Montag, 31. Januar 2022

30. Januar 2022 - ARD - Polizeiruf 110 (aus Brandenburg) - Hildes Erbe


Adam Raczek: Lucas
Gregorowicz
Vincent Ross: André Kaczmarczyk
Emma Grutzke: Ada Philine Stappenbeck
Ulf Grutzke: Lars Rudolph
Hilde Grutzke: Tatja Seibt
Sandra Böttcher: Isabel Schosnig
Wolfgang (Wolle) Neumann: Fritz Roth
Karol Pawlak: Robert Gonera
Wiktor Krol: Klaudiusz Kaufmann
Dr. Marian Kaminski: Tomek Novicki
Basti Grutzke: Oskar Böckelmann


Polizeiruf 110
Hildes Erbe

Es jubeln schon mal all die Zuschauer, die zum Glück keine derart kaputte Familie aufweisen müssen, wie sie heute im Fokus der Ermittlungen steht. In dieser Sippschaft stimmt überhaupt nichts: allen voran marschiert die brutale, ordinäre und egomane Hilde, die durch Erbschaft - und nicht harte Arbeit - eine beträchtliche Summe in den Fingern hält: über 800.000 Euro.

Vincent Ross kommt frisch von der Polzeischule (Polizei-Kindergarten nennt Adam das), und zieht in eine Wohnung in einem sehr heruntergekommenen Haus. Basti Grutzke hilft ihm noch beim Tragen, eine letzte gute Tat, die eigentlich kaum zu dem Familien-Psychogramm passt - und kurz darauf liegt er in seiner eigenen Blutspur, von der man annehmen könnte, dass die mehr Volumen hat als die durchschnittlichen 6 Liter. Nun ist er leer und tot.

Adam hält den neuen Kollegen zunächst nur für einen Zeugen - bis dieser seinen Dienstausweis mit einem wenig Genugtuung vorzeigt. Wie Adam mit der queeren Persönlichkeit des neuen Kollegen zurechtkommt, wird sich in den nächsten Folgen zeigen. Allerdings passen die sehr gegensätzlichen Kommissare perfekt zueinander, wenn sie auch nicht die gleichen persönlichen Ausgangspositionen haben und auch nicht aus derselben Generation stammen. Falls jemand Adam von seiner Tablettensucht wegbringen kann ... dann sicher Vincent, der auch Psychologie bis zum Bachelor studiert hat - und die ruhigste, reflektierteste und beruhigendste Person ist, die man sich vorstellen kann. Er ist eine absolute Bereicherung im Kollegenkreis der Tatort- und Polizeiruf-Kommissare.

Damit die Zuschauer bis zum Ende des Krimis ein bisschen Abstand von der schrill-lauten Hilde nehmen und verschnaufen können, wird sie mittendrin ermordet. Vergiftet. Das Gift wurde Tage zuvor in ihren Medikamenten gelagert ...

Einen Moment denke ich, dass Basti die Oma und die Oma zuvor Basti ermordet hat. Die körperlichen Gewaltbereitschaften und -fähigkeiten hatte die alte Dame, sorry: Furie, durchaus.


Auflösung

Basti, dem es um das Geld seiner Oma Hilde ging, hat tatsächlich ihre Tabletten mit Rattengift kontaminiert. Zudem hat er ihren letzten Willen zu seinen Gunsten gefälscht. Außerdem plagte ihn die Angst, dass die Altenpflegerin (die einzige Person, die von Hilde wie ein menschliches Wesen behandelt wird) sich das Erbe unter den Nagel reißen könnte.

Aber wenn Hilde auch den Wunsch hatte, den Enkel zu eliminieren, und auch über die entsprechende Brutalität verfügte; sie hat ihn nicht ermordet. Wohl eher nur ein Zufall.

In den Fokus gerät auch Bastis Vater, der lange auf der Straße gelebt hat. Er wird hier als ein bedauernswerter Trümmerhaufen der Erziehung seiner Mutter Hilde dargestellt.

Die einzige Person, die Basti über alles geliebt hat, wird zu seiner Mörderin: seine traumatisierte Schwester Emma. Sie wirkt völlig desolat und unzurechnungsfähig. Als Basti sich von ihr lösen will, wirft sie mit einen Gegenstand nach ihm.

Traurig schlurft Ulf Grutzke am Ende mit zwei Plastiktaschen, gut gefüllt mit über 800.000 Euro davon ... die vielleicht tragischste Gestalt in diesem Krimi. Vielleicht kriegt er noch die Kurve aus seinem bitter-armseligen Leben.


Fazit

Die Einführung einer queeren Persönlichkeit gelingt besonders gut, denn insgesamt ist Vincent von allen agierenden Hauptakteuren der normalste. So soll es sein, auch, wenn es nicht immer diese Überspitzung benötigt.

Wer möchte nicht lieber 10 queere Charaktere in seiner Umgebung oder Familie haben als eine einzige Hilde?

4 von 5 möglichen Sternen von meiner Seite.

Fast würde ich behaupten: gut, dass Hilde tot und Emma in der geschlossenen Psychiatrie ist. Das gibt der Welt ein wenig mehr Sicherheit.


Guten Morgen, Gruß Silvia

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