Freitag, 17. Mai 2024

17. Mai 2024 - Mein damaliges Zweier-Rudel ... warum es passen musste.




Mein damaliges Zweier-Rudel ...

musste sich zunächst beweisen, ob es miteinander überhaupt rudelfähig ist. Auf mich allein kam es bei dieser Zusammenführung weniger an als darauf, wie die beiden aufeinander reagierten. Ich liebte beide, obwohl ich Bienchen erst kurz kannte - aber würden sie einander auch lieben? - Natürlich hatte Robin für mich Priorität, denn er war seit seiner 9. Lebenswoche bei mir  - und wenn er Bienchen nicht in sein Herz geschlossen hätte, hätte ich mich dem beugen müssen. Ich hätte - sehr traurig - für sie nach einem guten anderen Zuhause suchen müssen.

Dass ich Bienchen erst in 2010 kennenlernte, ist eine andere Geschichte, die hier keine Rolle spielt. Immerhin war die am 13. Oktober 2003 geborene Bienchen im Juni 2010 bereits beinahe 7 Jahre alt - Robin war genau drei Monate jünger (geboren am 13. Januar 2004). Somit waren beide in derselben Alters- und Gewichtsklasse zu Hause. Robin, der Yorkshire-Terrier und Bienchen, die Malteserin.

Selbst zwei Hunde, die sich kennen, müssen nicht unbedingt ein Klein-Rudel bilden. Zum Glück ist es zwischen meiner heutigen Hündin Momo und dem Cocker-Spaniel Henry meiner Freundin Silke gelungen: unangefochten von Henry ist die Pudelmixhündin Momo hier die Rudelführerin.

Hunde bilden nicht automatisch ein Rudel, nur, weil sich der Mensch das wünscht. In der Konstellation Momo : Henry kann es natürlich sein, dass die beiden Vierbeiner uns Menschen  ein wenig vertraut haben - und darum ruckzuck zueinander gefunden haben.

Bei mehreren Hunden sieht das allerdings häufig ganz anders aus ... Gruppen- oder Mehrhundehaltung entsprechen nicht unbedingt und eher selten einem Rudel. Ein Rudel muss sich finden - und nicht vom Menschen gebildet werden.

Jeder auch Einzelhundehalter kennt es, dass sich auf langen Spazierwegen leider spontan miteinander unverträgliche Hunde begegnen - und ihre gegenseitige Abneigung ausleben möchten, denen der Mensch dann schnell Einhalt gebieten muss. Ich bin keine Vertreterin der Fraktion "die regeln das unter sich".


Bienchen

Während meine Mutter im Krankenhaus lag, war Bienchen allein - und verloren - in ihrer großen Wohnung. Sie wurde versorgt, jemand ging mit ihr spazieren, aber sie war

- als ich sie zum ersten Mal sah

(sie hockte hinter der dicken durchsichtigen Glas-Eingangstür und wartete sehnsüchtig darauf, dass meine Mutter wiederkam ...)

- dem Augenschein nach das einsamste Wesen auf dieser Welt.

Für kurze Zeit änderte sich dies, als ich mit Robin die Wohnung betrat. Bienchen war sofort Feuer und Flamme für Robin, zeigte ihm alles, was für sie wichtig war - und hoffte sicherlich, dass er sofort bei ihr einziehen würde. Mich beachtete sie noch kaum

(was sich später sehr änderte, denn schon recht bald wollte sie keinen Schritt mehr ohne mich machen und Robin rückte an die 2. Stelle. Eine auch nur vorübergehende Hundebetreuung wäre undenkbar gewesen. Nicht einmal mit meinem Mann wollte sie mitgehen, wenn ich nicht dabei war. Sie stemmte ihre Füßchen dann in den Boden, bewegte sich keinen Millimeter und konnte sturer als ein Terrier sein.).

Ein paar Tage später nahm ich Bienchen mit zu mir nach Hause, und hier musste sich beweisen, wie die beiden Hunde zueinander standen.

Dass sie ihn auf den ersten Blick mochte, hieß ja nicht, dass es bei ihm ebenso war. 

