Hauptgang: Rinderfilet / Karotte / Kartoffel und Spinat / Cassis
Nachtisch: Weinschaum / Walnuss / Roter Pfirsich
"Willst du mit mir gehen, oder willst du lieber du selber sein?" fragte die Zeit.
© Siegfried Wache (*1951)
Anna über Anna: "(Ich bin) ... ordentlich, pedantisch, Monk." Meine eigenen Monk-Anteile sind eher gering, aber Annas überdimensionale Küchenuhr, die auf 10.05 Uhr stehengeblieben ist, würde mich zumindest irritieren, wenn ich die Zeit nicht aus den Augen verlieren darf. Wann entschließt Anna sich, nicht mit der Zeit zu gehen, sondern ihren eigenen Weg?
Sie hat genau so viel Spielraum fürs Kochen und Schnibbeln und allem Drum und Dran zur Verfügung wie jeder andere Kandidat. Wie lange braucht Mann oder Frau wohl, um das oben beschriebene Menü zu Hause und rein privat zuzubereiten? Wenn die Küchenarbeit derart ausarten würde: kaum jemand wollte mehr Gäste einladen.
Natürlich ist diese TV-Situation eine etwas andere, aber die Zeit, die Anna davonläuft, ist trotzdem als unumstößliche feste Größe vorhanden.
In der Vergangenheit gab es allerdings "Hobby"-Köche, die sich noch wesentlich länger in der Küche gequält haben. Aber heute ist heute, und heute dauert es für die Gäste viel zu lange, bis sie endlich nach Hause fahren dürfen.
Das Menü
Zur Vorspeise gibt es verschiedenfarbige Bete-Scheibchen, Chips, Salatblättchen und Topinambur-Salat plus Garnele. Der Teller ist so schön bunt wie die Gemüse-Sträuße, die sie ihren Mitbewerbern als Gastgeschenk mitgebracht hat.
Um 22.41 serviert sie endlich den Hauptgang, während der Nachtisch um kurz vor Mitternacht fertig ist.
Fertig ist mein Stichwort: ich wäre schon beim Hauptgang längst nicht mehr hungrig. Mein Magen meint, dies sei keine zivile Zeit, um noch etwas zu essen ... und schaltet auf "satt".
Fazit
Ein Lichtblick zwischendurch ist Annas Umgang mit der Mischlings-Hündin "Molly": die ergattert nach einem gehorsamen "Sitz" ein großes Stück Rinderfilet. Die Beute schleppt sie in den Garten, während Anna sich weiter durch ihren Dinner-Tag schleppt.
Die Punkte: Je 7 geben Madline und Stephan, 8 gibt Martina und 9 ist Marcel dieser Abend wert.
Mit 31 Gesamt-Zählern liegt sie am dritten Tag auf dem zweiten Platz.
Ich verstehe sowohl die hohen Punkte als auch die niedrigeren: die einen bewerten ausschließlich das recht gelungene Menü, die anderen ziehen etwas für die lange dauernde Auftritts-Momente der einzelnen Gänge ab. Also nichts gegen Stephans und Madlines neutralen 7 Punkte:
allerdings hat Madline ohnehin nicht besonders viel Ahnung vom Kochen. Aber sie hat Spaß, der sich leider nicht vergrößert, je länger solch ein Abend dauert. Am Ende wird alles von der Produktionsfirma auf 75 Minuten abzüglich Werbung gekürzt. Madlines naiver Spaß überträgt sich nicht auf mich, und mit ihrem guten Aussehen kann sie mich nicht packen,
denn sie ist eine Frau, und daher kann ich von ihr nicht derart hingerissen sein wie es vielleicht einige Männer sind. Aber auch die könnten erkennen, dass ihr Zauber langsam verblasst.
Anna ist vielleicht sympathisch, aber beim (heutigen) Kochen verzettelt sie sich zu sehr und verliert Uhr und Gäste aus den Augen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen