Für alles mögliche gibt es Rangfolgen, denn auch die am selbstlosesten liebende Mutter hat insgeheim eine kleine Rangliste darüber, welches ihrer Kinder ihr am nächsten steht. Das mag bei der einen oder anderen Mutter durchaus für ein schlechtes Gewissen ausreichend sein, aber kann man wirklich seine Rangliste ändern, nur, weil man es gerne möchte?
Auch liebende Kinder haben ihre Ranglisten, und bei den einen steht die Mutter ganz obenauf, bei anderen der Vater. In Extremfällen mögen Kinder keines von beiden Elternteilen.
Liebe nach System und Schema F gibt es nicht. Es gibt allerdings sehr wohl eine gesellschaftlich vorgeschriebene Liebe, an der natürlich nicht gerüttelt werden darf und die kein über ihr stehendes Wesen erlaubt, das man um Himmels willen mehr lieben darf.
Ein Mann soll seine Frau lieben und umgekehrt. Eltern sollen ihre Kinder lieben und umgekehrt. Danach folgen in den Rängen die Großeltern. Die Schwiegereltern darf man eventuell aussparen, falls man gute Gründe findet. Aber wo sollten die sein, wenn ein Teil des Paares seine Eltern liebt, aber dem anderen Teil die Liebe zu eben jenen überhaupt nicht in den Sinn kommt?
Es ist eben gar nicht so einfach mit der Liebe, und überhaupt lässt sie sich nicht vorschreiben, wo sie hinfällt. Wenn nur gegen die Freiwilligkeit nicht eben diese Rangliste sprechen würde.
Die meisten halten sie schließlich und endlich aber liebend gern ein. Es ist außerdem sehr einfach, die von Natur gegebenen Regeln einzuhalten, auch wenn sich die Ränge im Laufe des Lebens verschieben können:
ein Mann liebt nun seine Frau mehr als seine Eltern. Eine Frau liebt ihren Mann mehr als ihre Eltern.
Auch das kommt nicht immer ganz hin, soll aber der Lauf der Welt sein. Und schon kommen Kinder ins Leben eines jungen Paares: müssen sie die nun mehr lieben als einander? Und das bereits lange vor der Scheidung?
Kommt ein Haustier, ein Hund, eine Katze, in die Familie, darf es als süßes Wesen durchaus ein Familienmitglied sein.
System und Schema F sehen für das Tier eine rangniedrige Rangfolge vor, die Gesellschaft akzeptiert in ihrer Gesamtheit keine andere Position. Lieben darf man es, soll man es sogar, aber um Gottes willen nicht auf einen ersten Rang stellen.
Das könnten andere als unangemessen und moralisch vielleicht sogar verwerflich ansehen, denn über allem stehen Menschen ... sagt man.
Nicht immer stimmt es, was man so sagt.
Trauer-Rangfolge
Auch die Trauer kennt so einige "Vorschriften". Ein Wunder, dass es kein Tränen-Barometer gibt, das misst, ob man alle moralischen Aspekte eingehalten hat,
wenn man trauert. Stirbt die Schwiegermutter, hat man eventuell einen Nachsicht-Bonus. Aber sicher ist das nicht.
Stirbt der Hund oder die Katze, folgt oft punktgenau ohne Einhaltung einer gewissen Anstands-Pflicht die Frage: Holen Sie sich einen neuen Hund (Katze).
Man möchte dann gerne als Wurfgeschoss unverzüglich zum Beispiel zurückgeben: Suchen Sie sich eine neue Schwiegermutter?
Solch eine Frage stellt natürlich niemand, und nicht nur, weil eine neue Schwiegermutter auch einen neuen Mann/Frau bedeuten würde.
Tiere jedoch darf man ungesühnt auf den letzten Platz des Herzens schicken. Wer nun dieses Liebe-Trauer-Manifest durchbricht,
hat jedoch auch viele Freunde.
Fazit
Jeder darf zum Glück selber entscheiden, obwohl das eigentlich keine Entscheidung, sondern ein Gefühl ist, wen er am meisten liebt und wer auf seinen Rängen ein bisschen tiefer steht. Ansonsten ist Liebe immer noch Liebe und Trauer ist Trauer. Über die jeweilige Größe und Höhe oder um die Tiefe kann man nicht bewusst entscheiden, aber man spürt es, spätestens,
wenn Liebe oder Tod ins Leben eingreifen. Und wenn die Liebe zu einem Wesen am Ende dasselbe Wesen durch den Tod genommen wird. Wer liebt, hat Recht. Wer trauert, hat Recht. Minderwertige Mitlebewesen gibt es nicht.
Konventionen sind nur Anhaltspunkte, an die sich niemand halten muss, schon gar nicht die Liebe oder die Trauer.
Keine Trauer ist höher oder niedriger zu bewerten als eine andere.
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