Mittwoch, 21. März 2018

20. März 2018 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Bonn bei Sabine

Vorspeise: Orangen-Fenchel-Salat mit gebeiztem Lachs
Hauptspeise: Agnello di brodettato (Lammgulasch in Zitronensoße) mit selbstgemachter Pasta, dazu Rotweinschalotten
Nachspeise: Orangen-Zitronen-Panna-Cotta mit Frucht


Der saure Faden

Für ihr Dinner hat die Architektin und Gelegenheits-Sängerin Sabine eine halbe Supermarkt-Ladung Zitronen geplündert, und damit das Saure am Ende einen süßlichen Beigeschmack bekommt, singt sie ihr Lieblingslied aus den 1950er Jahren:

"Ich will keine Schokolade ..."

Doch genau Schokolade oder etwas anderes ungesäuert Süßes fehlt am Ende.

Eigentlich hätte sie besser bereits nach einer mehr als leicht säuerlichen Vorspeise die Zitronen in den Ruhestand schicken sollen, denn zu sauer macht keinesfalls lustig, sondern zieht die Mundwinkel zusammen und quält die Geschmacksnerven.

Immerhin soll das Menü dringend zu ihrem 50er-Jahre-Kleid passen, auf dem ebenfalls Zitronen und nur Zitronen die Hauptrolle spielen.

Kaum jemals zuvor hat jemand einen sogenannten "Roten Faden" derart konsequent durchgezogen, und nur die Farbe rot wird durch gelb ersetzt. Es fehlt lediglich eine heiße Zitrone als Aperitif, um eventuellen Verschnupfungen vorzubeugen.

Äußerst gewillt, ihre Gesangskünste zum Besten zu geben, lässt sie sich nicht lange bitten, stellt die Musik an, die sich auch nicht wehren kann, um die derart mit Saurem gefütterten Gäste mittels

süßer, leider nur besungener Schokolade, den Mund wässrig zu machen.

Doch als sie singt, sehe ich eine Ampel auf Gelb kurz vor Rot stehen. Sabine ist allerdings nicht aufzuhalten und zieht ihren Gesang durch.

Währenddessen sitzen die vier Gäste in Reih und Glied wie in einer Geisterbahn, halten sich tapfer und klatschen am Ende höflich,

obwohl der Gesang einerseits und das Liedgut andererseits aus den frühen 50er Jahren nicht jedermanns Geschmack treffen kann.

Sabine ist mit sich selber jedoch sehr zufrieden, würde sich 8 Punkte für ihren Abend geben (wobei die Aufteilung Essen vs. Gesang nicht deutlich wird),

doch die Gäste haben Kritikpunkte.

Die Zitronen sind unschuldig an dieser Kritik, denn sie haben niemals erwartet, eine derart prominente Rolle in einem Dinner zu spielen

und sind als Hintergrund-"Musik" eigentlich eine Wonne.

29 Good-Will-Zähler darf Sabine auf ihrem Konto verbuchen.

Der Star des Abends, die Zitrone an und für sich, ist nun wirklich angesäuert bis total übersäuert, weil der absolute Vordergrund ihr nicht schmeckt. Sie ist einfach ein feines Früchtchen und keine aufdringliche Diva.

Guten Morgen, Gruß Silvia



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