Foto: S. C. H.
Sie betreibt den entzückenden Kochblog: "Bine kocht.at" (kann man googlen)
"Mädels"nachmittag im Cafe
Einst, vor fast fünfzig Jahren, waren sie sechs Freundinnen, die viele Nächte durch gemacht haben, Spaß gehabt und die Welt ein bisschen aus den Angeln heben wollten. Sie waren Kinder ihrer Zeit, aber drei von ihnen waren längst von dieser Welt gegangen,
während an den anderen der Zahn der Zeit gesägt hatte, aber erfolgreich hatten sie einen Teil ihrer alten Zeit in die Gegenwart transportiert, die eine mehr, die andere weniger.
Elfriede, Agathe und Anna hießen die übrig Gebliebenen, und sie trafen sich einmal in der Woche, entweder bei einer von ihnen zu Hause - oder wie heute in ihrem Lieblings-Cafe.
Zwar war Elfriedes Lieblings-Cafe das Sacher, aber da sie nicht in Wien, sondern im Ruhrgebiet leben, darf es auch mal das Kaffee-Häuschen um die Ecke sein.
Da sitzen sie nun an ihrem Stamm-Tisch (den haben sie in den anderen vier bevorzugten Cafes auch) und Agathe zuppelt an ihrem Gedöns von
jugendlichem Outfit, dass Elfriede und Anna sie strafend ansehen.
Alle drei haben ihre Ehemänner längst verloren, aber das bedeutet nicht, dass sie ihnen aus dem Sinn gekommen sind. Im Gegenteil sind diese lebendiger als zu deren Lebzeiten.
Agathe schneidet das Thema Männer an ...
Die Affäre
Sogleich duckt sich Anna ein bisschen tiefer, denn sie weiß, was nun kommt: Sie hatte einst ein Klüngelchen mit Elfriedes Mann,
was erst nach seinem Tod heraus gekommen war. Verziehen wurde es ihr nie, denn über was könnte man sonst so gut lästern wie über die Fehler der anderen?
Elfriede hat in dieser Woche die Bestätigung von Prinz Hendrik von Dänemark bekommen - und sie wird sich folglich auch nicht neben ihrem treulosen Mann begraben lassen,
was Anna trotz Fremdgeh-Hypothek nicht verstehen kann. Im Tode möchte sie ihrem eigenen Ehemann wieder so nahe kommen wie vor der Hochzeit.
Ob er Anna dann jedoch noch mag - so wie sie seitdem an Kilos zugelegt hat - wirft Agathe ohne Rücksicht auf ihre eigenen Fehler gnadenlos ein.
Anna vergießt ein paar Tränchen, bevor ihr Blick auf den Nebentisch fällt ...
Drei Leute und vier Smart-Phones
denn dort sitzen drei Männer um die Vierzig und bedienen ihre vier Smart-Phones. Da kann man sich über die neuen Zeiten aufregen
bis die Bedienung die nächsten Kaffee und die ersten Piccolos bringt.
Nur Agathe regt sich nicht auf, denn sie hat eine Enkelin, und die hat ihr das
"Internationale Netz" - wie Agathe es nennt,
mal so richtig nahe gebracht. Agathe züngelt und zündet nun sogar bei Facebook mit. Außerdem kann sie endlich die vielen Fotos ihrer
früheren und nun lange verstorbenen
Hunde
posten.
Das gefällt Elfriede mal so gar nicht ... Was ist überhaupt posten? Sie kennt nur die Post.
Du und deine Hunde
schrillt sie. "Weißt du eigentlich, dass ich deinen Kötern heimlich oft Schokolade gegeben habe, weil du mir gesagt hast, das sei Gift für sie ..."
Elfriede freut sich über das "dumme" Gesicht von Agathe und beißt genüsslich in ihr nächstes Stückchen Kuchen.
Agathe flirtet verlegen mit dem alten Mann am Nebentisch - der schnell seinen Schlips gerade rückt. Vielleicht braucht sie bald die Freundinnen nicht mehr ... ?
Am Ende des Nachtmittages
wanken die drei schon sehr betagten Damen - die älteste ist 95 und die jüngste 88 -
und beschwören mit niedlichen Wörtern diesen wieder
wundervollen Nachmittag.
Nächste Woche wieder, sagen alle drei ... Küsschen hier, Küsschen da,
sie sind einfach die besten Freundinnen seit Ewigkeiten.
Guten Tag, Gruß Silvia
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