Der kleine Junge pflückt Chrysanthemen, die er seiner Mutter ans Bett bringt. Dann legt er sich neben seine tote Mutter ins Bett. Sie hat sich das Leben genommen. Wem die Geschichte irgendwie bekannt vorkommt: Nein, es ist nicht das verfilmte Buch des Witzboldes der Nation, es ist der Versuch einer Erklärung für einen im späteren Leben abgrundtief bösen Charakter, der mit Witz oder Lachen so gar nichts im Sinn hat.
Als Mann wird er besessen von Hanna, die keinen größeren "Fehler" begangen hat, als ihm und seinen Sorgen zuzuhören. Diesem Zuhören folgt ein zwölf Jahre dauerndes Martyrium. Er beobachtet sie und ihr Leben, schließlich ermordet er zwei Frauen aus ihrem Umfeld. Neben die Opfer legt er jeweils Chrysanthemen. Der als Stalker bekannte Mann hat inzwischen eine andere Identität angenommen - und gilt als tot. Aber die Chrysanthemen beweisen Hanna Lorenz, dass er lebt und weiterhin ihr Leben bestimmt.
Hier kommt die auch vom Leben gebeutelte Kommissarin Heller ins Spiel. Die auf Anordnung Sitzungen bei einer Psychologin über sich ergehen lassen muss. Und sich rührend um ihre Fische und um ihre im Wachkoma liegende Schwester kümmert. Mit den Eltern hat sie sich überworfen. Es geht dabei um Alkohol und den Vater, der den Unfall verursacht hat, bei dem ihre Schwester schwer verletzt wurde. Schließlich stirbt die Schwester, aber Kommissarin Heller findet keine Zeit zum Trauern, denn sie jagt wie eine Verbissene den Mörder.
Ein Verdächtiger ist schnell ausgemacht, doch es fällt schwer, ihm etwas nachzuweisen - und sie stalkt den ebenfalls ein bisschen und beißt sich an seinen Fersen fest.
Im Gegensatz zur Darstellerin der Helen Dorn beherrscht Lisa Wagner das Spiel der Depressiven wesentlich ausgefeilter. Ihr stehen deutlich mehr Gesichtsausdrücke zur Verfügung. Und ihr Charakter fährt nicht eingleisig. Manchmal kann sie sogar lachen. Trotz Widrigkeiten und Widerstände seitens der Vorgesetzten boxt die Kommissarin sich durch.
Am Ende ist es so, wie die Gestalkte es sagt: Es ist erst vorbei, wenn einer von uns beiden tot ist. Entweder er oder ich.
Im Showdown erschießt die Gepeinigte ihren Peiniger. Und man hofft, dass sie dafür nur ganz milde bestraft wird.
Ein sehenswerter Krimi. Auf den nächsten Teil kann man sich freuen. Hoffentlich findet die Kommissarin dann auch mal Freude an etwas anderem als an ihren Fischen.
Einen schönen Sonntag, Gruß Biene
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