"Kreuzfahrt einmal anders - Das Metropolenmenü"
Vorspeise: Fish & Chips 2.0
Hauptgang: Boeuf bourguignon / Kartoffelpüree à la Joël Robuchon / karamellisierte Babymöhren
Nachtisch: Belgische Eierlikörpralinen / Champagner-Sorbet / Poffertjes
Vorspeise: Fish & Chips 2.0
Hauptgang: Boeuf bourguignon / Kartoffelpüree à la Joël Robuchon / karamellisierte Babymöhren
Nachtisch: Belgische Eierlikörpralinen / Champagner-Sorbet / Poffertjes
Angeber sind wie Zwiebeln: Alles Schale - der Rest zum Heulen
- Klaus Klages (1938 bis 2022)
In dieser Woche begibt sich die Werbezeit des Dinners in eine überdimensional große, denn jede Sendeminute ist der Kreuzfahrt auf der AIDA gewidmet. Wie jede Art von Werbung werden auch hier die unangenehmen Seiten verschleiert: ich möchte mir nicht das große Menschen-Gedränge vorstellen, das wir hier und vermutlich in der gesamten Woche überhaupt nicht zu sehen bekommen: man könnte den Eindruck gewinnen, dass jeder Kreuzfahrer unendlich viel Platz und genauso viel Zuwendung vom Personal geschenkt bekommt.
Ich habe nur einmal eine Flußkreuzfahrt auf dem Nil gemacht - aber ich denke, dass die wesentlich exklusiver war als die Massenabfertigung auf einem Schiff wie diesem.
Fünf Menschen haben sich zusammengefunden, um hier ihr jeweils persönliches perfektes Dinner zu kochen. Ob sich dieselben Menschen auch für eine Vorbild-Woche der Nachhaltigkeit beworben hätten, ist fraglich, denn der
1. Hobby-Koch Mark war bereits 12 Mal auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs (da darf er in Sachen Nachhaltigkeit schließlich gar nicht mitreden). Der 37jährige Angestellte im öffentlichen Dienst hat sogar auf einem solchen Schiff geheiratet. Bieten die auch Taufen oder Kommunionfeiern an? Egal, die werden jede Marktlücke auch ohne mein Zutun finden -
und zur großen Produktplatzierung haben nun Vox und Aida sich vereinigt. Aber die Aida ist nicht das einzige Produkt, das fürs geneigte Publikum ins Bild gerückt wird,
denn in einer der Schiffsküchen (die könnte evtl. für Kochkurse an Bord genutzt werden ... aber genau weiß ich das natürlich nicht) steht alles, alles bereit, was das Herz eines Werbeprofiteurs wie Vox hocherfreut.
Die Küche ist natürlich wirklich schick und groß und steht im vollkommenen Gegensatz zu der Küche, die Mark in Krefeld hat: die ist sehr, sehr klein. Beinahe so klein, dass ich denke, in seiner Wohnung wäre ein Dreh gar nicht möglich gewesen ... aber vielleicht gilt ja: Platz ist in der kleinsten Hütte ... und heute eben
in der größten.
Mark wirkt vollkommen abgeklärt, redet gerne und viel, wobei man nicht unbedingt alles für bare Münze nehmen muss, was er erzählt. Zum Beispiel stimmt es nicht, dass Joel Robuchon allein für sein Kartoffel-Püree mit einem Stern ausgezeichnet worden ist. Der 2018 verstorbene Koch war u. a. "Koch des Jahrhunderts". Eine Ehre, die nur wenigen Köchen zuteil geworden ist.
Das Menü
... ausgerechnet das Nachkochen des Kartoffel-Pürees misslingt ihm grandios: am Ende bleiben ihm für die 5 Teller nur klägliche Reste übrig. Die Zubereitung des Boeuf bourguignon soll keine "Frage des Könnens, sondern der Präzision" sein ... am Ende sieht das Fleisch gut aus.
Vor dem Hauptgang gefällt es dem wenig bescheidenen Mark, Dom Pérignon mit Cassis zu versauen: das hat der hochpreisige Champagner wirklich nicht verdient - und es ist sogar dekadent.
Es ist die Frage, ob Mark die Flasche Dom Perignon von seiner Aufwandsentschädigung bezahlt - oder ob das eine Zugabe der Reederei ist, um alles in einem noch
glanzvolleren Licht erscheinen zu lassen?
Als "Begleiter" der dieswöchigen Kandidaten fungiert Franz Schned, der Küchenchef der Aida. Bei Bedarf hilft er mit Rat, aber ohne Tat, denn kochen müssen die Bewerber um 3.000 Euro allein ...
ach ja, Mark sind die 3.000 Euro allerdings völlig egal ... kann man glauben, muss man aber nicht.
Fazit
Sicherlich denken sich vier Kreuzfahrer, dass sie noch ein wenig das nächtliche Bordleben genießen können -
da legt Mark eine Nachtschicht ein, obwohl sein Plan war, den Nachtisch um 22.00 Uhr zu servieren. Pustekuchen,
es ist 0.33 Uhr, als der Nachtisch aufgetischt wird.
Mark ist insgesamt ziemlich mit sich selber beschäftigt: als guten Gastgeber sehe ich ihn ebenfalls nicht. Vielleicht fehlt ihm bei der Größe der Küche auch einfach nur der Überblick.
Die Punkte: je 8 geben Tanja, Sally und Alexander, 7 gibt Michael.
Mit 31 Umdrehungen ist er sicherlich nicht unzufrieden.
Ich weiß nicht, ob mir solch eine Sendung überhaupt gefällt, denn das Wesentliche fällt ersatzlos weg: das persönliche Umfeld der Bewerber, ihre Küchenbesuche von Verwandten, Nachbarn, Freunden undundund ... und ihr Wirbeln durch die eigenen Küchen.
Womöglich verlasse ich vor dem Ende der Reise bereits das Schiff ... nein, nicht wie die Ratten, denn das Schiff wird nicht sinken, sondern Vox
vermutlich jede Menge neuer Zuschauer bringen. Vielleicht.
Ich wäre dann einmal für ein Kochen im Silentium eines Klosters ... als innere Einkehr sozusagen.
Guten Morgen, Gruß Silvia
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