Donnerstag, 30. September 2021

29. September 2021 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Köln bei Paul


Vorspeise:
Pflücksalat mit Himbeervinaigrette und Ziegenkäsequiche
Hauptgang: Lammkarre mit Himbeersoße, Polentaschnitte, dazu gegrillte Süßkartoffel mit Sellerie- & Erbsenpüree
Nachtisch: Törtchen mit Schokoladen- und Himbeermousse


Junge Leute: Sie haben fast alle Fieber
- Jules Renard (1864 - 1910)

Paul hat sein "Fieber" beim Fechten ausgelebt. In 2017 wurde der heute 23jährige Deutscher Meister im Fechten (Jugendmeisterschaften?). Heute studiert er Geografie und mit seiner Teilnahme beim "perfekten Dinner" auch ein wenig das TV-Geschäft.

Sein Mitwirken hat seine Familie mit "wenn du dich zum Affen machen möchtest" kommentiert. In der Tat passiert genau das vielen Teilnehmern, aber Paul schlägt sich tapfer. Nur wird es ihn bei der Ausstrahlung vermutlich selber nerven, wie oft er die Wörter "tatsächlich" und "genau" als eigentlich sinnlose Unterstützer von sich selbst erklärenden Aussagen benutzt. Nun hat er die Chance, sich dieses abzugewöhnen.


Das Menü

Er serviert eine kleine Vorspeise mit einer geradezu niedlichen Ziegenkäsequiche.

Das Lammfleisch hat er von Verwandten am Niederrhein bezogen. Beim Hauptgang verzettelt er sich ein wenig.

Die meiste Arbeit steckt in dem Nachtisch-Törtchen. Mir persönlich gefällt es von den drei Bestandteilen des Menüs am besten, wenn ich es auch nicht mehr an einem Abend gegen 23.00 Uhr essen möchte ...


Fazit

Zu Lasten der ausgesprochenen Nervigkeit von Chérine geht es, dass ich wegen der vielen "tatsächlichs" und "genaus" weniger angekratzt bin als normalerweise. Während Paul das Lammfleisch grillt, sieht die dominante Frau ihm über die Schulter ... hier kann sie noch etwas übers Kochen lernen und erfahren! Falls sie in ihren wenigen Redepausen zuhören kann.

Dann bemängelt sie, dass Paul seine Gäste viel zu oft allein lassen muss ... auch das unterscheidet die beiden Kandidaten voneinander: Paul arbeitet und kocht wirklich und konzentriert sich auf das Thema der Sendung,

während sie selber schließlich nur Weniges zubereitet - und ansonsten den Fokus auf die eigene Person gelegt hat.

Sie soll froh sein, dass er derart beschäftigt ist: so kann sie sich in den Tischgesprächen viel mehr in Szene setzen. Bleibt nur die Frage, wen die Kameras und Mikrofone mehr einfangen. Paul natürlich. Es ist schließlich "sein" Tag, denn nicht allezeit ist Chérine-Time.

Die Punkte: Je 8 geben Claudia und Serkan, je 7 Thibaut und Chérine.

Mit 30 Zählern liegt Paul weit hinter den 38 von Chérine. Dafür hat er meine ganze Sympathie, obwohl ihm die natürlich gar nichts nützt.

Chérine versteht es einfach nicht, sich selber als sympathisch zu vermarkten. Das war von ihr sicherlich völlig anders geplant.

Guten Morgen, Gruß Silvia


Mittwoch, 29. September 2021

28. September 2021 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Köln bei Chérine





Vorspeise:
„Wurzelgefühl": Rote Bete, Pekannuss, Salat
Hauptgang: „Waldsteg“: Kräuterseitling, Kartoffel, Spitzkohl
Nachtisch: „Beerenwiese“: Schokolade, Beeren, Blumen


Permanenter Redeschwall erfordert ein starkes Nervenkostüm

Wenn man Leute wie Chérine einmal wirklich in einem Wald trifft, in dem sie angeblich "voll runter kommt", dann muss man sich auf einen längeren Wortschwall einstellen, während der Hund mit den Pfoten scharrt, weil er die menschlichen Bedürfnisse nach ständigem Mitteilungsselbstverständnis nicht nachvollziehen kann - und am Ende kann man sich auch als Mensch überhaupt nicht mehr an die Inhalte dieser ausschweifenden Texte erinnern.

Chérine findet keine Balance zu einem interessantem Erzählen, sondern labert einfach drauflos.

