende), die Hinterlassenschaften - tausend Nachrichten, tausend neue Eindrücke.
Sand/Oostende/Robin
Meinen Laptop hatte ich zu Hause gelassen. Damals interessierte mich dieser ziemlich wenig. Die ersten Smart-Phones gab es bereits in den 1990er Jahren, aber erst in 2007 gewannen sie nennenswerte Marktanteile. Ich beitze seit 1995 ein Handy (jetzt natürlich ein Smart-Phone), aber das zeigte mir keine neuen Nachrichten aus aller Welt an.
Also besorgte ich mir an jedem Morgen eine Bildzeitung. Im Gegensatz zu anderen Zeitungen sind die Bild-Ausgaben fast überall präsent.
Skandal beim "Perfekten Promi-Dinner"
lautete eine Schlagzeile an einem Sonntag, kurz vor der Ausstrahlung des skandalträchtigen Dinners. Schon vorab wussten die Zeitungsmacher, was passieren und polarisieren würde:
Am Abend sollte Jochen Bendel (ich dachte stets, er sei ein Tierliebhaber!) während seines Dinners einen lebenden Hummer in kochendes Wasser werfen (solch ein Todeskampf dauert lange Minuten). Schon in 2007 war also diese beliebte Tötungs-Art verpönt.
Damit nicht genug, dachte sich vermutlich der hilfswillige Sender - und unterlegte die ganze Kochwasser-Hinrichtung mit dem Song
"Time to say Goodbye".
Ignoranter kann man Tierleid gegenüber nicht sein. Zum Glück habe ich die Sendung nicht gesehen, denn ich hatte Besseres zu tun in Oostende -
mich zum Beispiel ausgiebig um das Wohl meines Tieres Robin zu kümmern (und dass er niemals versehentlich in die Fänge von Gleichgültigen oder Schlimmeren kommt).
Beispielfoto aus hiesigem Zoo
Eine weitere Nachricht berührt die halbe Welt
... und auch diese erreichte mich via Zeitung in Oostende: Eisbärkind Knut wurde der Weltöffentlichkeit am 23. März 2007 vorgestellt. Er zählte inzwischen 15 Wochen, und der arme kleine weiße Kerl war von seiner Mutter verstoßen worden.
Es war die erste Eisbärengeburt im Zoologischen Garten Berlin seit 30 Jahren, und Mutter Tosca brachte am 5. Dezember 2006 zwei männliche Eisbärenkinder zur Welt. Eines davon starb nach vier Tagen. Knut überlebte.
Offenbar leiden auch Tiere gelegentlich unter einer postnatalen Depression? Ich weiß es nicht.
In der folgenden Zeit wurde Knut der wohl berühmteste Eisbär aller Zeiten. Viel zu früh starb er am 19. März 2011.
Doch zuvor machte er eine ganze Welt völlig eisbärlich verrückt.
Auch ich wurde sofort von diesem Virus infiziert und verfolgte Knuts kurzen Lebensweg.
Das "perfekte Dinner" gucke ich noch immer - inzwischen und sicherlich aufgrund des Skandals werden Hummer-Tötungen im kochenden Wasser zumindest nicht mehr dem Publikum gezeigt.
Nach vielen schönen Tagen in Oostende hätten auch Robin und ich singen können
"Time to say Goodbye" -
und das mit wesentlich mehr Berechtigung und Respekt als jenes oben Beschriebene.
Fortsetzung folgt
Copyright Silvia Gehrmann
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