Freitag, 10. März 2023

9. März 2023 - Vox - Das perfekte Dinner - Spezial: Celebrate Woman - Donnerstag in Dortmund bei Candice






„Futtern wie bei Muttern - früher war alles besser“
Vorspeise: It‘s my Party (Goudaröllchen, Pumpernickel, Kartoffelsalat)
Hauptgang: Reet Petite (Veganer "Braten", KaPü, Rotweinsoße)
Nachtisch: Sweets for my sweets (Kalte Schnauze und Rote Grütze)


Sozialistischer Realismus der 50er Jahre: Brecht bis der Becher voll ist.
© Martin Gerhard Reisenberg (*1949)

Von Candice erwarte ich, dass sie den von mir gewählten Titel einordnen kann und nicht meint, dass es sich um Erbrechen handelt - wenn Bertolt Brecht gemeint ist. Sie ist hübsch, klug, authentisch ... und verschweigt offenbar etwas Wichtiges. Oder gehört ihre Tätigkeit als

Polizeibeamtin der Vergangenheit an? Auf jeden Fall gibt es in den Dortmunder Ruhrnachrichten einen Beitrag über Candice, in dem besonders ihr Beruf Erwähnung findet: während einer Streifenfahrt hat sie einem jungen Menschen das Leben gerettet.

Heute erzählt sie, sie sei Influencerin. Ein Beruf ist das in meinen Augen nicht, eher ein Status, den sich jeder aneignen kann, dem eine zündende Idee kommt - oder der sich selber als schöne Person vermarkten will. Für die, die nicht ganz so schön sind, gibt es die Möglichkeit der Foto-Bearbeitung. Candice' Thema sind die 1950er und 1960er Jahre, und ihre Neigungen, was Mode, Accessoires und mehr betrifft, gehen noch weiter zurück in die 1940er Jahre.

Da hat sie Glück, dass sie in den 1950er Jahren nicht 35 Jahre alt war:  Influencerin hätte sie nicht werden können ... vermutlich nicht einmal Polizistin. Zwar gab es die ersten deutschen Polizistinnen im Jahr 1923 - in Bayern zum Beispiel wurden die ersten weiblichen Uniformierten erst im Jahr 1990 eingestellt. Batic und Leitmayr hatten also zum Beginn ihrer TV-Krimi-Karriere 1991 kaum Kolleginnen.

Aber Candice ist heute 35 Jahre alt, und sie lebt in Dortmund. Sie nimmt an dieser Reihe wohl auch nicht teil, um für die Polizei, sondern für ihren Influencer-Kanal Werbung zu machen ... obwohl mir mehr Polizei durchaus lieber wäre.


Das Menü

Sehr offensichtlich hat sie sich mit ihrer kunstvoll geschwungenen 50er-Jahre-Gedächtnis-Frisur mehr Mühe gegen als mit dem Menü. Zwar fällt das Essen unter die Rubrik "gute Idee", aber viel mehr auch nicht.

Die Fliegenpilze mit Stämmen aus Mozzarella und Tomatenhütchen sind niedlich. Die Pünktchen darauf sind schon nicht mehr 50er Jahre-Style, denn in diesen Jahren liebte man Mayonnaise - und Creme fraiche war vielen noch unbekannt. Es gibt einen Blog-Beitrag von mir, in dem ich mich - nach Recherchen - mit diesem Jahrzehnt beschäftigt habe.

Im Gegensatz zu dieser Abweichung soll es beim Pudding dann doch wieder authentisch 50er-Jahre sein - und sie nimmt das Pulver aus der Bielefelder Produktion. Zumindest ist der in Dortmund beinahe regional zu nennen ...

aber Candice kann man nun nicht mehr konsequent nennen.

In Dortmund, meiner Heimatstadt, heißt es tatsächlich "Kalte Schnauze" - und nicht Kalter Hund. Aber der Hund hat eben nur eine kalte Schnauze - und ist ansonsten sehr warm. Nach dem Genuss kann sich jeder Gast nur noch nach Hause rollen - und als Abschluss eines "Dinners" ist dieser "Kuchen" völlig ungeeignet.

Vor langer Zeit habe ich diese Kindheits-Speise zweimal zubereitet: einmal nach dem Original-Rezept mit Palmfett, einmal modernisiert mit Butter. Die zweite Ausgabe war bekömmlicher, aber trotzdem kann man mit beiden Sorten jeden zum Schweigen bringen: nach dem Genuss ist man nur noch mit seinem Völlegefühl beschäftigt und hat keine Lust mehr, zu sprechen, sondern hofft auf schnellstmögliche Verdauung. Eigentlich ist man auch froh, noch am Leben zu sein.


Fazit

Die rothaarige Candice ist eine interessante Persönlichkeit, aber Kochen ist sicher nicht ihre Lieblingsbeschäftigung. Natürlich weiß sie und erwähnt es auch - trotz ihres Mottos - dass früher nicht alles besser war ... leider schafft sie es nicht, dieses Früher zumindest kulinarisch zu verbessern. Eher ist es vermutet schlimmer als es damals war.

An meiner Sympathie für Candice kratzt das nicht. Ich kann nicht einmal sagen, dass sie im falschen Format ist ... denn außergewöhnliche Menschen braucht diese Sendung. Dass diese dann auch noch außergewöhnlich gut kochen, ist eher ein Wunschdenken, das das Zusammentreffen des einen mit dem anderen nicht oder selten erfüllt.

Die Punkte: je 8 geben Pia, Katja und Sabine, 7 gibt Amber.

Mit 31 Zählern habe ich überhaupt nicht gerechnet, aber die vier Frauen möchten wohl beweisen, wie wenig zickig sie sind.

Zum Abschluss des Abends könnte die Influencerin Katja noch einmal live online gehen - damit ihre Follower gut in ihren Schlaf finden.  Sie selber würde sich diese Posts nicht ansehen und anhören, weil sie eben zum Einschlafen langweilig seien. -  Nicht, dass sich nun ihre 360.000 Follower Gedanken machen ... Oh, Katja! Manchmal ist Schweigen einfach klüger.


Guten Morgen, Gruß Silvia

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