Samstag, 13. Oktober 2018

13. Oktober 2018 - Bienchens Geschichte ... zu ihrem 15. Geburtstag



Bienchens Geschichte
ist auch zum Teil die meiner Mutter

Am heutigen Samstag, dem 13. Oktober 2018, ist unsere Malteser-Hündin  Bienchen stolze und ich möchte sogar sagen, erstaunliche 15 Jahre alt.

Im Juli 2010 habe ich sie von meiner Mutter geerbt, und dies war der schönste Erbteil, den ich je bekommen habe.

Doch bevor Bienchen und ich uns einander annähern konnten, waren nicht wenige  Hürden zu überspringen, und auch der Tod meiner Mutter musste betrauert werden:

Im Juni 2010 musste meine Mutter ins Krankenhaus, und da sie schon lange nicht mehr in Dortmund, sondern in der Nähe von Zell an der Mosel beheimatet war,

lag es an mir, Zeit freizuschaufeln, um für ein paar Tage dorthin zu fahren.

Bienchen war allein in der Wohnung meiner Mutter geblieben, wurde dort jedoch von Paul versorgt und auch ausgeführt. Paul war so etwas wie der Sohn-Ersatz für meine Mutter. Leider nahm er Bienchen nicht mit in seine Wohnung im selben Haus (das ihm sogar gehört) - die hatte mit weit über 200 pieksauberen Quadratmetern offenbar zu viele Möglichkeiten für Bienchen, sie zu verschmutzen.

Überhaupt könnte ich nicht viel Gutes über Paul erzählen. Sachen gibt es, die ich nicht für möglich gehalten habe. Aber: Schwamm drüber. - Immerhin hat bei ihm das sogenannte "Karma" (an das ich eigentlich gar nicht glaube) zugeschlagen. Und zwar so sehr, dass er mir schon wieder leid tat.

Nun saß Bienchen den ganzen Tag hinter der Glastür zur Wohnung meiner Mutter - und niemand kam, um sie von ihrem Elend zu erlösen, schon gar nicht ihr Frauchen, das in einer Klinik lag.

Auch ich zunächst nicht ... denn ich war in Zell a. d. Mosel mit meinem Yorkie Robin in einem Hotel, und es war noch überhaupt nicht klar, was aus Bienchen werden sollte.

Doch ich sehe sie noch immer hinter dieser dicken Glastür - wenn ich kam, stand sie bereits dahinter, wenn ich ging, schon wieder. Offenbar stand sie immer dort und wartete auf meine Mutter.

Das hat mich derart nachhaltig beeindruckt, dass dieser Anblick mein vermutlicher letzter Gedanke im Leben sein wird. Und dann werde ich in jenem hoffentlich fernen Moment wissen, dass der Tod nicht so schlimm sein kann ... wie dieses Verlassen-Werden, das Bienchen erleben musste.



Die Bitte, Bienchen vorübergehend aufzunehmen

kam von meiner Mutter. Und da ich in Paul keine Alternative für Bienchen sah, beschloss ich, der Bitte nachzukommen. Nach einer Woche Aufenthalt in Zell fuhr ich wieder nach Hause -  im Gepäck ein Häufchen Hunde-Elend.

Ihr Leid wurde noch verstärkt, denn für drei Tage später vereinbarte ich einen Termin mit der Hundefriseurin Frau K.. Diese kannte ich persönlich - und zwar aus der Nachbarschaft - und als ich ihr erzählte, dass Bienchen meiner Mutter gehörte,

wollte sie zunächst nicht Hand anlegen an die Hundehaare. Nachdem ich darüber dreimal herzlich gelacht habe, entschied sie sich, Bienchen operationstüchtig zu frisieren -

denn wiederum  einen Tag später hatte ich für sie einen Kastrations-Termin in Asterlagen (weil Robin bis heute ein "intakter" Rüde ist und nicht leiden sollte und Bienchen lt. meiner Mutter kurz vor der Läufigkeit stand).

Vorsichtshalber erwähnte ich in der Klinik nicht, dass Bienchen überhaupt nicht in meinem "Besitz" war.

In der Folgezeit sollte Bienchen nicht so viel laufen, denn bei der Kastration einer Hündin handelt es sich um einen sehr großen Eingriff.

Da Robin jedoch laufen wollte und musste, trug ich Bienchen durch den von Robin so geliebten Wald.

Dem Arzt, der mich mehrmals aus der Klinik anrief, erzählte ich von der Kastration - jedoch mit der Bitte, dies meiner Mutter, die sich permanent nach ihr erkundigte, zu verschweigen.




Bienchens erste Schritte

nach der kurzen Schonfrist aufgrund der Operation mussten angeleint erfolgen. Mehrere Wochen ließ ich die Fluchtwillige nicht von der Leine. Irgendwann traute ich mich - mit höchster Vorsicht und einem stets überprüfenden Blick auf ihre Reaktionen.

Unser Glück jedoch war es, dass sie sich offenbar in Robin verguckt hatte. Umgekehrt bin ich mir da bis heute nicht sicher - aber er akzeptiert sie absolut.


Der Anruf aus Trier

Inzwischen war meine Mutter in ein Krankenhaus in Trier verlegt worden. Am 18. Juli 2010 rief mich ihre behandelnde Ärztin an. Sie erzählte mir, dass der Zustand meiner nun 80jährigen Mutter stabil sei, sie auch noch mal die Klinik verlassen würde ...

und gerne Bienchen sehen würde. Nach Voranmeldung darf man einen Hund in die Klinik mitbringen.

Während ich noch überlegte, wie ich das zeitlich bewerkstelligen sollte ... kam genau 12 Stunden später der Anruf aus dem Krankenhaus,

dass meine Mutter verstorben sei.

Soviel zu einem "stabilen Zustand".


Nun gehörte Bienchen mir

und sie würde ihr Frauchen niemals wieder sehen. Den Verlust hat sie offenbar nie vergessen, denn sie hat bis heute Verlustängste, wenn ich sie allein lassen muss. Sie geht mit niemandem freiwillig mit, die nicht Silvia heißt - und hat dennoch viel gelernt in all den Jahren.

Erst einmal haben Robin und ich  ihr Übergewicht abtrainiert (ohne Futter-Diät).

Dann haben wir sie einigermaßen fit gelaufen. Das Laufen macht ihr sogar viel Freude. Inzwischen hat sie zwar auch einen Hundebuggy  (Herzschwäche, nicht behandlungs-bedürftig) , aber so oft will sie gar nicht gefahren werden.

Das ruhige Leben mit meiner Mutter hatte ein Ende.

Wäre meine Mutter wirklich noch einmal nach Hause gekommen, hätte ich ihr Bienchen nicht so einfach wieder überlassen. Ich wage zu sagen, dass sie bei meiner Mutter mangels

ausreichender Bewegung und womöglich noch stärkerem Übergewicht nicht so alt geworden wäre. Daher mein Eingangs-Satz ...

Dennoch macht es mich sehr froh, dass meine Mutter, deren letzter Gedanke sicherlich ihrem Bienchen galt, beruhigt einschlafen konnte,

denn sie wusste ihren Schatz in guten Händen.

Mama hatte nicht in allem eine so hohe Meinung von mir wie über meine Tierliebe. Doch darüber  konnte sie sich sicher sein.

Und für Bienchen hoffe ich, dass der

Himmel noch warten kann - und meine Mutter auch,

aber sie wird sich in Geduld fassen, solange ihr Bienchen

ihr Hunde-Leben genießt.


Guten Tag, Gruß Silvia






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