Amboseli-Nationalpark/Kenia |
Löwe Cecils Brief an seinen Mörder
Ich war ein prächtiger Löwe und wunderschön. Meine Zähne hätten Sie mit einem Biss töten können. Doch ich töte nicht aus reinem Vergnügen. Und schon gar nicht kaufe ich mir den Tod eines anderen Lebewesens, so wie Sie es getan haben, Dr. W. J. P.
Im Kampf des Überlebens meiner Art stoßen meinesgleichen immer wieder auf Menschen, die wie Sie mit Ihrem Leben nichts weiter anfangen können, als ihr Geld ausgeben zu wollen, das sie manchmal sogar anderen aus der Tasche gezogen haben.
Sie sind Zahnarzt. Aber Ihre Karriere liegt vermutlich für eine lange, lange Zeit auf Eis. Denn wer will sich noch von einem wie Ihnen die Zähne richten lassen? Allein schon aus dem Grund vermutlich nicht, weil er nicht schuldig an weiteren Tier-Morden sein möchte, indem er Ihnen diesen Luxus-Wahnsinn finanziert.
Ich war ein freundlicher und beliebter Löwe, und da verbieten sich böse Beschimpfungen von selber. Aber gern hätte ich Sie mal in einem fairen Kampf gegen mich erlebt. Wie hoch wäre wohl Ihre Chance gewesen, diesen Kampf zu gewinnen? So etwa null Prozent! Denn ich bin nicht nur der Abart Ihrer Art von Jägern mental, sondern auch kräftemäßig weit überlegen.
Wie viel Spaß hat Ihnen die vermeintliche Macht-Ausübung denn nun bereitet? Ist Ihnen womöglich dabei noch einer abgegangen? So richtig - und nach langer Zeit endlich mal?
Nun konnte ich mich doch nicht so ganz von Beleidigungen fernhalten. Aber Sie fordern mich geradezu heraus, auch mal über Sie nachzudenken. Leider kommt mir dabei nichts Gutes in den Sinn:
Wenn Ihnen der Abschuss von mir so viel Spaß gemacht hat, dann frage ich mich ernsthaft, wessen Geistes Kind Sie sind. Welche Defizite es sonst noch in Ihrem Leben gibt? Und was aus Ihnen und Ihresgleichen nur werden soll? Und welche innere Hölle in Ihnen brodelt.
Wollen Sie die Welt von Wundern der Natur wie mich befreien, damit Sie als armseliger Abklatsch eines Wunders am Ende übrig bleiben? Was geben Sie denn der Welt? Und wer verdammt noch mal hat Ihnen gesagt, dass Sie so wichtig sind wie Sie sich selber nehmen?
Nun müssen Sie sich verstecken, Ihre Praxis ist geschlossen - und es gibt böse Parolen gegen Ihre Person. Sie fürchten gar um Ihr Leben!
Ach ja? Dann wissen Sie vielleicht wie ich mich gefühlt habe, als Sie mich zunächst nicht tödlich getroffen, sondern nur schwer verletzt haben! Doch insgesamt traue ich Ihnen auch jetzt dieses Einfühlungsvermögen nicht zu.
Mit mir haben Sie vielleicht auch meine Jungen getötet, denn die werden nun eventuell von meinem Nachfolger als ranghöchster Löwe, Jericho, nicht am Leben gelassen. Das ist Natur, und nicht vergleichbar mit Ihrer Tat (es war auch nicht Ihre erste) - Menschen haben eine andere Natur:
Da stehen wir Tiere am Ende als die Verlierer da, obwohl wir nicht nur klüger, sondern auch instinktiv weiser sind - Ihnen wird man vielleicht vergeben. Man sollte es nicht! Sie können zumindest nicht abdanken wie der vorherige Spanische König und sich von genügend Sicherheitsleuten bewachen lassen.
Aber die Menschen denken um - falls sie klug sind. Und kämpfen zum Beispiel für den Erhalt von Löwen wie mir und verurteilen vor einem ordentlichen Gericht Menschen wie Sie. Und zwar mal so richtig! Nicht nur larifari!
Da ist das Internet Ihr Feind. Und das Netz wird es mehr und mehr werden, und es vergisst nichts. Ich hoffe, Sie leben noch lange, um Ihre Tat zu bedauern. Aber vermutlich haben Sie am Ende lediglich Mitleid mit sich selber. Es könnte aber gut sein, dass Sie Ihren Reichtum schnell einbüßen und dort landen, wo die Gestrandeten mal eine Scheibe Brot mit Ihnen teilen.
Dass ich Ihnen alles Gute wünsche, kann ich nicht sagen - Leute wie Sie sind einerseits nur zum Kotzen und andererseits so arme Würstchen!
Goodbye, Löwe Cecil
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