Charlie:
Vom Tellerwäscher zum Millionär
Eigentlich soll es solche Karrieren nur in den USA geben, denn für dieses Land ist der Spruch erfunden worden. Es gibt Beispiele: von tristen Garagen haben es einige clevere Köpfe und Tüftler zu riesigen Konzernen gebracht. Für andere wurde der Traum durch ihr hübsches Aussehen und einem bisschen Talent wahr: frei weg aus einem Burger-Laden oder von der Straße aufgelesen, wurden sie für den Film entdeckt. Wie sie später mit ihrem Erfolg und dem damit verbundenen
Reichtum klarkommen und umgehen, ist eine jeweils andere Geschichte.
Charlie interessiert sich nicht für Geld. Aber für täglich volle Teller hat er ein großes Faible und nimmt sie so dankbar entgegen, dass er am Ende einer jeden Mahlzeit
den Teller mit seiner Zunge blitzblank wäscht.
Er soll eine schwere Zeit hinter sich haben - hat mir jemand verraten, der ihn aus seinem früheren Leben kennt. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Nur so viel, dass damit nicht die Zeit in dem Tierheim gemeint war, aus dem ich ihn heraus adoptieren durfte.
Wie macht man nun einen der weltbesten Tellerwäscher zum Millionär? Er selber fordert nichts, aber er nimmt alles Neue in seinem Leben lernbegierig auf und wird somit von ganz allein zu einem Millionär. Wenn man einmal davon abkommt,
dass man nur mit viel Geld Millionär werden kann,
ist die Geschichte eine ganz einfache.
Neben Fressen, einem bisschen Kuscheln und einem traumreichen Schlaf war schnell klar, wie gern Charlie spazieren geht. Nicht nur mal um die Ecke oder auf den berühmten Arme-Hunde-Mittelstreifen zum Pinkeln, sondern richtig.
Und so lernt er seit nunmehr 8 Monaten die Welt neu kennen: ganz nebenbei wird er dabei zum
Schritte-Millionär. Das macht ihn glücklich,
und er wird stetig lockerer und mutiger und ein wenig übermütig auf unseren vielen ausgedehnten Spaziergängen.
Natürlich werden ihn diese Schritte-Millionen auch keineswegs eitel und eingebildet werden lassen, denn das liegt nicht in seiner Natur:
der liebste Hund der Welt bleibt auch mit vielen Millionen unter den Füßen
stets bodenständig.
Leider habe ich in dieser Woche erfahren müssen, dass viele Tierheime durch die auf die Flucht mitgenommenen Hunde und Katzen aus der Ukraine an ihre Grenzen geraten. Seltsamerweise dürfen die Tiere nicht ihre Besitzer in die Notunterkünfte begleiten.
Somit müssen sie zunächst in Tierheimen untergebracht werden.
So völlig aus dem Blauen heraus kam der Krieg gegen die Ukraine nicht, und man hat die Fluchtwelle erwarten können. Dass viele Menschen auf dem schlimmen Weg ebenfalls ihre Tiere nicht im Stich lassen, war ebenfalls klar - oder hätte
klar sein können. Wieder einmal ist eine Situation im Vorfeld nicht durchdacht worden! Wieder einmal leiden darunter die Geflüchteten, aber auch ihre Tiere. Dieses Leid ist dem ohnehin großen Leid noch einmal oben drauf gesetzt.
Ich hoffe auf nun rasant schnelle Lösungen und Lockerungen irgendwelcher Bestimmungen, die nur noch Bestand haben, weil es sie schon immer gab ... aber keine aktuellen Notlagen berücksichtigt.
Selber würde ich lieber draußen schlafen als mich von Charlie trennen zu müssen. Aber es ist noch kalt draußen, und man kann es den Menschen und auch ihren Tieren einfach nicht zumuten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen