Samstag, 16. Dezember 2017

16. Dezember 2017 - Adventskalender 2017 - 16. Türchen: Drei Frauen - drei Antworten über Weihnachten

Kurz vor Weihnachten habe ich drei Frauen die Frage gestellt,
was ihnen Weihnchten bedeutet.
Dafür und für die Fotos herzlichen Dank.
Hier die Antworten:



Ulrike Bliefert schreibt:


Weihnachten hat als religiöses Fest für mich an Bedeutung verloren, auch wenn ich mich mit den ChristInnen in aller Welt aus purer Sympathie mitfreuen kann.

In meiner frühen Kindheit waren Adventszeit und Weihnachten geprägt von Vorfreude und kindlicher Keksebacken-Glückseligkeit. Nach dem Tod meiner leiblichen Mutter bzw. der Wiederverheiratung meines Vaters war davon nichts mehr übrig: Ich bekam die Kleidungsstücke geschenkt, die ich ohnehin gebraucht hätte, Kekse wurden im Supermarkt gekauft und ab der Pubertät war die zweieinhalbtägige Zwangskommunikation mit meinen Eltern einfach nur der blanke Horror.

Schön wurde es dann erst wieder in der Wohngemeinschaft, in der ich als junge Schauspielerin gelebt habe: Da kamen jedes Mal an die zwanzig Leute zusammen, jede(r) brachte etwas Gutes zu Essen oder zu Trinken mit und es wurde gekocht und gefuttert und diskutiert bis zum frühen Morgen. So würde ich heute gern wieder Weihnachten feiern!

Als Familienfest bedeutet es für mich heute - wie für viele meiner AltersgenossInnen - Stress, da die Elterngeneration emotional versorgt werden muss. In unserem Fall sind das je eine fast 90jährige Mutter bzw. Stiefmutter in Berlin und in Basel; das heißt, mein Mann und ich können nicht zusammen feiern, weil jede der beiden Damen auf einem gemeinsamen Heiligabend mit dem/den Kind(ern) besteht. 
Die schönen, traditionellen Tätigkeiten wie die Wohnung schmücken, backen und weihnachtliche Musik hören fallen seit Jahren bereits diesem Umstand - gepaart mit dem zunehmenden beruflichen Zeitdruck - zum Opfer.

Summa summarum: Schade. Weihnachten ist eigentlich ein wunderbarer Anlass, zusammenzukommen und es sich ganz zwanglos von Herzen gut gehen zu lassen (siehe oben unter „Wohngemeinschaft“).

Herzlich: Ulrike

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Der nächste Beitrag kommt von Manuela Neuhaeu




Hallo Silvia,

wie versprochen gibt es heute meine Einstellung zu Weihnachten.

In meiner Familie war schon immer Weihnachten die wichtigste und schönste Zeit des Jahres und wir haben uns wohl alle gesteigert und alte Familientraditionen und neue Traditionen vereint.
Als meine Geschwister und ich noch Kinder waren, ging es sicher für uns um Geschenke aber auch schon damals war das Schmücken der Wohnung sehr wichtig.

Wir gingen wir an Heiligabend noch in die Kirche, in der wir auch beim Adventssingen mitmachten.

Das miit der Kirche haben wir dann aber eingestellt, als ich aus dem Konfirmandenunterricht geworfen wurde, da mich der Pastor beschimpfte und ich mir das nicht bieten ließ.
Aber das hat eher die Gemütlichkeit in den Heiligabend gebracht, da wir nicht mehr an den Termin der Messe gebunden waren.

Ganz wichtig ist an Weihnachten natürlich auch das Essen. Über Jahre war es die Tradition meiner Mutter, dass es schlesische Bratwurst mit Stampfkartoffeln und Sauerkraut gab. Spätestens nachdem ich mich weigerte, dies zu essen, haben meine Eltern das Traditionsessen verschoben.

Aktuell ist unsere Tradition, dass ich am frühen Nachmittag zu meinen Eltern gehe. Wichtig ist dabei bequeme Kleidung, in der wir uns gemütlich das Heiligabendfernsehprogramm ansehen (über Jahrzehnte trugen meine Eltern zur Bescherung Anzug und langen Rock). Dabei sehen wir immer die selben Filme und auch das ist uns sehr wichtig. Ein Muss ist "Familie Heinz Becker", "Das ewige Lied" und "Familie Hoppenstedt".

 Dann gibt es ein gemeinsames Buffett mit Antipasti, Käse und vielen Leckereien. Das Essen geht über Stunden und natürlich fließt auch Rotwein. Wir schwelgen dabei in Erinnerungen und gedenken unserer Lieben, die nicht mehr bei uns sein können. Das geht den ganzen Abend so und später sehen wir uns noch im Fernsehen den Gottesdient aus Rom an. Und wenn der Papst Jesus in die Krippe legt, kämpfen wir alle mit den Tränen. Und wenn die Glocken unserer Gemeinde St.Elisabeth läuten, dann gehen wir auf den Balkon und ich glaube, im Dunkeln weint jeder von uns still vor sich hin. Ich hätte das in jungen Jahren niemals gedacht aber heute weiß ich, dass man im Alter immer sentimentaler wird. Das hört sich sicher traurig an, aber das sind wir nicht.

