Samstag, 11. Februar 2023

11. Februar 2023 - Wo ist Gott, wenn man ihn braucht?



Wo ist Gott, wenn man ihn braucht?

Auch Ungläubige senden in Not-Situationen gerne ein Stoßgebet in den Himmel, in dem Gläubige Gott vermuten.

"Wo ist Gott gewesen, als ich ihn brauchte?" fragte auch meine Mutter, nachdem ihr Sohn und mein Bruder Heinz mit gerade mal 19 Jahren bei einem Hotelbrand ums Leben gekommen war. Dabei war meine Mutter überhaupt nicht gläubig. Sie war eher Atheistin, während ich z. B. Agnostikerin bin - und den Himmel und alles Drumherum sozusagen als offene Möglichkeit betrachte, die man auch in Erwägung ziehen kann.

Zu meiner sehr gläubigen Oma sagte sie damals sogar: "Wo war dein Gott?" Bei aller Traurigkeit über den Tod ihres Enkels war sie jedoch diejenige, die am besten damit zurechtkam. Zwar wäre es ihr lieber gewesen, sie wäre an seiner Stelle gestorben (ein sehr ernsthafter Wunsch von ihr und nicht nur dahingesagt) - aber ihr Glaube half ihr, mit diesem Schicksalsschlag fertigzuwerden. Wie er ihr auch damals, als ihr ältester Sohn 21jährig starb und ihr Mann mit nur 47 Jahren den Tod fand, geholfen hatte.

Vielleicht war Gott in diesen Momenten neben meiner Oma? Weil sie an ihn glaubte und ihn nicht für alles Unglück dieser Welt verantwortlich gemacht hat? Und so hat er ihr die Kraft gegeben, ihre Trauer anzunehmen anstatt an ihr zu verzweifeln?

Oder war dieser Erdball mit all seinen Menschen darauf nur Gottes Übungsstück, das er als unvollendet an ad acta gelegt hat, um sich nicht weiter darum kümmern zu müssen?

Natürlich gibt es keine nachweisbare Existenz Gottes, und es ist also müßig darüber zu spekulieren, warum er nicht helfend eingreift. Vielleicht greift er auch ein, und wir bemerken es nur nicht, weil uns nur das eigene Unglück fixiert.

Hier handelt es sich zwar um eine Alltagsfrage, aber eine Antwort habe ich selbstverständlich nicht darauf. Es gibt allerdings so viel Unglück

auf der Welt, dass es selbst für Gott beschwerlich werden könnte, hier eine gerechte Anteilnahme zu zeigen - oder Unglücke gar zu verhindern.

Und am Ende hat er uns in die absolute Selbstständigkeit entlassen - so dass wir für allen Schlamassel und auch nicht selbst verursachtes Unglück selber verantwortlich sind.


Guten Tag, Gruß Silvia 

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