Vorspeise: Getrüffelte Polenta mit glasiertem Gemüse und Salsiccia
Hauptgang: Surf and Turf mit Kartoffel-Möhren-Gratin / Knollensellerie und Kohl an Sauce Café de Paris
Nachtisch: Himbeer-Kokos-Pannacotta mit Pistazien-Kokoskuchen
Leidenschaftliche Kälte
umgibt sowohl das schöne, großzügig geschnittene Haus mit Hallencharakter als auch Martina selber: weder an ihr noch an dem Haus ist irgendetwas "verkehrt", aber beides fühlt sich an wie die Akustik des Hauses, die nach oben hin schallartig verpufft und nichts Nachhaltiges beim Zuschauer hinterlässt.
Martina ist zudem in Sprech-Laune, und sie spricht schnell, als wolle sie dem Publikum so viel wie möglich von ihren Kochkünsten erklären, bevor diese sich gelangweilt abwenden können.
Gelangweilt habe ich mich nicht gerade, aber ihre "Show" lässt mich unberührt zurück.
Das Menü
Ich denke, sie kann kochen. Inzwischen achten jedoch immer mehr Menschen bei ihrer Ernährung auf Nachhaltigkeit und/oder Regionalität. Das Rindfleisch und die Garnelen
stammen aus Argentinien. Der Reise-Weg ist folglich noch weiter als die Wände in ihrem Haus hoch.
Falls demnächst auch Salz und Sahne knapp werden sollten, hat Martina, die Salzprinzessin, ein Problem. 9 große Löffel Salz kippt sie an die Soße für das Kartoffel-Möhren-Gratin: ich habe noch nie nachgezählt, aber ich glaube, dass ich in einer ganzen Woche nicht so viel Salz verbrauche. Aber ich mag es auch eher nur sanft gesalzen.
Dann sitzen die Gäste an dem großen Esstisch, und ich denke an den Weihnachts-TV-Bestseller "Der kleine Lord" : der anfangs ebenso kalte Großvater und sein Enkel saßen sich an dem Tisch zwar gegenüber, aber dazwischen lagen nicht nur Welten, sondern auch etliche Meter, die ein Gespräch unmöglich machten.
Immerhin unterhalten sich Martinas Gäste aus näherer Distanz, denn sie sind an einem schön dekorierten Tisch zusammengerückt. Die Tischdeko bringt ein wenig Freundlich- und Fröhlichkeit in die Kälte des Hauses.
Fazit
Martinas kühle Sachlichkeit wird nur durch den überfallmäßigen Küchenbesuch von Stephan unterbrochen: er rührt in der Polenta herum und schnüffelt sogar daran - während ich das Gefühl habe, dass sie ob dieser Übergriffigkeit gleich explodiert. Aber sie behält die Ruhe, sie behält die Nerven. Sie schickt die Gäste zum Kickern in einen der anderen Räume. Das Gelächter der gutgelaunten Gäste hallt bis in ihre Küche ... ob ansonsten auch viel gelacht wird in diesem Haus? Bestimmt! Aber ich kann es mir nur schwer vorstellen.
Selber hält sie ihr Dinner für ein fast perfektes. Auf je 8 von 10 Zählern einigen sich ihre Gäste Anna-Maria, Madline, Marcel und Stephan.
Als Gästin (das ist keine gendergemäße Wortneuschöpfung - sie soll bereits von den Brüdern Grimm benutzt worden sein) hat Martina mir in den vergangenen Tagen besser gefallen - und das ist in den meisten Fällen eher umgekehrt.
Nach vier Tagen liegt sie auf dem bislang 2. Platz.
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