Und so geht es dann an Weihnachten weiter. Am 1. Weihnachtstag kommen meine Eltern zu mir und wir machen Raclette oder Pizzadom. Hinzu kommt meistens auch mein Bruder, wobei er leider oft nicht lange bleiben kann, da er auch an solchen Tagen arbeiten muss.

Am 2. Weihnachtstag bin ich meistens alleine und das ist auch gut so. Ich koche schön und esse und trinke gut. Meistens sehe ich mir dann noch das typische Weihnachtsprogramm an und genieße einfach die Ruhe und Besinnlichkeit. Am Abend laufe ich im Dunkeln gerne durch die Nachbarschaft und erfreue mich an den Lichtern und gucke sehr gerne in die Fenster der Nachbarschaft.

Für die meisten Menschen erscheint mein Weihnachtsfest als die pure Langeweile, aber mir gefällt es genau so und ich hoffe, dass wir es noch so noch lange feiern können. Und wenn es nötig wird, werden die Traditionen einfach angepasst.

Als ich alleine in Berlin lebte, bin ich schon am Vormittag durch den Schnee am Reichstag gestapft (im Jahr 2000 schneite es über die gesamten Weihnachtsfeiertage) und genoss, dass ich ohne Stress und Besuchsmarathon das Fest erleben konnte. Früher waren die Geschenke wichtig, heute ist es das Genießen der gemeinsamen Zeit.

Meine gesamte Wohnung ist schon geschmückt, wobei ich immer ganz penibel auf den Startschuss am Montag nach Totensonntag warte, bevor die Lichter angehen.

Ich denke, die meisten Menschen finden meine Weihnachten furchtbar aber ich bin froh, nicht durch die Verwandschaft tingeln zu müssen. Schon heute habe ich meine Eltern vorgewarnt, dass ich mich auf keinen Fall belabern lasse, meine Tante und meinen Onkel in Kamp-Lintfort zu besuchen. Wir sehen uns sehr selten aber dann möchte ich den Stress und die Fahrerei auch nicht an Weihnachten oder zwischen den Jahren.  Außerdem möchte ich natürlich auch meine Tiere nicht alleine lassen, denn auch für sie ist Weihnachten. Sie bekommen mit uns ihr Essen, sind bei der Bescherung dabei und werden natürlich auch beschenkt. Ach ja, ich vergaß zu erwähnen, dass mein Weihnachten vom 23.12. bis 02.01. andauert.
Viele liebe Grüße
Manuela
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Die dritte Beitrags-Verfasserin bleibt für die LeserInnen anonym - ich weiß natürlich, wer dahinter steht, und die Fotos sind auch von ihr



Hallo Silvia, hier ist der Versuch, Weihnachten zu beschreiben.

Weihnachten bedeutet mir im christlichen Sinne gar nichts, da ich  nicht gläubig bin. Ich finde es aber schön, über Christkindlmärkte zu schlendern und alles etwas gelassener anzugehen. Das geht hier bei uns auf dem Land sehr gut.

Weihnachten bedeutet, noch mehr Sehnsucht nach meiner Tochter zu haben und zu wissen, dass ich sie an den Festtagen wieder nicht sehen werde. Es bedeutet auch, noch intensiver an die vielen Angehörigen zu denken, die ich schon an den Tod verloren habe.

Es bedeutet, Plätzchen zu backen als ob ich dafür bezahlt würde. Plätzchen, die ich selbst nicht esse und die ich überwiegend verschenke, statt das Ganze einfach sein zu lassen.

Weihnachten ist die Zeit, in der sich mein Mann wochenlang Gedanken über das festliche Essen an den Feiertagen macht. Essen, das ich dann kochen muß und von dem meist die Hälfte übrig bleibt.

Das Weihnachten meiner Kindheit war einfach. Es gab einen Christbaum, den meine Mutter am 23. 12. heimlich schmückte. Mit echten Kerzen und Lametta. Dann wurde das Wohnzimmer abgeschlossen und in voller Pracht sahen wir den Baum erst zur Bescherung. Es gab ein traditionelles Essen, das meine Mutter aus Schlesien kannte und das jahrzehntelang in unserer Familie Heiligabend und Silvester auf den Tisch kam. Es gab für jeden einen bunten Teller mit Mandarinen, Nüssen und Schoko-Weihnachtsmännern.

Es gab für mich nie die Schachtel Pralinen, die ich mir so sehnlichst wünschte. Trotzdem war Weihnachten schön. Geschenke gab es natürlich auch, aber das waren oft Dinge des täglichen Bedarfs, die ohnehin hätten gekauft werden müssen. So waren sie eben ein Geschenk. Allerdings bekam ich alle meine Puppen jeweils zu Weihnachten!

Es gab ein Foto, das mich als 5-jährige mit einem Puppenhaus zeigt. Mein Vater hatte es wohl für mich gebaut. Ich kann mich allerdings nicht daran erinnern, jemals damit gespielt zu haben.

Insgesamt ist für mich Weihnachten trotzdem eine schöne Zeit, in der ich jedes Jahr aufs Neue hoffe, mich nicht von der Hektik anstecken zu lassen.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen