Freitag, 14. Januar 2022

14. Januar 2022 - Die Gewalt der Wörter


Die Gewalt der Wörter

Viele von uns mussten im Internet bereits kennenlernen, wie gewalttätig Worte sein können. Aus der realen Welt kennen die meisten diese Art von Kommunikation, aber in der ist es einfacher, sich dem entgegenzusetzen und vor allem, sich eventuell in einem sinnvollen Gespräch wiederzufinden - als in sinnlosen Beleidigungen verloren zu gehen.

Als Kind des Ruhrgebiets bin ich sicher nicht auf den Mund gefallen, und ich sage gern frei heraus, was ich denke, auch, wenn ich mir damit nicht immer nur Freunde mache. Manchmal muss man einfach Klartext reden:

Ein Beispiel: Als Bienchen gestorben war, traf ich eine "Hundebekannte" (d. h., ich kenne sie allein dadurch, dass sie auch einen Hund hat) - und sie fragte nach ihr: als ich der Frau dann sagte, dass Bienchen kürzlich verstorben sei,

ging sie unverzüglich zu ihrem eigenen Anlass, aus dem heraus sie mich angesprochen hatte, über: sie sprach über ihre Hündin ... was ich mir in der Regel auch gerne und von allen anderen Hundehaltern anhöre ... aber nicht in diesem Fall. Ich erwiderte: "Sie interessieren sich doch ohnehin nur für sich selbst, also unterlassen Sie es in Zukunft, mich anzusprechen." 

Das waren klare, aber keine beleidigenden Worte. Wechseln konnte die Frau die nur mit Beschimpfungen - der etwas leichteren Art, also keine tiefen Beleidigungen. Allerdings fanden wir es besser, künftig ohne Gruß aneinander vorbeizugehen - was mir auch gelungen ist, bis sie Charlie an meiner Seite entdeckt hat. Da musste sie - neugierig wie sie ist - nachfragen, wer das sei und überhaupt ... Leider fiel sie nach einer Antwort meinerseits in ihr Schema "Ich, erste Person Singular" zurück - und ich ging weiter. Manche Fälle sind einfach hoffnungslos ...


Beleidigungen im Netz

sind ziemlich verbreitet und haben oft genug gar keinen persönlichen Hintergrund - sie werden in drastischen und kraftvollen Ausdrücken unters mitlesende Volk gestreut.  Es ist nämlich viel, viel einfacher, grobe Worte der Fäkaliensprache zu benutzen, als sich sachlich auseinanderzusetzen ... oder, ganz unsachlich, die Dinge auf sich beruhen zu lassen.

Beleidigungen bleiben auch Beleidigungen, wenn man zum Beispiel politische Gesinnungs-Gegner mit den übelsten Beschimpfungen anprangert ... aber das freut viele Leser, denn da finden sie sich auf demselben Niveau wieder wie die jeweiligen Schreiber, die

von ihren Beleidigungen in höchster Potenz nur profitieren können. Zu Unrecht! Durch die gewalttätigen Wörter machen sie sich unglaubwürdig. Leider merken das ihre "Follower" nicht.


Das Online-Leben funktioniert auch ohne drastische Beschimpfungen

Ich schreibe beinahe täglich meine Dinner-Berichte und viele andere Beiträge, aber beleidigend werde ich nie - und schon gar nicht bediene ich mich einer Gossensprache, um meine Beiträge dadurch zu pushen: es klappt auch ohne Kraftausdrücke der niederen Beweggründe.

Ich muss meine eventuellen Abneigungen nicht durch eine Vulgärsprache unterstreichen, ich sage es lieber durch die Blumen.

Natürlich kann man auch "durch die Blumen" hindurch lesen, was ich persönlich von diesem oder jenem halte, aber da ich es noch in eine Prise Humor verpacke - und weder den so Beschriebenen noch mich selber völlig ernst nehme,

füge ich niemandem einen Schmerz zu. Ein bisschen Ironie und Zynismus hier und da müssen reichen - aber bei manchen, die im Internet weitgehend anonym schreiben, scheinen

Koprolalie-Symptome (Erklärung aus dem Pschyrembel)  im Vordergrund zu stehen: dem zwanghaften Gebrauch von Wörtern unterirdischer, unangemessener Gossensprache.

Den kann der davon Betroffene irgendwann nicht mehr selber steuern ... er muss stetig versuchen, noch einen "draufzusetzen".

Ich bleibe lieber wie ich bin: mit einem losen, aber kontrollierten Mundwerk.


Guten Tag, Gruß Silvia 

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