Unser "Doggy-Vertrag"
„Wird's besser? Wird's schlimmer?, fragt man alljährlich. Aber seien wir ehrlich, Leben ist immer lebensgefährlich.“ — Erich Kästner
Für viele heimat- und menschenlose Tiere ist das Leben nicht nur lebensgefährlich, sondern ein täglicher Kampf ums pure Überleben, ohne dass Freude darin überhaupt eine Rolle spielt. Jedes Lebewesen hängt an seinem Leben, und sei das noch so armselig und qualvoll: loslassen ist auch dann schwer, wenn Aufgeben die bessere Wahl wäre. Auch dem Tier sagt dies sein Instinkt.
Der Cocker-Spaniel Henry
rumänischen Shelter. Niemand weiß, was Henry - der im Shelter "Bel Ami" genannt wurde - vorher erlebt hat. Hat er in den
Straßen sein Dasein gefristet, hatte er einmal ein Zuhause? Man möchte beinahe sagen, dass Henry in seinem vorherigen Leben
keine negativen Erfahrungen mit Menschen gemacht hat - aber oft genug hört man von Hunden, die trotz böser Erlebnisse mit und durch Leute sich vertrauensvoll dem nächsten Menschen in die Hände und ans Herz werfen.
So menschenbezogen Henry ist, möchten wir gern glauben, dass es in seiner Vergangenheit nur Menschen gegeben hat, die gut zu ihm waren.
Die Pudelmix-Hündin Momo
wurde im Oktober 2022 obdachlos aufgefunden und in der Nacht von der Polizei ins Tierheim gebracht. Die dortigen Mitarbeiter fanden sie am folgenden Morgen und spürten erst einmal Momos totale Abwehr gegenüber Menschen. Sie setzte all ihre Zähne ein, um die helfenden Hände auf Abstand zu halten.
Kurze Zeit später stellte sich heraus, dass sie starke Schmerzen hatte - und darum wie wild um sich geschlagen hat. In Narkose wurde sie kastriert, da sie eine Gebärmutter-Entzündung hatte, und auch ihre Ohren waren entzündet und ihre Zähne bedurften einer Sanierung. Ebenfalls in Narkose wurde die verfilzte Hündin geschoren.
Am 15. Januar 2023 ist Momo bei mir eingezogen. Oft frage ich mich: hatte sie irgendwann einmal ein gutes Zuhause? Hatte sie ein hündisch lebenswertes Leben, bevor sie auf den Straßen gelandet ist? Wer hat sich ihrer auf diese Art entledigt ... und warum? Fragen,
auf die es keine Antworten gibt, weil wir die Leute nicht kennen, denen man sie stellen könnte.
Unser "Doggy-Vertrag"
Damit, selbst, wenn das Leben seine bösen Kapriolen schlägt, es für Henry und Momo nicht wieder zu einer Rückkehr in ein Tierheim kommen muss,
haben Silke und ich einen mündlichen Vertrag miteinander geschlossen:
Im Notfall ist eine für den Hund der anderen da, ohne zu zögern und gerne.
Das gilt natürlich nicht nur für den schlimmsten Fall, der eintreten könnte (Tod), sondern auch für vorübergehende Notfälle.
Zum Glück ist der wirkliche Notfall bislang nicht eingetreten: nur einen einzigen Tag verbrachte Henry bisher bei mir, weil sein Frauchen kurzzeitig verhindert war.
Im übrigen steht auch in dem Interessenten-Bogen unseres Tierheimes, ob man eine Person benennen kann, die im Notfall einspringt. Schon damals habe ich Silke nach Rücksprache angegeben.
Unser Glück
ist es, dass sich nicht nur beide Hunde großartig verstehen, sondern auch wir sowohl Henry und Momo ohne Einschränkungen lieben. Momo kennt auch Silke gut, Henry kennt auch mich gut.
Wenn solche Wichtigkeiten verlässlich geregelt sind, lebt es sich gleich viel leichter.
Guten Tag, Gruß Silvia
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