Beruflich ist die gebürtige Niederländerin Unternehmerin. Die Branche wird nicht genannt, aber es muss eine sein, in der sie verdammt alle zur Verfügung stehenden Wörter benutzen kann. Sie hat sich bereits am Montag für den Einsatz immens vieler Worte eingesetzt,

aber heute toppt sie dieses noch einmal, denn es ist "ihr" Tag, "ihr" Dinner, und zu dem gehören ihre Geschichten.


Das Menü

Chérine nennt es "Collect Moments, not Things", und ich ändere es ab in

"Collect Words, not Sense".

Alles Zubereitete folgt dem Muster der bestmöglichen farblichen Zusammenspiele. Insgesamt geht es mehr um die Schönheit als ums eigentliche Kochen. Mit Hilfe eines Sternekochs, den sie gern erwähnt und auf dessen Bekanntschaft sie vermutlich sehr stolz ist, bringt sie die einzelnen Zutaten zu einer Komposition zueinander, die alle Augen blenden. Zwar denke ich, dass es schmeckt, aber auch, dass die Begeisterung ihrer Gäste einer von ihr gewollten Suggestion folgt.

Die Frage ist: wieviel Anteil hat der heute beworbene Sternekoch an dem Menü? Gehört ihm vielleicht sogar die Schneidemaschine, die heute ein Hauptdarsteller ist?

Ich sehe kein Brot zur Vorspeise. Falls ich das übersehe, habe ich jedoch ganz sicher nicht gesehen, dass sie eines gebacken hat. Sie ist sowieso eher auf die kalte Küche fixiert.

In der Hauptspeise werden die Seitlinge auf Jakobsmuschelgröße zusammengeschnitten und dann noch mit dem Hashtag-Symbol # geritzt, was offenbar sehr wichtig ist ...

Von der Zubereitung des Nachtisches sehe ich rein gar nichts. Wie aus dem Nichts erscheint alles, um von ihr auf die Teller drapiert zu werden. Kleckse treffen andere Kleckse, Farben spielen mit anderen Farben und ein Wort folgt dem nächsten wie Donnerhall. Am Ende kommt ein Durcheinander zustande, das man durchaus als nett ansehen kann, aber eben auch als heilloses Durcheinander.


Fazit

Vor lauter Reden hat Chérine kaum Zeit, selber etwas zu essen. Als sie ihre Gäste bittet, den Kartoffelberg im Hauptgang zu erklimmen ... bin ich gedanklich raus aus ihrem Spiel. Neben ihren vielen Reden gibt sie noch die perfekte Lachkanone. Man möchte zurückschießen ...

Die Leute an ihrem Tisch hat sie gut im Griff, denn mit ein paar auch rührseligen Erinnerungen kann man als guter Gast schließlich gar nicht anders, als ergriffen und hin und weg zu sein.

Dem sicherlich guten Menü steht ihr anstrengendes Wesen gegenüber. Ich gucke auf die Uhr und bete, dass es 20.15 Uhr wird.

Vorher bekommt sie noch die Punkte: Je 9 von Paul und Serkan, je 10 von Thibaut und Claudia.

Mit 38 Umdrehungen in schwindelnder Höhe hat sie den Gewinn so gut wie sicher in der Tasche.


Guten Morgen, Gruß Silvia

Dienstag, 28. September 2021

27. September 2021 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Köln bei Serkan


Vorspeise:
Sigara Börek, gefüllt, an Tomatenconfit neben Zucchini-Reibeküchlein
Hauptgang: Rinderfilet an Gemüse-Kartoffeltrio auf Port-Jus
Nachtisch: Künefe mit Honigmelonen-Bällchen in Eierlikör und Vanilleeis mit Pistazienhaube


Geburtstage sind wie Sterne
manche leuchten ganz besonders hell
© Roswitha Bloch (*1957)

Wie Serkan erfreut anmerkt, wird er seinen 45. Geburtstag nicht vergessen, denn an diesem Tag stand er vor den Kameras von Vox. Und da ich schon einmal bei Geburtstagen bin: am Tag der Ausstrahlung, dem 27. September 2021, hätte mein Vater Geburtstag gefeiert ... vielmehr hätte er (zu seinen Lebzeiten) diesen lieber nicht gefeiert ... wenn man ihm seinen Willen gelassen hätte.

Der türkischstämmige Serkan feiert offenbar sehr gerne. So ist er als Nachmittagsbetreuer in einer Waldschule sicherlich am richtigen Platz, denn mit Kindern kann man viel Freude erleben. Sie sind für jedes Späßchen empfänglich ...

während sich das später ein wenig legt: zu laut, zu mittelpunktsbezogen, zu grell erscheint mir Chérine. Hat sie sich stimmungsmäßig fürs TV präpariert oder ist sie immer so? Ich weiß das natürlich nicht.

