Samstag, 3. September 2016

3. September 2016 - Arte - "Der Unverstandene"



Der Unverstandene

Der Film ist 50 Jahre alt, aber das merkt man dem Bildmaterial überhaupt nicht an. Ob man das Thema heute noch genau so abhandeln könnte,

denke ich schon. In anderen, besser gelösten Fällen würde heute die Psychologie hoffentlich erfolgreich greifen.

Der britische Konsul Duncombe, ansässig und tätig in Florenz, verliert seine Ehefrau, die auch Mutter seiner zwei Söhne ist.

Da sind der achtjährige Andrea und der vierjährige Milo.

Andrea erfuhr bereits, dass seine Mutter verstorben ist. Andere Menschen hatten leise darüber gesprochen - und er hatte es gehört.

Als der Vater ihm vom Tod der Mutter erzählt, sieht er einen coolen Sohn vor sich, den er wegen dieser scheinbar harten Strategie auch noch lobt. Milo, der Kleine, erfährt gar nichts vom Tod der Mutter.

Insofern könnte dieser Film nicht heute gedreht worden sein.

Milo vermisst seine Mutter zunächst, doch die Nachfragen nach ihrem Verbleib werden weniger und weniger ... er ist eben noch sehr klein ... und vergisst sie.

Andrea hingegen, der in einem ständigen Kampf mit seiner Liebe zum kleinen Bruder und der Anerkennung durch den Vater steht,

leidet immens unter dem Tod der Mutter.

Die Familie ist sehr reich, und so fallen andere Probleme als die eines ebenfalls noch kleinen Jungen, völlig weg. Das ist gut so, denn man sollte sich in Filmen auf das Wesentliche intensiv konzentrieren.

Auch damals gab es bereits Psychologen - aber wie wichtig sie sein könnten - wurde nicht immer und von allen anerkannt, vielleicht hier und da sogar als Schwäche ausgelegt, falls man einen brauchte.

Andrea stellt die Welt auf den Kopf, um für seinen Vater interessant zu werden - der  aber nimmt nur den kleineren Milo überhaupt in den Arm, liest ihm Geschichten vor und  steht ihm bei Streichen bei, obwohl er meist der Urheber jener Streiche ist.

Andrea wird mehr oder weniger vom Vater  ignoriert. Außer, es plagen ihn mal Gewissensbisse - dann macht er ihm Versprechungen, die er meistens nicht hält.

Dann geschieht ein Unglück, ein schlimmes Unglück - hervorgerufen durch Milo. Der Leidtragende und schwer Verletzte ist jedoch Andrea.

Das Ende möchte ich nicht wirklich verraten - nur soviel:

Der Vater schenkt seinem Sohn Andrea endlich die Aufmerksamkeit und Nähe, die dieser braucht und verdient.

Andrea ergeht es wie vielen erstgeborenen Kindern, die den später geborenen weichen müssen - in der Zuneigung zurück stecken müssen und  so oder auch so darauf reagieren.

Ein sehr schöner Film über das Leben. Über die Trauer. Und vielleicht auch darüber, dass ein Vater beinahe zu spät erkennt, dass er auch seinen erstgeborenen Sohn liebt ...

Guten Tag, Gruß Silvia


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