Kandidaten der Sendung "Das perfekte Dinner"
Wer die Sendung kennt, weiß, dass sich sich hier beinahe alle Typen tummeln, die man auch in seinem Privatleben kennenlernen könnte - nur ist die Auswahl wesentlich geballter. Denn wer lernt schon jede Woche fünf vorher fremde Menschen kennen ... und freundet sich sogleich mit ihnen an? Wer überdies einmal in diesem
Format mitwirken möchte, melde sich einfach beim Sender an, denn wie die Kandidaten oft zum Besten geben, ist eine
Bewerbung unüblich, weil eine reine Anmeldung reicht
(scheint einfacher zu sein, als einen Termin bei einem Orthopäden zu bekommen):
im übrigen sollte man glaubhaft mündlich übermitteln, dass man
zumindest Wasser nicht anbrennen lässt. Ansonsten ist alles offen und das Wort Kochkunst darf frei interpretiert werden. So manchem Kandidaten ist der Begriff "Kochenkönnen" ohnehin gänzlich unbekannt, noch wissen sie, was das überhaupt bedeutet. W a s allerdings jeder
Kandidat - oder beinahe jeder - aus dem Effeff beherrscht, ist die Kunst des Essens, auf die die Kunst der Bewertung eben jedes Essens folgt. Die Bewertung muss nicht fair sein, sich aber im
Rahmen bewegen. Eben in dem Rahmen zwischen der Null und der Ziffer 10.
Runterpunkter
sind bekannte Kandidaten-Phänomene dieser Sendung, denn was wäre eine TV-Welt, die auch noch eine gerechte wäre? Also werden auch keine Gerechtigkeitsfanatiker bevorzugt in die Kandidaten-Liga aufgenommen,
o b w o h l man das manchmal gar nicht so gut beurteilen kann: und schon schummelt sich jemand in die Sendereihe, der einfach alles, aber auch wirklich alles, auch jeden Misthappen zwischen den Zähnen, als wunderbar wahrnimmt.
Hierbei handelt es sich um die
Toppunkter (Arschkriecher?), die keinerlei Zuschauer-Attacken auf sich vereinen, sondern als gute Menschen gelten möchten, aber sich scheuen, der Wahrheit entsprechend zu punkten.
Doch das sind die - bislang, Tendenz allerdings steigend - eher kleinen Ligen neben einer anderen großen: den
Werbetreibenden in eigener Sache
Diese befinden sich hier in bester Gesellschaft, denn selten gehören sie zu den guten Hobby-Köchen, wenn man bei ihnen überhaupt von einem Hobby ausgehen kann, das sich aufs Kochen bezieht. Von dezenter bis aufdringlicher Werbung ist
hier alles möglich. Natürlich muss auch der Sender bei diesem Trick mitwirken, denn er könnte gnadenlos jedes Wort in Richtung Eigenwerbung streichen ... aber die Macher lassen vieles zu, manches auch, weil es die Zuschauer nervt? Doch:
wenn es nervt, kann man mehr darüber schreiben ....
Beinahe jeder Kandidat bezeichnet sich als
Familienmensch,
und nur die Richter und Beisitzer der Familiengerichte (und einige andere Behörden-Angehörige) bezweifeln diese oft genannte Tatsache, als wäre sie einem Märchen entsprungen. Allerdings ließe es einen Kandidaten nicht wirklich
sympathisch wirken, wenn er betont, dass er mit seiner Familie nichts anfangen kann - und daher werden solche Aussagen erst gar nicht getätigt. Man stellt sich ohnehin schon einem Publikum,
das jede Schwäche mit Vorliebe kommentiert und zerpflückt und niedermacht.
Neid
ist zum Beispiel eine Eigenschaft, mit der ein Kandidat beim Publikum überhaupt nicht punkten kann - und da ist es unerheblich,
wie viele Zuschauer ebenfalls hier und da Neid empfinden ... die Zuschauer stehen nicht zur Aburteilung bereit, sie bleiben anonym.
Dauernörgler und Besserwisser
Dieser Rubrik widme ich den letzten Abschnitt meiner kleinen Abhandlung, die natürlich unvollständig bleibt, weil es bereits in der nächsten Woche einen Kandidaten gibt, der ganz neue Saiten oder Seiten zum Klingen bringt.
Besserwisser sind mir persönlich zu aufdringlich in der belehrenden Weitergabe von augenscheinlichem Wissen, das den Anschein erwecken soll, als hätten sie mehr Bildung als die anderen und sowieso mehr und besseres Urteilsvermögen. Niemand neidet ihnen ihr angebliches oder tatsächliches Wissen - aber auf der anderen Seite lassen sich Menschen auch nicht gern auf eine überhebliche Art und uneingeladen von Menschen belehren, die ihrerseits für die Argumente und das Wissen ihrer Mitmenschen keinerlei Interesse zeigen.
Über die Dauernörgler hingegen kann ich mehr oder weniger müde lächeln, denn sie fordern mich zum parodistischem Gegen-Nörgeln heraus ...
was ich mir bei Besserwissern lieber verkneife, weil ich nämlich
genau so nicht rüberkommen will, denn das wäre nicht ich. Jeder darf so viel wissen, wie er meint ... ich muss nur nicht alles glauben, was er von sich gibt ...
Ich mag
diese Sendereihe, aber mit einer Kochsendung hat sie nur am Rande und als Alibi zu tun: wer auf hervorragende Kochergebnisse hofft,
kann sich auf eine lange Wartezeit einstellen. Oder auch darauf, auf ein Glas Milch zu warten -
aber am Ende ein Glas Buttermilch serviert bekommen. Und wie die dann schmeckt, kann man sich denken ...
Guten Tag, Gruß Silvia
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