Montag, 19. September 2016
18. September 2016 - ARD - Tatort Schweiz "Freitod"
Freitod
Eine an Parkinson leidende Frau reist mit ihrer Tochter in die Schweiz, um dort von der "Firma" Transitus in den Tod begleitet zu werden. Gefilmt wird der selbst bestimmte Tod von Nadine Camenisch, die
auch als Krankenschwester in einem Hospital arbeitet.
Als erbitterte Gegner von Transitus kommt die religiöse Organisation Pro Vita ins Spiel, und jedesmal, wenn in der Sterbe-Wohnung jemand freiwillig sein Leben lässt,
protestieren sie, die für das Leben bis zum bitteren Ende eintreten.
Ein düsteres, leeres Haus ist das Letzte, was die "Kunden" von Transitus in ihrem Leben zu Gesicht bekommen -
bis auf einen Nachbarn, der schwer krank von der Dialyse abhängig ist, sind längst alle anderen Mieter aus diesem Haus ausgezogen.
Nach diesem Sterbefall taucht plötzlich der an einer bipolaren Störung erkrankte Sohn, Martin Aichinger, der toten Frau auf - er hatte zu spät von den Plänen seiner Mutter erfahren und glaubt nicht an die Freiwilligkeit - und bedroht per Pamphleten die Mitarbeiter und seine Schwester.
Am nächsten Tag wird eine Mitarbeiterin der Firma Transitus ermordet aufgefunden. Die Suche nach dem psychisch schwer kranken Sohn läuft ... Da geschieht ein weiterer Mord.
Die Handlung wird in einem Krankenhaus weiter geführt ...
Dort waren sowohl die Krankenschwester Nadine als auch das zweite Mordopfer tätig.
"Ich spüre immer so eine positive Energie bei den Menschen, die zum Sterben hier her kommen", meint Nadine, als sie über Transitus spricht.
Man kann über die Befürworter der Sterbe-Hilfe und über die Gegner denken wie man möchte, aber es war eine gute Idee, dies in einem Tatort unterzubringen.
Und natürlich darf auch ein bisschen Widersprüchliches in den menschlichen Wesen nicht fehlen, wenn der Pro-Vita-Chef von seiner Freundin eine Abtreibung verlangt, damit seine Ehe nicht gefährdet wird.
So sehr beliebt sind die Schweizer Tatorte nicht, aber dieser Fall ist fesselnd und beinahe völlig frei von irgendwelchen Befindlichkeiten der Ermittler, wenn auch zuweilen betulich inszeniert.
Die Bilder sind düster bis trist und werden nur durch das bunte Wesen von Martin Aichinger aufgehellt, der wie ein Donnerhall durch Luzern läuft, dass man sich wundert, dass er nicht an der nächsten Ecke von einer zufällig Streife fahrenden Polizei aufgegriffen wird.
Dass er zudem in jedes Haus eindringen kann und die Adresse einer Transitus-Mitarbeiterin kennt, ist der Ticken Unlogik, den der Film braucht, um die Handlung voranzutreiben - auch als er später sogar nachts ins Krematorium gelangt, um dort unter vielen Särgen endlich den seiner Mutter zu finden.
Eine gruselige Angelegenheit und nichts für schwache Nerven.
Bis zum baldigen Finale kommt mir kein wirklicher Verdacht gegen irgendwen:
Doch dann sieht sich Nadine Camenisch zu Hause die Sterbe-Videos an ... und man merkt, dass sie das gern tut - und illegal. Leider muss gerade aus diesem Grund noch jemand dran glauben und sein Leben lassen.
Sie entpuppt sich nicht allein als Dreifach-Mörderin, sondern auch als sogenannter Todes-Engel, der bereits auf seiner Station im Krankenhaus so manchen Menschen - und entschieden gegen den Einzel-Willen - ins Jenseits befördert hat.
Eine junge Frau, deren Passion der Tod ist!
Und genau dort liegt die Gefahr der Sterbehelfer: Sie sollten es nicht tun, weil sie es gerne tun - sondern, weil sie den Tod-suchenden Menschen wirklich helfen möchten. Doch wer kann hier die genauen Grenzen ziehen?
Vier von fünf möglichen Sternen für diesen Tatort. Und die teilweise Synchronisation des Krimis ist mir nicht negativ aufgefallen. So konnte ich wenigstens alles verstehen und musste dem Film nicht vorzeitig den Exitus antun.
Guten Morgen, Gruß Silvia
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