Sonntag, 29. Oktober 2017

29. Oktober 2017 - Suche Frosch - keinen König



Suche Frosch - keinen König

Prinzessin Sensibella war ihren Märchen schon immer weit voraus, und selbst ihr Vater, König Egoistus, konnte ihren freien Geist nie zügeln. Er bemühte sich, sie für die wohlhabenden Prinzen aus anliegenden Königreichen zu begeistern, doch selbst ein König, nämlich der mit Namen Drosselbart gefiel ihr auf Dauer nicht. Im Palast ging das Gerede um, sie wäre eine gar nicht mehr jungfräuliche Rebellin, die zwar gern

einen Frosch zum Haustier nehmen wollte, aber er sollte bitteschön niemals und von niemandem geküsst werden, damit am Ende nicht doch noch ein Prinz aus der grünen Hülle des guten Tieres springen konnte.

König Egoistus dachte selbstverständlich in erster Linie an die Nachkommen, die auch Sensibella nicht ohne den entsprechenden Prinzen zeugen konnte -

und er bat sie auf Knien, seine und ihre Lage zu überdenken.

Aber Sensibellas Rebellion ging viel weiter als ihr Vater, der König, je gedacht hätte - denn sie fand Königreiche so altmodisch,

dass man sie nach und nach und wenn man sie schon nicht sofort abschaffen konnte, aussterben lassen musste.

In der Folgezeit hatte sie kleine Affären mit dem Prinzen, der eigentlich für Dornröschen vorgesehen war und mit dem, der Schneewittchen den Apfel aus dem Mündchen schütteln sollte. Von diesen Kerlen ging keine Gefahr aus, denn sie liebten andere Märchenprinzessinnen.

Auf der Suche nach einem passenden Frosch wurde König Egoistus in einem nahen Bach fündig, und das Tier war keines, das schon mit einer Krone auf dem Kopf im Bach geboren worden war,

sondern ein richtig derber Frosch, der immer dann quakte, wenn es unangebracht war. Er wollte seine Tochter mit diesem kleinen Kerl verschrecken und sie auf den Trichter bringen, dass ein schnuckeliger Prinz es viel besser richten könnte.

In den Nächten quakte sich der arme Frosch durch den ganzen Palast, und man flüsterte bereits, dass sowohl die Prinzessin als auch der König

verrückt geworden waren.

König Egoistus schämte sich abgrundtief, während Sensibella laut über die vielen Streiche des Frosches lachen musste und das immer schriller werdende Gerede spurlos an ihr vorüber ging. Und nicht im Traum dachte sie auch nur einen Moment daran,

den Frosch zu küssen.

Natürlich dachte auch der König nicht an solch eine Geste der Zärtlichkeit, denn wenn er den Frosch sah und hörte, war ihm alles andere zumute, nur nicht zärtlich.

In einer Nacht trieb der Frosch es dermaßen lautstark, dass sogar die von ihren schweren Arbeiten todmüden Bediensteten des Schlosses davon wach wurden.

Egoistus sprang wütend aus seinem Bett, öffnete die Tür zu einem langen Gang - und sah auch schon den Übeltäter,

der zu lachen schien. Es war ihm sogar, als lachte der Frosch ausgerechnet über ihn, den König.

Da packte Egoistus eine nie gekannte Wut - die er manchmal ansatzweise gegen seine Tochter hegte - und er lief dem flüchtenden Tier hinterher, holte es ein, griff nach ihm

und schleuderte es gegen die Wand (ich weiß, Märchen sind grausam).

Danach war Ruhe:

Und vor ihm stand ein wunderschöner junger Prinz. Sensibella, die ihren Vater und den Knall gegen die Wand gehört hatte,

kam aus ihrem Zimmer geeilt.

Den Prinzen sehen und sich verlieben war eins für Sensibella.

So entgeht niemand seiner Bestimmung.


Guten Tag, Gruß Silvia

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