Zur ersten Fütterung stellte ich ihnen jeweils einen Teller hin und wahrte dabei einen gewissen Abstand der Schüsseln zueinander. Natürlich ließ ich sie dabei nicht aus den Augen. Sie wollten allerdings nicht gleichzeitig von zwei Tellern fressen, sondern ... wie ich nach einigen Testdurchläufen gemerkt habe - nacheinander von demselben.

Schon nach ein paar Tagen musste ich Bienchen in einer Tierklinik kastrieren lassen, denn meine Mutter hatte mir mit auf den Weg gegeben, dass Bienchen bald läufig würde. Das konnte ich (meinem intakten) Robin natürlich keinesfalls zumuten - und ihr selbstverständlich auch nicht. Es war traurig für sie, dass sie, nachdem sie aus ihrem Zuhause gerissen in Robins Zuhause kam ... und dann auch wieder fast sofort in fremde Hände in der Klinik gelangte.

Sie war aber eine taffe kleine Maus - und sichtbar froh, als ich sie nach einem halben Tag aus der Tierklinik abholte.


Robin

Schnell wurde Robin ihr großes Vorbild, und er übernahm die fehlende "Erziehung" Bienchens. Mehr oder weniger konnte ich mich zurücklehnen und ihm die Verantwortung überlassen. Er wusste, wie es ist, ein richtiger Hund zu sein ... und gab seine umfangreichen Kenntnisse an sie weiter. Robin zog sogar einen gewissen Stolz aus dieser Ausgabe. Es machte ihm Freude, den Lehrer zu spielen und der Lehrer zu sein.

Aber auch jeder Lehrer hat seine Macken, und auch die möchte er an die Schüler bringen. So war Bienchen ihm auch in seinen terriertypischen Unarten eine fleißige Nachahmerin. Seine blödesten Ideen waren Nullkommanix ihre eigenen. - Darin musste ich sie manchmal bremsen ... dass sie fortan auf Rüden- und nicht mehr auf Hündinnen-Art pinkelte, war allerdings kein Problem.


Robin und Bienchen

Nach etwa ein bis zwei Wochen konnte ich sagen: sie werden noch weiter zu einem Rudel zusammenwachsen, aber die Anfänge sind gemacht. Vielleicht liebte Bienchen Robin mehr als es umgekehrt der Fall war, aber auch er schloss sie in sein großes Terrier-Herz.

Auch am Futternapf, dessen Inhalt nacheinander weggeschlabbert wurde, gab es keine Probleme: mal war Robin der erste, der fressen durfte, mal Bienchen. Sie schienen ihren eigenen Rhythmus gefunden zu haben.

Was zusätzlich für mich sehr beruhigend war, war, dass sie gleichaltrig waren. Einen sehr jungen und einen sehr alten Hund hätte ich nicht gern miteinander vergesellschaftet. Das wäre zu Lasten des alten Hundes gegangen.

Auch, wenn Bienchen noch eine Weile offensichtlich nach meiner Mutter suchte, konnte ich sie nach 2 Wochen zum ersten Mal ableinen. Noch war es Robin, der sie an der unsichtbaren Leine gehalten und abgehalten hat, davonzulaufen.

Nach ein paar Monaten war ihr Schmerz über den Verlust verklungen, sie lebte sichtlich auf, wurde auch ein wenig schlanker und genoss jeden einzelnen Tag.

Am Ende ihres Lebens war sie länger bei mir als bei meiner Mutter, die im Juli 2010 verstorben ist.

Leider musste sie im hohen Alter noch Robins Tod überwinden, der am 6. September 2019 über den Regenbogen gehen musste. Doch inzwischen war sie selber alt und weise geworden, wie viele alte Hunde - und sie schaffte es.

Sie überlebte ihn um viele Monate und starb am 25. Januar 2021.

Wie schön, dass beide mir den Traum von einem Zweier-Rudel problemlos erfüllt haben. Es hat allerdings nicht gepasst, weil ich mir das so sehr gewünscht habe - sondern weil es einfach zwischen ihnen beiden gepasst hat.

Meine Mutter hatte mir 2010 ihren größten Schatz, die Malteserin Bienchen, anvertraut: und ich denke, Robin und ich haben ihren letzten Wunsch zu einem Erfolg gemacht.


Guten Tag, Gruß Silvia


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen