Charakterfest und unbestechlich
Natürlich war Bienchen die allerbeste Hündin der Welt, und ich könnte das ohne Unterlass und in vielen selbst verfassten Büchern untermalen -
aber Bienchen hat sich nicht viel daraus gemacht, was andere über sie denken. Hierin war sie völlig frei.
Vor allem anderen war es ihr wichtig, wie ich dachte, wie ich mich ihr gegenüber verhielt und dass ich nie meine immense Zuneigung zu ihr verloren habe. Manchmal saß sie einfach nur vor mir und sah mich viele Minuten lang an, und ich spürte, dass ein Lebewesen mir tief in die Seele sah. Sie sah vielleicht sogar tiefer als ich selber sehen kann.
In ihren jüngeren Jahren habe ich ihr viel abverlangt, denn nach einem eher faulen Leben bei meiner Mutter (bis Juni 2010) musste sie ein Fitnessprogramm absolvieren, das sie zunächst gar nicht mochte, dann aber nicht missen wollte.
Sie war damals übergewichtig und wurde auf meine Veranlassung hin (auch im Juni 2010) kastriert, was bekanntlich nicht zum Schlankheitsprogramm passt. Aber ihr Liebstes, das Fressen, wollte ich ihr keinesfalls nehmen - darum der ausgiebige Sport, damit weitere Kalorien sich erst gar nicht in Form von Körperfülle breitmachen konnten. Mit der Zeit wurde sie stetig beweglicher.
Video vom 22. März 2020
Ihr schwaches Herz
wurde gleich in der ersten Zeit hier im Ruhrgebiet in einer Tierklinik diagnostiziert, aber behandlungsbedürftig wurde es auch im Rahmen der vielen nächsten Jahre nicht. Es schlug sogar noch für ihr Alter recht kräftig
(Bienchen
13. Oktober 2003 bis 25. Januar 2021)
an unser beider verhängnisvollem Tag, als ich sie von anderen Erkrankungen erlösen lassen musste. Bis heute spüre ich jenen derart endgültigen und allerletzten Piks in ihre Bauchdecke
als grübe sich eine Bohrmaschine in meinen Körper.
10 Minuten brauchte ihr schwaches, starkes Herz im Anschluss an die tödliche Spritze, um loszulassen.
Loslassen
Ich selber kann sie (und auch Robin - 13. Januar 2004 bis 6. September 2019) nicht loslassen. Ich habe sie gehen lassen können, als es Zeit wurde und ihre Wege beschwerlich wurden, denn ich wollte ihnen Schmerzen ersparen - warum ich sie loslassen sollte, weiß ich nicht. Ich weiß aber auch nicht, wie ein Loslassen funktionieren könnte, denn sie waren die besten Lehrmeister
meines Lebens. Eher klammere ich mich an ihnen fest.
Nach Robins Tod
blühte Bienchen trotz ihrer damals fast 16 Lebensjahre noch einmal richtig auf. Obwohl ich sie immer als ein Fan von Robin gesehen hatte, schien sie ihn überhaupt nicht zu vermissen. Das war ein Glücksfall für mich,
denn was hätte es meiner Trauer um Robin genützt oder gar geholfen, wenn Bienchen sich dieser angeschlossen hätte?
Bienchen war nur auf einen einzigen Menschen, ein Lebewesen, wirklich bezogen - und ich hatte das große Glück, dass ich dieser Mensch war.
Charakterfest und unbestechlich
war sie immer. Mehr als ein paar Schritte wäre sie mit keinem anderen Menschen mitgegangen. Selbst das beste Leckerchen (und sie war ziemlich verfressen) von anderen Menschen hätten sie nicht dazu verleiten können.
Wollte ich ihr ein paar Haare, vor allem im Gesicht und an den Füßen abschneiden, hat sie sich mit aller Kraft gewehrt und sogar mit stumpfen Zähnen dabei in meine Hand gebissen. Einen Moment später
lief sie mir wieder hinterher, um mir zu zeigen, dass sie mir verziehen hatte.
Bei anderen Hunden reagierte sie rein nach Sympathie oder Antipathie. Über die eine Begegnung konnte sie sich unbändig freuen, zehn andere waren ihr nur lästig ... und sie beschimpfte sie mit ihrem hohen Sopran-Stimmchen.
Wie vermisse ich diese schrille Stimme! Wie vermisse ich ihren charakterstarken Eigensinn! Wie vermisse ich sie!
Nach ihrem Tod
Vor ein paar Tagen habe ich aus alter Gewohnheit ein paar neue Fotos geknippst. Als ich die übertragen habe, befand sich plötzlich ein etwa drei Monate zuvor aufgenommenes Video zwischen diesen Fotografien,
obwohl ich immer sofort alle Fotos und Videos nach dem Importieren lösche: hier das Video:
Vermutlich war es ein technischer Fehler (der allerdings noch nie zuvor aufgetreten ist) , verursacht durch mein Smart-Phone ... aber wer weiß das schon so genau?
Es ist Bienchen zuzutrauen, dass sie - kaum überm Regenbogen angekommen - darauf bestanden hat, mir eine Botschaft zu schicken.
Sie konnte stets sehr starrköpfig sein und ihren Willen durchsetzen. Ich habe ihren Eigenwillen und auch ihren eigenen Willen immer sehr geschätzt.
Schlafe gut, meine Prinzessin.
Dein Tod schmerzt mich ohne Ende.
Ich vermisse dich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen