Die Knopf-"Phobie"
Bis vor ein paar Jahren dachte ich, ich sei die einzige auf dieser großen weiten Welt, die es beim Anblick von Knöpfen schüttelt, fröstelt und bauchgrummelt. Diesen Anflug von vermuteter Beklopptheit habe ich folglich mein Leben lang geheimgehalten. Ich dachte, so irre kann sich niemand verhalten - und vor Knöpfen ekeln, dass jemand anderer dafür Verständnis aufbringen könnte. Tief nach Luft schnappend beim Anblick von vor allem losen Knöpfen, habe ich mich im Laufe der Jahre damit abgefunden,
dass ein Leben ganz ohne Knöpfe vollkommen unmöglich ist. Und es gelang mir, Knöpfe an Mänteln oder Jacken zu akzeptieren, indem ich sie so unbeachtet wie möglich gelassen habe. Aber eine Lose-Knopf-Sammlung wie die auf meinem obigen Foto - verursacht beinahe eine Katastrophe in meinem Kopf.
Die Schachtel gehört meinem Mann - und ich musste für das Foto all meinen Mut zusammennehmen, damit mir nicht angewidert der Appetit für die nächste Mahlzeit vergeht.
Inzwischen ist die Schachtel wieder in einem Schrank verstaut - und ich hoffe, ich muss sie nie wiedersehen.
Meine geheime Phobie - eine richtige Phobie ist das ja nicht, denn ich habe keine Angst vor Knöpfen, sondern finde sie nur ausgesprochen ekelig - konnte bis heute geheimbleiben.
Aber vor ein paar Jahren habe ich erstmals gelesen, dass ich damit absolut nicht allein bin: es betrifft viele Menschen und hat sogar ein festes Erklärungs-Wort:
Koumpounophobie
Einerseits ist es beruhigend, dass ich nicht allein so verrückt bin, andererseits ändert das nichts an meiner Total-Ablehnung gegen Knöpfe: liegt einer irgendwo zufällig auf einem Tisch, an dem ich Platz nehmen soll,
muss ich zuerst dafür sorgen, dass der Tisch "gesäubert" wird. Bei dem Anblick von Knöpfen kann ich mich auf nichts anderes konzentrieren als auf die reine Ablehnung dieses so üblichen Gebrauchsgegenstandes, die durchaus aggressiv sein kann.
Selbst das unter persönlichen Extrem-Bedingungen aufgenommene Foto habe ich erst nach dem Schreiben meines Beitrages hier eingestellt, um mir den miesen Anblick zu ersparen. Ansonsten steht zuerst das Foto - und dann schreibe ich etwas dazu.
Es gibt sogar mit Knöpfen verzierte Kissen oder Taschen und mehr - wer mir nun nach meinem Outing so etwas schenken würde, der
würde mich aufs Äußerste ärgern wollen.
Woher meine Koumpounophobie rührt, weiß ich nicht - und muss ich auch gar nicht wissen. Es ist wie es ist,
und ich meide den Anblick von Knöpfen so gut es geht.
Ich bringe es übrigens auch nicht fertig, mir einen abgefallenen Knopf von einem Kleidungsstück selber wieder anzunähen ... für den Fall dieses unglücklichen Falls habe ich mir ein paar Ausreden zurechtgelegt. Meinem Mann sage ich, dass er das viel besser kann als ich ... und das glaubt er gerne und freut sich womöglich, mir helfen zu können.#
Nun kann er nachlesen, was ich ihm nie erzählt habe ...
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