Dennoch sehe ich den einzigen (bisherigen) Unsympathen in der Werbepause: Carsten Maschmeyer!


Das Menü

Serkan verzichtet völlig auf Hackfleisch und Auberginen. Das kann man durchaus als gute Meldung werten. Einen türkischen Touch hat sein Menü dennoch: Engelshaar und Sigara Börek. Besonders die Vorspeise gefällt mir.

Warum er das eher rare gewünschte Rinderfilet für Thibaut aus einem kleinen Stückchen herauskitzeln will, erschließt sich mir nicht. Die am großen Stück gebratenen und dann geschnittenen Abschnitte sind besser gegart.

Schön, dass er den Eierlikör zum Nachtisch selber hergestellt hat.


Fazit

Serkan lobt sich gerne selber, und das schließt auch seine Familie ein: die 11- und 15jährigen Söhne beschreibt er als ehrgeizig ... und als fast beste Schüler ihrer Klassen. Fast bedeutet hier was? Und wie gefällt wohl solch eine Aussage den Mitschülern der Jungs?

Insgesamt vergeht dieser Abend im Nu. Und ich muss nicht erwähnen, dass ich mich freue, endlich zu "Midsomer Murders" umschalten zu können ...

denn die heutige Folge "Blut am Sattel" empfinde ich nicht als Highlight der Barnaby-Reihe.

Die Punkte: Je 8 geben Paul, Thibaut und Claudia, 9 gibt Chérine.

Mit 33 Zählern legt Serkan gut vor. Ob er am Ende der Woche noch ein Geldgeschenk von Vox nachgereicht bekommt? Das wäre eine schöne Geburtstagsüberraschung. Eine Prognose zu einem Gewinn möchte ich jedoch nicht geben.


Guten Morgen, Gruß Silvia

Samstag, 25. September 2021

25. September 2021 - Kurzgeschichte in 2 Teilen: 2. Teil: Der Himmel kann ganz schön teuflisch sein ...


Kurzgeschichte in 2 Teilen:

2. Teil


Der Himmel kann ganz schön teuflisch sein ...

Karls Ankunft

Plötzlich - nach dieser Zwischenzeit - fühlte Karl sich wie auf Wolken getragen und weich von ihnen eingehüllt. Er öffnete seine Augen weit und sah: es war wirklich eine große Wolke, die ihn trug und mit ihm davonflog. Wohin? Er verspürte keinerlei Angst. Er war gelöst wie noch nie. Weggeblasen waren auch die Beschwerden, die ihm seine Krankheit beschert hatten. Er war wieder gesund und fühlte Tatkraft und auch einen gewissen Tatendrang.

Die Wolke flog eine ganze Weile.
Sie flog an seinem Leben vorbei.

Er erkannte seine Mutter und seinen Vater, die sich über seine Geburt freuten. Er sah sich in der Grundschule und im Gymnasium. Er begegnete sich selber in seinem Studium und während seiner beruflichen Jahre. Ihm flogen Erlebnisse entgegen, die er völlig vergessen hatte. Karl genoss diese unvergleichlich schöne Wolkenzeit ... doch sie war nicht nur schön, sie zeigte ihm auch seine eigenen Schattenseiten auf ...

und sie ging vorüber und endete mit seinem Sterben, das ebenfalls an ihm vorbeirauschte. Er sah sich selber und Susanne, die an seinem Totenbett weinte ...

Dann kehrte er ins neue Hier und Jetzt zurück und empfand eine tiefe Stille und Geborgenheit. Eine ganze Weile, die man in Menschenzeit nicht messen kann, lag er tief zufrieden und glücklich in der Wolke, als er plötzlich

dort landete, wo Petrus einige Zeit vorher den Blitz wegretuschiert hatte:

zwischen zwei Frauen. Genauer gesagt zwischen Karin und Paula. Seinen beiden vor ihm verstorbenen Ehefrauen.

Die Landung war für himmlische Verhältnisse ziemlich hart. Zum ersten Mal in dieser neuen Atmosphäre spürte er seinen Hintern, der von dem Aufprall am meisten betroffen war. Platsch. An seiner rechten Seite saß Karin, an seiner linken Paula, und für Karl gab es kein Entkommen. Schlimmer hätte es ihn kaum treffen können. Dabei hatte er geglaubt, im Himmel zu sein ...

"Du bist auch im Himmel", antwortete Karin auf seine nicht gestellte Frage; sie hatte schon früher oft genug seine Gedanken lesen können.

Karl fühlte sich jetzt unwohl, und somit konnte es kaum der Himmel sein. Selbst er als Atheist hatte mitbekommen, dass, wenn es ihn gab, der Himmel nur ein friedlicher Ort voller Liebe sein konnte. Liebe empfand er jetzt gar nicht, nur Angst. Vielleicht auch ein bisschen Sorge. Konnte ihn nicht jemand aus diesem Zwischenraum inmitten seiner beiden Ehefrauen befreien?

Nun trat Petrus auf den Plan, ein gütig aussehender Mann mit einem Dreijahres-Bart in lässiger Kleidung, den auch Karl sofort als ein Mitglied des himmlischen Parlaments identifizierte. Zu nah waren plötzlich seine Erinnerungen an sich selber als ein katholisch erzogenes Kind. Und Petrus sah eben aus wie Petrus in den Augen der Menschen aussieht.

"Hallo Karl", begrüßte Petrus ihn, "ich hoffe, du hast deine Reise hierher als nicht allzu beschwerlich empfunden."

Karl schüttelte den Kopf: "Ich bin in Frieden eingeschlafen ohne allzu große Schmerzen. Und mit meiner lieben Frau Susanne an der Seite."

Karin und Paula lachten laut auf: "Da hat Susanne Glück gehabt, dass du gestorben bist, bevor du ihrer überdrüssig geworden bist", meinte Karin, und Paula fügte hinzu: "Aber wir haben unsere Hände über Susanne gehalten ... auch, wenn Karin und ich leider nie die besten Freundinnen geworden sind. Wir hatten trotzdem immer ein gemeinsames Ziel."

"Ich dachte, hier im Himmel sei immer alles eitel Sonnenschein", wandte Karl ein, "ein Weiterleben ohne Feindschaften und so ..." Er fühlte sich plötzlich hilflos. Und dann schüttelte auch Petrus noch den Kopf:

"Nein, nein, so einfach ist das hier nicht", erklärte er, "es gibt verschiedene Himmels-Stationen, und diese hier ist die erste. Sozusagen der Vor-Vor-Himmel ... in dem ist es zwar schöner als auf der Erde, aber noch nicht so paradiesisch wie im Endstation-Himmel."

Karl nickte und ließ den Kopf hängen. Er wäre nun also seinen beiden früheren Ehefrauen ausgeliefert? Immerhin kannten sie sich hier besser aus als er, sie waren bereits etabliert, er der Neuling, der sie fürchtete.

"Im Vor-Vor-Himmel wird eine Entscheidung über jedes einzelne Leben getroffen", sagte Petrus, "und als Mit-Richter dürfen die Menschen auftreten, mit denen der gerade Verstorbene am meisten erlebt hat. Daher sind Karin und Paula hier ... Sie sind ..."

"Meine Richterinnen?" Karl zuckte zusammen. Er hatte seine Taten so lange erfolgreich verdrängt, dass er selbst auf seiner Wolke kaum daran gedacht hatte, dass sie ihn hier einholen könnten. Selbst als sie als Lebensereignisse an ihm vorbeizogen, empfand er es nicht als wirklich schwerwiegend: die beiden hatten ihre Schicksale verdient gehabt. - Und war hier nicht der Ort des großen Verzeihens?

Karl war in seinen Berufsjahren Ingenieur bei einem großen Autohersteller gewesen. Als solcher waren seine Taten für ihn eine Kleinigkeit gewesen ...

"Du hast unsere Autos manipuliert", sagte Karin, "du bist unser Mörder."

Die beiden Frauen packten Karl je an einem Arm und zogen ihn ein Stückchen weiter, während Petrus bereits vor einem Aufzug auf das Trio wartete:

Petrus öffnete den Aufzug und gab Karl einen Wink, dass er einsteigen solle: "Das ist der Aufzug nach unten, mein Freund. In die Vorhölle. Dort hast du die Gelegenheit, dich zu bewähren ...

aber glaube mir, diese Bewährungsprobe ist absolut nicht einfach und kaum je einer besteht sie. Wenn er sie aber doch besteht, darf er zurück in den Vor-Vor-Himmel. Nur dann! Bitte einsteigen, Karl."

Karl warf einen Blick auf Karin und Paula und stieg in den Aufzug. Die Tür schloss sich, und Karl fuhr der Hölle entgegen.


ENDE
Copyright Silvia Gehrmann

24. September 2021 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag in Osnabrück bei Nadine


Vorspeise:
Spargelsuppe mit Rucola-Basilikum-Pesto, dazu Dinkelbaguette mit
Roastbeef
Hauptgang: Wagyu-Filet mit leichter Kruste, Jus, gratinierten Cherrytomaten und smashed Potato mit frischem Dip
Nachtisch: Frozen-Joghurt, Erdbeeren und Crumble mit Minz-Pesto



Das Betriebssystem des Menschen ist und bleibt tierisch
- Billy (1932 - 2019)

Nadine hat tierisch viel mit Tieren zu tun. Aufgewachsen auf einem Hof, gibt es dort heute noch Bullen. "Die Bullen erfreuen sich ihres Lebens im S t a l l", sagt sie. Mit solch einer Selbstverständlichkeit würde ich nicht über die Freude oder den Verdruss anderer Lebewesen urteilen.

Trotzdem gehe ich davon aus, dass ihnen eine große Wiese besser gefallen würde. Solch eine hat ihre Schwester (auf Fotos zu sehen), und sie züchtet für den Eigenbedarf Wagyu-Rinder.

Beruflich ist sie für eine Firma tätig, die weltweit Bullen-Sperma vertreibt.

Zu all dem fällt mir das neue Vox-Format "Gewissensbisse" ein. Da ich die Sendungen nicht verfolgt habe, hier die Kritik aus der Hörzu, die sich unter Flop-TV befindet:

"Mehrere Wochen lang lebten Familien mit Tieren, die sie ansonsten gerne essen. Würden sie das Vieh nach der Frist schlachten lassen oder nicht? Gutes Thema, aber die offensichtlich geschwungene Moralkeule hat den TV-Braten versalzen."


Fazit

Nadine ist sicher, dass sie - mit kleinen Abzügen - das perfekte Dinner abgeliefert hat. Melanie, die ihre Haarpracht samt 7 Kilo Haarteilen abgelegt hat, sieht mit den eigenen schulterlangen Haaren so lieb aus wie sie die heutige Gastgeberin bewertet: mit Küsschen in die Kamera gehaucht signalisiert sie, dass hier und heute nichts anderes als eine 10 die passende Bewertung ist.

Derselben Meinung ist auch Erik (wen wundert es?), und je eine 9 geben Nicole und Finn.

Mit 38 Zählern geht der Jackpot klar an Nadine. Niemand versalzt ihr also die Suppe. Womöglich sind vier Leutchen froh, dass Nicole nicht absahnt.

Ihr offenbar pompöses, aber eher nicht selbst fabriziertes Dinner am vergangenen Montag habe ich nicht gesehen. Immerhin hat sie mit 32 Zählern gut vorgelegt. Das zeigt, dass Zahlen nur Schall und Rauch sind ... und Bewertungen sowieso. Jeder betrachtet alles aus der eigenen Sichtweise, und die ist manchmal getrübt und manchmal hellauf begeistert.

Mir bleibt nun, allen Lesern ein schönes Wochenende zu wünschen. Und ein ruhiges Händchen beim Ankreuzen der Wunschpartei, falls diese überhaupt auf dem Zettel steht, am morgigen Sonntag.


Guten Morgen, Gruß Silvia

Freitag, 24. September 2021

24. September 2021 - Kurzgeschichte in 2 Teilen: 1. Teil: Der Himmel kann ganz schön teuflisch sein ...





Kurzgeschichte in 2 Teilen
1. Teil


Der Himmel kann ganz schön teuflisch sein ...

Karl wusste, dass seine Tage gezählt waren. Seit einem Jahr litt er an einem Bauchspeisendrüsen-Tumor, der sich jetzt streuenderweise in seinem Körper breit gemacht hatte. Eine Aussicht auf Heilung bestand nicht. Aber Karl

war nicht so traurig wie er es eigentlich gedacht hatte. "Es ist wohl, dass man sich irgendwann mit dem eigenen Tod arrangieren kann, selbst, wenn man so gerne gelebt hat wie ich", schwach drückte er die Hände von Susanne. Susanne ihrerseits wollte ihn halten, festhalten, nicht gehen lassen ... sie weinte leise.

Er sah sie mit den trüb gewordenen Augen an: "Ich wollte, es gäbe einen Himmel. Allein schon deshalb, weil ich dann sicher sein könnte, dich irgendwann wiederzusehen."

Aber Karl glaubte nicht an ein Leben nach dem Tod. Er war durch und durch Atheist. Mit dieser Einstellung hatte er in seinem Leben beinahe nichts ausgelassen, was ihm Freude bereitet hat ... nicht immer hatte das geklappt, aber oft.

Seine größte Freude und größte Liebe war Susanne. Sie traf er vor 10 Jahren, als er bereits 60 Jahre alt und zweimal verwitwet war. Seitdem hatte er keine trüben Tage mehr erlebt, und daran änderte auch seine Krankheit nichts. An irgendetwas muss man schließlich sterben, dachte er, und es gibt so viele Möglichkeiten, den Tod zu finden - da ist für jeden einzelnen Menschen etwas dabei.

Susanne war fast 20 Jahre jünger als er, aber das war damals nicht ausschlaggebend gewesen: er hatte sich vor allem in ihr sanftes Wesen verliebt, und nach dem Stadium der Verliebtheit war es für beide in Liebe übergegangen. Nun war Karl sich bewusst, dass er Susanne allein zurücklassen musste. Er liebte sie so sehr, dass er hoffte, sie würde es sich mit der Trauer um ihn nicht allzu schwer machen.

Darum bat er sie auch ... mit seiner leise gewordenen Stimme. Er bat sie inständig.

Susanne nickte, aber sie wusste, dass sie ihn zum ersten Mal in diesen 10 Jahren belügen würde: sie würde ihm in den Stunden und vielleicht Tagen, bevor er sie verlassen würde,  alles versprechen, was er ihr abverlangte, aber am Ende würde sie unendlich um ihn trauern. Karl war die Liebe ihres Lebens, und die streifte man nicht ab, als handele es sich um ein kleines schönes Kapitel oder eine Episode.

Es dauerte noch drei Tage, bis Karl in Susannes Armen starb. Er starb mit einem Lächeln auf den Lippen ...


Plötzlich Himmel

Karl war mit  seinem lebenslangen Atheismus im Irrtum gewesen. Es gibt einen Himmel. Einige Zeit befand er sich in einem schwebeartigen Zustand, in dem er beinahe nichts fühlte als eine entspannte Leere. Das einzige, was ihm an dann Gedanken in den Sinn kam, waren die an seine ersten beiden, dann tödlich verunglückten Ehefrauen
Karin und Paula. Er fragte sich in diesem scheinbar luftleeren Raum, warum er ausgerechnet an sie denken musste.

Seine große Liebe war doch Susanne!

Ganz anders verhielt es sich mit Karin und Paula. Er hätte beide Frauen liebend gern verlassen, aber er war ein Mann ... und nicht sehr entscheidungsfreudig. Beide Ehen hatten sich von seiner Seite aus als ein Irrtum herausgestellt. Karin hatte ihm das Leben schwer gemacht, weil sie unter einer  unstillbaren Kontrollsucht litt. In dieser Ehe besaß Karl so gar keinen Freiraum. Er verlor alle Freunde, die er gehabt hatte, bevor er Karin kannte. Niemand hatte Lust, sich mit Karin auseinanderzusetzen. Sie war bei allen seinen Freunden so unbeliebt wie bei ihm selber.

Nach vier Ehejahren starb Karin bei einem Autounfall.

Von Paula hatte er zunächst gedacht, dass sie ihm eine gute Frau und verständnisvolle Freundin werden könnte. Nach der Eheschließung entwickelte sie sich jedoch zu einer Tyrannin, die ihn unterdrückte. Freunde hatte er seit der Ehe mit Karin ohnehin nicht mehr, und so fühlte er sich bald wie isoliert von der übrigen Welt. 

Nach drei Ehejahren starb Paula bei einem Autounfall.

Und danach ging es für Karl bergauf: er feierte das Leben und nahm alles mit, was sich ihm zum Mitnehmen anbot: Sex, Feiern, Luxus, Freundschaften, Verwirklichung von Reiseträumen, und selbst im täglichen Einerlei fühlte er sich endlich wie befreit. Er wollte nie wieder heiraten, sondern nur noch der Lust aufs Leben frönen. Bis er Susanne traf.

In ihr irrte er sich nicht: sie passte zu ihm, sie wurden schnell zu einem Dream-Team.

Nach 10 gemeinsamen Jahren starb er, und jetzt bekam er eine kleine Ahnung davon, dass er Susanne vielleicht doch wiedersehen würde ... der Schwebezustand löste sich nämlich langsam auf und er hatte einen Blick auf Wolkengebilde.


Wolken 18 und 19

Durch einen Blitzschlag getrennt saßen Karin und Paula auf den Wolken 18 und 19. Obwohl die beiden Frauen ein ähnliches Schicksal auf der Erde erlebt hatten, mochten sie sich nicht besonders. Von wegen, im Himmel ist alles eitel Sonnenschein!

Seit nunmehr Jahrzehnten stritten sie sich darüber, wer Karl als erste in Empfang nehmen dürfte, wenn es eines Tages so weit war.

Karin fühlte sich als seine 1. Ehefrau geradezu berufen, ihn im Empfang nehmen zu dürfen. Paula meinte, sie sei auf Erden die 1. gewesen - und nun stünde ihr dieses Recht zu.

Schließlich mischte sich ein gewisser Petrus ein und verschob den Blitz zwischen den Wolken 18 und 19 auf die Erde, damit beide Frauen Sicht aufeinander hatten. Sie sollten sich endlich zusammenraufen und vertragen. Das war keine Bitte,

sondern ein Befehl.

Jeder hier mochte Petrus, den Direktor im göttlichen Kosmos. Auf ihn hörte man, auf seine Ratschläge konnte man vertrauen ... bislang hatte er sich in die Zwistigkeiten von Karin und Paula nicht eingemischt, aber heute war es Zeit. Er wusste natürlich,

dass Karl im Himmel erwartet wurde. Vielleicht hatte Pettrus auch selber seine Hände in diesem Spiel, denn manchmal machte er völlig von sich aus Schluss mit einem Erdenleben. Zwar überschritt er damit ein paar Kompetenzen, aber hier diente es dem Frieden, den er zwischen Karin und Paula herstellen wollte.


FORTSETZUNG FOLGT
Copyright Silvia Gehrmann


23. September 2021 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in Osnabrück bei Finn


Vorspeise:
Paprikasuppe mit Knoblauchschaum, dazu marinierter Bockbier-Garnelenspieß
Hauptgang: Entrecote vom Glandorfer Jungrind auf einer dunklen Weißbiersauce mit glasierten Orangenmöhrchen und Trüffelpasta
Nachtisch: Roggenmalz Schokotörtchen mit einer „gespachtelten“ Mango und Erdbeereisrolle


Auch Wasser wird zum edlen Tropfen,
mischt man es mit Malz und Hopfen!
- Deutsches Sprichwort

Nicht ohne Hintergedanken schüttet Finn die Zuschauer mit diversen Biersorten zu: er arbeitet in einer Brauerei. Vor einiger Zeit hat er einen 2wöchigen Bier-Sommelier-Kurs in Österreich absolviert. Ich mag Bier, außer, es ist vom Geschmack her süß.

Und außerdem mag ich besonders Bier vom Fass. Kaum ein Restaurant wird es sich leisten, alle auf die Speisen abgestimmten Biere in Fässern auf Vorrat zu haben. Da könnte die eine oder andere Sorte altern, bevor sie getrunken wird. Aber auch Flaschenbier hält sich nur begrenzt, es ist eben kein Wein, der lange genießbar und sogar genussvoll bleibt.

Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass in besagter Brauerei in einem Ausschank für Publikum alle heute vorgestellten Biere zu den Liebhabern vordringen. Dafür reicht vermutlich auch sein zweiwöchiger Sommelier-Kurs ... doch ich bewege mich in die Räume der Spekulationen und höre unverzüglich damit auf.


Das Menü

Die Paprikasuppe sieht gelungen aus.

Die Hauptgangteller suchen einen Verschönerungs-Künstler. Zudem schmeckt nicht allen das Fleisch.

Gespachteltes Eis ist vielleicht eine gute Idee, wenn man jede gespachtelte Masse direkt verkauft ... sie zu servieren, gelingt nicht: bereits auf den Tellern verläuft das Eis zu einem bunten Brei. Zudem ist gezuckerte Kondensmilch ein Bestandteil ... nein Danke.

Obwohl das Schokotörtchen innen noch flüssig (roh) ist, gefällt es mir am besten. Insgesamt sieht es nämlich recht locker flockig aus.


Fazit

Finn möchte "Leuten mitteilen, wie die Bierwelt tickt und was man mit Bier alles erleben kann." Gehe ich durch unseren Stadtpark, sehe ich die negativen Auswirkungen dieser Bierwelt. Weiter in die Tiefe gehen möchte ich jetzt nicht.

Mit ihrer etwas leiernden Stimme (vielleicht hat sie sich diese angewöhnt, weil sie es sexy findet; vielleicht rührt die auch vom heutigen Bier) geht Nicole gern auf Konfrontationskurs. Allerdings völlig zu Recht empfindet sie den heutigen Abend als quälend lang. Am Ende serviert Finn die Nachspeise um 23.35 Uhr und übertrifft damit Melanie um 11 Minuten. Vermutlich in genau diesen 11 Minuten verliebt sich niemand in Nicole, sondern es driften die Meinungen auseinander.

Melanie kann ja nicht anders, als eine andere Meinung zum Besten zu geben. Sichtbar hat sie sich noch mehr verzettelt als Finn.

Was den Zeitumfang eines Dinners anbelangt, ist es sicherlich nicht einfach, eine Balance zwischen genügend Plauderzeit zwischen den Gängen und gähnender Langeweile zu finden. Und selbstverständlich ist ein möglichst "perfektes Dinner" kein Schnellimbiss, in dem man sein Essen - plus einem Bierchen vielleicht - rasch runterwürgt,

sondern ein Abend, der als perfekte Gesamtveranstaltung gedacht ist. Dazu gehören ein schön gedeckter Tisch, die Aufmerksamkeit des Gastgebers und natürlich ein gutes Essen.

Finn wird von allen als guter Gastgeber gelobt.

Die Punkte: 10 gibt Erik, 9 Nadine, 8 Melanie und 7 Nicole.

Mit 34 Umdrehungen zieht er an die Spitze, die ihm nur noch Nadine streitig machen kann.


Guten Morgen, Gruß Silvia

Donnerstag, 23. September 2021

22. September 2021 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Osnabrück bei Melanie



Vorspeise: Lachs und Salat
Hauptspeise: Rind, Kalb und Gemüse
Nachspeise: Schokolade und Eis



Er schwärmt über Madam Melanie ...
... Doch sie schlief bei den Versen ein ...
- Georg Bötticher (1849 - 1918), deutscher Schriftsteller, Vater von Joachim Ringelnatz

Besonders Melanies Mutter wird heute ihre helle Freude an der Tochter haben, denn diese meint, dass sie besser kochen kann als sie. Das allein wäre noch kein Drama, wenn die Mutter nicht Köchin wäre. Es wäre auch dann kein Drama, wenn Melanie heute zu einem Rundumschlag in Richtung Kochkenntnissen und -ergebnissen ausholen würde, dass selbst die Zuschauer vor ihren Bildschirmen vor Ehrfurcht über soviel Können am Herd erstarren.

Der einzige, der halbwegs über Madam Melanie schwärmt, ist Erik.

Das alles ist den drei Hühnern in ihrem dunklen Mini-Stall völlig egal: ich hoffe, sie bilden nicht nur eine eierlegende Vorratskammer, sondern dürfen auch täglich auswärts picken. Leider gibt es darauf keine Hinweise. Melanie erwähnt keinen Freigang ihrer Gefängnisinsassen.

Dafür erfahren wir, dass es 9 Stunden gedauert hat, ihre geflochtene Haarpracht zu kreiieren. Es sieht aus, als hätte sie mit diesen plus Haarteilen eine schwere Last auf dem Kopf zu tragen. Wie viel wiegt die ganze Pracht wohl, wenn sie nass ist? Ich bekomme vor dem Schirm leichte Kopfschmerzen, wenn ich sehe, wie die Masse der Haare an dem Ansatz zieht.


Das Menü

Zur Vorspeise gibt es dreimal Lachs und einen Salat. So viel ich weiß, dauert Beizen allerdings viel länger als nur ein paar Stündchen. Aber selbstverständlich koche ich selber sicher nicht so gut wie ihre Mutter und somit schon gar nicht so gut wie Melanie.

Der Hauptgang sieht trist aus, und die Soße sucht dringend Halt.

Dann geht ihr noch jedes Gefühl für die Zeit flöten. Sie überlässt es den Gästen, ob sie die angekündigten Küchlein zum Dessert überhaupt noch haben möchten - denn dafür hat sie am langen Dreh-Tag keinerlei Vorbereitungen hinter sich gebracht.

Die Gäste wollen ... vielleicht wollen sie sie auch schwimmen sehen ...

Schließlich kommt der Nachtisch um 23.24 Uhr auf die Teller. Das ist haarscharf an einer Schnapszahl vorbei ...


Fazit

Wenn ein überdimensionales Selbstbewusstsein ein Talent bei weitem übertrifft, tritt Melanie auf den Plan: und mir fehlt jede Fremdschäm-Attitüde (zumindest meistens, denn z. Z. gibt es leider etwas - völlig anderes - , für das ich mich enorm fremdschäme).

Die Punkte: Je 7 geben Finn, Nicole und Nadine, und Erik findet die 9 völlig in Ordnung.

Das sind 30 Gesamt-Zähler. Somit führt noch immer die Montags"köchin" Nicole, deren Sendung ich zwar nicht gesehen habe, aber über die ich erfahren habe,

dass sie kaum selber gekocht hat. Eine Woche wie aus dem Katastrophenbuch.


Guten Morgen, Gruß Silvia