Montag, 19. März 2018

18. März 2018 - ARD - Tatort Köln: "Mitgehangen"

Mitgehangen

... und in meiner Papierzeitung wird die Folge rund um das Kölner Duo und seinem neuen Zuarbeiter schon mal als die beste seit "Franziska" beschrieben. Mangels eines umfangreichen Köln-Tatort-Archivs oder gar einem so guten Gedächtnis,

möchte ich nicht einmal widersprechen. Den 4 von 5 möglichen und aus Sicht des Journalisten, der sich diesen Tatort vorab angesehen hat, will ich mich trotzdem nicht anschließen. So viele Sterne sehe ich einfach nicht am Himmel dieses Tatorts.

Florin Baciu wird tot in einem in einem Baggersee versenkten Auto aufgefunden - und fortan lässt die Geschichte kein gutes Haar an dem Opfer. Trotzdem, denn ein Mord wird ja nicht dadurch gerechtfertigt, dass ein Opfer ein ziemlich schlimmer Zeitgenosse war,

wird sein Teilhaber Matthias Grevel verhaftet. Der zunächst sympathisch wirkende Familienvater bekommt von seinem Sohn ein falsches Alibi, während seine Frau von Otto, dem dubiosen undurchsichtigen Freund der Familie, ob der Verhaftung getröstet wird.

Ballauf und Schenk kriegen sich an die Köpfe: Schenk, selbst Familienvater, sieht den Verfall einer heilen Familie, während er Ballauf Empathielosigkeit unterstellt, die von seiner Bindungsferne herrührt.

Pauschal gesagt und von mir beklagt: Ledige Menschen haben offenbar keine Ahnung von Familien.

Hier greift absolut das Klischee. So auch im Falle des Opfers, der ein Rumäne ist und es mit fremden Eigentum nicht so genau nimmt.

Ob der Titel "Mitgehangen" sich nicht nur auf das gesamte Familienkonzept des Verdächtigen bezieht, sondern auch auf die Tatsache,

dass er sich nach einem Besuch seiner Frau und einem Akt der Vergewaltigung in seiner Zelle erhängt,

ist nicht bekannt, wäre aber als makabrer Querausläufer durchaus zu verstehen.

Als mir in den Sinn kommt, den Plot als frühzeitige Einschlafhilfe an einem Sonntagabend zu nutzen, werde ich brutal aus dieser Absicht heraus gerissen:

Gefühlt alle paar Minuten wird einer der Darsteller von einem Tobsuchtsanfall mehr als heimgesucht. Nicht mal die kleine Tochter des Verdächtigen ist davon ausgenommen.

Ausrasten als Mittel der Wahl, um seine Verzweiflung auszudrücken, ist im wirklichen Leben natürlich nicht die einzige Möglichkeit, um auf zerstörte Seelenzustände hinzuweisen. Hier nervt das kolossal.

Nach dem Suizid des Verdächtigen ist für Ballauf die Schuldfrage geklärt, während Freddy nicht aufgeben will, anderen Möglichkeiten nachzugehen.

Es ist keine großartige Wende, dass der verdächtige Matthias Grevel am Ende dennoch der Täter war.

Von hier aus eher 3 matt-glänzende von fünf möglichen Sternen. Ein solider Tatort, in dem dennoch manche Dialoge gestelzt wirken - und der meiner Meinung nach nicht im Entferntesten an "Franziska" heranreicht. An sie und diesen Kölner-Tatort erinnere ich mich ohne Archiv sehr gut.


Guten Morgen, Gruß Silvia 

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