Freitag, 27. Januar 2023

27. Januar 2023 - Tatsächlich - "Das perfekte Dinner" - Genau



Tatsächlich - "Das perfekte Dinner" - Genau

Natürlich sind diese beiden Wörter überall auf dem Siegeszug, die deutsche Sprache mittels künstlicher Verlängerungswörter zu kapern, aber da ich regelmäßig nur diese Sendung sehe, beziehe ich mich hauptsächlich darauf. Neben Kochschwaden ziehen unangenehme, in Endlosschleife wiederholte Wörter am Horizont auf und lassen die Aufmerksamkeit für andere Dinge - wie z. B. dem Kochen - massiv sinken.

Warum schaffen es diese Wörter immer, immer wieder, aus den Köpfen direkt in die Münder zu fließen, ohne dass es auf diese Zutat ankommt, um Sätze verständlich ins Mikrofon zu stottern? Wer als Zuschauer einem inneren Monk frönt, kann sich auf keine andere Sache mehr konzentrieren, als auf die, mittels Finger nachzuhalten, wie oft diese beiden Wörter fließen. Doch Halt, wenn nur die 10 Finger reichen würden, wäre es noch einigermaßen erträglich,

doch die Finger reichen nicht. Es müssen Strichlisten auf Papier geführt werden. Ein wirklich überflüssiger Papierverbrauch! So überflüssig, wie es die beiden Wörter sind.

In der Hitliste der gebräuchlichsten Wörter halten sich "genau" und "tatsächlich" tatsächlich (mit voller Absicht benutzt) die Waage. Manche Teilnehmer möchten keines der beiden vernachlässigen, als gelte es, einen Weltrekord im "auf die Nerven gehen" aufzustellen.

Immer öfter gelingen diese Rekordversuche, und so kann jeder Zuschauer am Ende einer Woche sagen: das am häufigsten gehörte Wort ist nicht etwa Bitte oder Danke, sondern Tatsächlich und Genau.

Nebenher, aber bei weitem nicht derart ausufernd, hört man "So, ihr Lieben". Das ist gerade noch vertretbar, weil sich der Ausdruck ohnehin auf völlig natürlichem Wege im Laufe der Woche verringert. Eben in der Art, wie man die anderen nicht mehr als "meine Lieben" betrachtet. Ein besseres Kennenlernen verringert also die allgemeine Anrede und schafft somit Platz für noch mehr

Genaus und Tatsächlichs.


Ein kleiner Tipp

Als Ur-Dortmunderin habe ich mit etwa 12 oder 13 Jahren bemerkt, dass ich nach jedem Satz ein unnötiges, aber lokal recht häufig gebräuchliches Nicht-Wort angewandt habe: W o l l.

Das ging mir selber wohl mehr auf die Nerven als allen anderen. Ich habe mich damals entschlossen, diesem Wort-Geist entgegenzuwirken - und bin damit allen anderen eine kleine Weile lang wirklich auf die Nerven gegangen:

jeden Satz, den ich mit "Woll" beendet habe, habe ich unverzüglich ohne "Woll" wiederholt. Bis heute hat meine

eigene Therapie einen dauerhaften Erfolg gezeigt.

Diese Therapie kann ich vielen, vielen Dinner-Teilnehmern ebenfalls empfehlen - allerdings sollten sie dies auf keinen Fall vor laufenden Kameras, sondern im Vorfeld tun.


Guten Tag, Gruß Silvia 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen