New York |
Vorspeise: Les trois petits trésors (Geröstetes Brot mit Sardellen und Wachteleiern, Salade Marocaine, Rote Linsensuppe)
Hauptspeise: Lamm-Tajine mit Pflaumen und gerösteten Mandeln
Nachspeise: "Brückenschlag" - Feige trifft Himbeer
Weltreise am Dinner-Tisch
und dabei geht es überhaupt nicht nur um sein Menü. Der Lehrer mit der sanften Stimme, hinter der eine eher kompromisslose Entschlossenheit steht, möchte einmal einer ganzen Dinner-Nation von seinen Reisen erzählen.
Wenn es nach ihm geht, muss jeder mal nach New York. Und diverse Ecken in Südostasien dürfe man auch nicht auslassen. Nach einem dunklen Winter fährt er persönlich gern für eine Woche nach Marokko. Als Lehrer hat er auch jede Menge Ferien.
Doch selbst in seiner Freizeit kehrt er den belehrenden Kerl raus. Da gehe ich nicht mit Sarah konform, die vorsichtig formuliert, dass sie solch einen Lehrer gern gehabt hätte ... vermutlich. Vielleicht dann doch nicht?
Sein Freund und Kollege Peter kommt zum Schnibbeln und ich erfahre von Thorsten, dass sich die beiden Männer bezüglich ihrer Kochkünste gegenseitig bewundern und voneinander begeistert sind.
Peter ist zumindest heute der stille Typ - und kommentiert das zum Glück nicht. Soviel Selbst-Beweihräucherung macht mich für einen kurzen Moment sprachlos. Doch dem plastischen Anschauungsunterricht über Länder und das Reisen an und für sich, folge ich dann wieder mit einer dunklen Erinnerung im Gepäck: Sein Gerede erinnert stark an längst vergangene Dia-Abende, die jeder irgendwie gehasst hat - und doch wollte jeder seine Dias vorführen.
Am Ende erweist sich der Lehrer Thorsten als sein eigener Zensuren-Geber: Er hätte null Fehler gemacht und würde sich zehn Punkte geben! Das ist eine klare Ansage, wenn sie auch weit von der Realität seines Menüs entfernt ist:
Die Vorspeise überzeugt mich nicht. Den Hauptgang kann ich nicht beurteilen. Und der Nachtisch ist eine lieblos dahin geklatschte Angelegenheit, die auch mit Brückenschlägen nichts zu tun hat. Manch einer redet sich die Dinge gern passend ...
Gar nicht redet Michael an diesem Abend. Wie ein Fremdkörper sitzt er zwischen denen, die keine so schöne Küche ihr eigen nennen, aber zumindest teilweise besser gekocht haben. Die Schnute verzogen zu einem Gewehr-Gesicht mit Schießhemmung.
Denn was hat er am Montag dem Publikum erzählt? Dass er unter anderem kein Lamm mag? Davon ist heute keine Rede mehr, und er isst sogar ein geschächtetes Lamm, denn Thorsten hat es in einer Moschee gekauft. Weil es dort (seiner Meinung nach) das beste Lamm gibt. Nun ja, seit heute bin ich vorsichtig, ihm irgendwas zu glauben. Denn er gibt eher seine Meinung als Gegebenheit preis und hat nicht mehr Ahnung, als die meisten anderen.
Einunddreissig Punkte ist das endgültige Endergebnis für den Super-Man Thorsten. Selbstbewusstsein ist was Schönes und Gutes, aber auch hier gilt es, sein Bewusstsein damit gekonnt zu würzen - und mir nicht das Dinner zu versalzen.
Ich habe ihm nicht gerne zugesehen und noch weniger gern habe ich ihm zugehört.
Guten Morgen, Gruß Biene
Ja der Thorsten...zum Sympathieträger eignet der sich so gar nicht, der arme Tropf.
AntwortenLöschenZu viel Überhebliches im Gepäck, eine arge Prise Gönnerhaftigkeit, aber leider - man muss es gerechterweise klar stellen, wird er auch Opfer des allgemeinen "Lehrerdissens".
Schröder-sei-dank, weiss ja jeder, wie faul, wie viele Ferien, wie viel (zu) viel Gehalt und sowieso diese ständige Benotung - sich selbst die besten, anderen die schlechten, und immer immer Belehrungen..
Seien wir doch ehrlich: Thorsten hätte sagen können, was immer er wollte, es wäre falsch gewesen.
Dabei ist er doch gstern zu seinen Reisevorträgen eindeutig und sehr hartnäckig von Andi und Sarah befragt und genötigt worden.
Mehrfach auch mit der konkreten Frage, was man denn unbedingt gesehen haben müsse...
Und wenn ich es richtig sehe, unterrichtet Thorsten spätpubertierende Haupt- und Realschüler im Werkbereich, also nicht gerade ein lauer Job.
Davon abgesehen konnte ich gestern einen Mann beobachten, der einfach erfahrene Freuden und Genüsse weiter geben wollte.
Das kommt sicherlich immer ein wenig naiv rüber und oft schimmern da auch Trends durch (nach Asien kommt Orient und zwischendurch mal wieder regional)
Seine Marokko-Begeisterung schlug sich in einem ausgetüftelten Dinner nieder, leider fehlte begleitende Atmosphäre/Equipement, mit denen man die kulinarischen Eindrücke sinnlich hätte vertiefen können.
Bei der Tischdeko gab sich der GG so gar keine Mühe, schade, denn gerade die "Reise nach Marokko" hätte so schon mal ihren Souk finden können...
Es gibt wohl kaum ein dankbareres Thema, vom dekorativen Aspekt gesehen.
Auch das schöne Hauptgericht, wirklich gut und original gefertigt, wunderbares Lamm, Pflaumen, Mandeln, ich hätte es gerne probiert, wie schön wäre es gewesen, wenn jeder Gast eine eigene kleine Tajhine vor sich gehabt hätte, den Deckel lüften: Hhhmmm...und den Couscous serviert man extra, gewürzt, mit feinst gehackter Petersilie oder Minze und Butter.
Das ist mehr als Deko, so hatten die Gäste nur einen unschönes braunmatschiges Konglomerat vor sich, neben der Kantinenkuppel Sättigungskohlenhydrat.
Ja und die Vorspeise als 3 Schätze zu bezeichnen, ist schon weit aus dem Fenster gelehnt.
Schade dass die Linsensuppe püriert war, denn das ist die marokkanische mit Sicherheit nicht und sie schmeckt dann auch mehr nach Linsen. (Die roten zerfallen ohnehin komplett)
Der Salat, vielleicht hätte er einfach länger Saft ziehen müssen? Man braucht nicht immer Essig und Öl für ein Dressing, aber in der Regel sollten einige Früchte ordentlich Wasser abgeben und dann muss kräftig gewürzt werden...
Abschmecken können muss man selber - da hilft auch kein marokkaisches Geheimgewürz.
Das letztlich das unmarokkanischste, nämlich Röstbrot mit Knoblauch, Zwiebeln und Sardellen als Highlight empfunden wurde, spricht nicht unbedingt für die trois tresors.
Das Dessert hätte mir geschmeckt, der Feigenjoghurt mit den leicht karamellisierten Honigfeigen und dem köstlich fetten Joghurt, der leichten Zimtnote und die rote Zora kann ich immer und immer runterbringen.
Lecker aber simpel - da helfen auch verbale Verzierungen nicht.
Fazit:
Ein leckeres Dinner, fehlerfrei, aber das heisst nicht automatisch Bestnote.
In diesem Fall reichen durchaus befriedigende 7 Punkte, denn der Reiseanspruch wurde nur ansatzweise transportiert. Ein wenig mehr 1000 und 1 Nacht hätten`s gerne sein dürfen.
Immerhin war der Thorsten als Lehrer "authentisch".
Hier scheint die Sonne! Habe alle Weihnachtsgeschenke zusammen, liebe Grüße Susi
Vom Lehrer-Dissen distanziere ich mich jetzt mal. Ich kenne selber welche, bin mit welchen sogar verwandt, die nicht so unterwegs ist. Alles negativ Geschriebene hat er sich selbst zuzuschreiben - und das hat nichts mit seinem Beruf zu tun. Thorsten-Originalton: "Ich habe keine Fehler gemacht - ich würde mir 10 Punkte geben". Und noch so einiges mehr. Gruß Silvia
LöschenHallo ich werde auch noch ein wenig senfen.
AntwortenLöschenMeine Schulzeit liegt ja gefühlte 100 Jahre zurück aber Kinder und meine Enkelin
haben ja auch Erfahrungen gemacht, die mir noch gut im Gedächtnis sind.
Auch ich fand ihn nicht gerade erstrebenswert als Lehrer für die Meinigen.
Er war doch an den Vorabenden extrem nörglerisch, da war mir zeitweise Michi
in seiner Insichgekehrtheit lieber.
Nun habe ich gestern ein Feuerwerk des Geschmacks erwartet, bekommen haben
wir aber nur einen anschaulichen Reisebericht über Marokko und die Vorstellung
verschiedener Gerichte.
Mir hätte das Fleisch gut geschmeckt, das sah wirklich gelungen aus.
Vorspeise nicht mein Ding aber das Dessert fand ich gut, wenn man denn Süßes mag.
Ich hätte ihm 7-8 Punkte zugestanden.
Heute kann er ungehemmt Andi nieder machen, wenn er Lust hat.
Das Niedermachen liegt ihm, das konnte ich erkennen.
Mir gefallen ja die jungen lässigen Typen besser , die nicht so den Besserwisser
heraus kehren.
Aber vielleicht wird man so, wenn junge Menschen formen muss.
Habe eine große Ladung eiskalten Regen auf mein armes Haupt bekommen.
Vielleicht bin ich deshalb so negativ?
Egal, ich grüße euch, Anna
Tja, der thront und wohnt er nun, der weitgereiste Lehrer, hoch über den Dächern von Konstanz, Universitätsstadt, jung und lebendig. Und kommt so als das genaue Gegenteil daher: sehr ruhig, sehr monoton, und soooo entschleunigt. Peru, Bolivien, Guatemala, Anden usw. hat er bereist und seit längerer Zeit schlägt sein Herz für Nordafrika. Dort in Marokko können Thorsten und Freundin Bella nach einem langen grauen Winter die wärmende Sonne genießen und sich von der dortigen Küche inspirieren lassen. Und egal, wovon er spricht, sei es kochen oder Mitbringsel seiner unzähligen Reisen, sehe ich keinerlei Emotion, kein Lachen in den Augen, kein Fitzelchen Temperament. So schnarch! Er würde den Beipackzettel eines x-beliebigen Medikamentes ebenso herunterleiern wie er von seinen unzähligen Reisen erzählt. Sarah könnte sich den Cool-Men sogar als ihren Lehrer vorstellen, für mich wäre das ein Graus und jede Unterrichtsstunde bei ihm ein steter Kampf mit der Müdigkeit.
AntwortenLöschenUnd er möchte seine Gäste auf eine kleine Reise einladen, der Herr Lehrer. Das ist ihm zum Teil auch gut gelungen. Die Tajine sah unglaublich lecker aus, das Fleisch über Stunden mit Gemüse und den Gewürzen geschmurgelt. Was allerdings das Sardellenschnittchen bei der Vorspeise zu suchen hatte, weiß nur Thorsten selbst, passte es weder zum Salat Marocain, noch zur Linsensuppe bzw. dem Linsenbrei. Die Kritik ob der Konsistenz hat der gute Thorsten glatt mal abgeschüttelt wie ein lästiges Insekt. Er mag es halt so, basta. Der Brückenschlag war gut gemeint, aber auch ein wenig bemüht und an den buchstäblichen Haaren herbeigezogen. Joghurt, Quark, Honig, Feige, Himbeere, allesamt ab Marsch ins Glas, Baiser drunter rühren und fäddisch. Das war eher lieb- und lustlos.
Auch die Tischdeko hatte wenig mit einer abenteuerlichen Reise zu tun. Kerzen, Teelichter, Dekosteinchen. Alles ganz im Stil der modernen und gradlinigen Wohnungseinrichtung, aber ein bisschen mehr Farben, Feuerwerk und Überschwang hätten mit dem Essen gut korrespondiert.
Das einzig wirklich lustige für mich war mein auserkorener Lieblingskandidat in dieser Woche. Wie er so herrlich geziert und affektiert im Hauptgang herumstocherte und todesmutig winzige Stückchen vom Lamm auf die Gabel spießte. Tja, hätte er doch den Mund aufgemacht….. Aber sowas kommt von sowas.
Nein, für mich war es kein gelungener Abend eines Gastgebers mit Gästen, sondern da saß ein Lehrer mit seinen vier Schülern. Von mir gibt es als Note eine vier plus. Das ist genug für so einen drögen und einschläfernden Abend.
Und noch ein Tipp an alle nachfolgenden Kandidaten: Einfach mal Salz und Pfeffer auf den Tisch stellen oder die Traute haben, nach eben diesen Würzungsmitteln zu fragen. Kann doch nicht so schwer sein!
Gestern bin ich noch bei strahlendem Sonnenschein und 19 Grad von Lindau aus nach Lochau am See entlang gelaufen (habe aber niemand „Bekanntes“ getroffen….). Und heute? Wolken, die auf den Boden klatschen und Regen. Bäh!
Es grüßt Regine, aber immer noch sockenlos