Sonntag, 16. August 2015
16. August 2015 - DVD-Kritik - One Hour Photo - Psycho-Thriller mit Robin Williams
One Hour Photo
Das Grauen kommt unverhofft, lange unbemerkt und hat die Gestalt eines freundlich aussehenden Mannes in den mittleren Jahren. Der Blick in die Seele von Sy Parrish ist tief, aber unvollständig. Offenbar hatte er keine Mutter, die sich um ihn kümmerte - denn warum sonst kauft er sich auf einem Flohmarkt das Foto einer Frau, die er dann als seine Mutter ausgibt?
Und was überhaupt macht aus einem zwar einsamen, aber auch einem Menschen mit einem relativ normalem, langweiligen Leben einen Psychopathen? Die Ursachen müssen schon früher manifestiert worden sein - aber darüber gibt es keine Hinweise. Man darf sich also seine eigenen Gedanken über die Entstehungsgeschichte der psychotischen Manie machen.
Ein Film, der den Täter und weniger die Opfer im Blick hat.
Sy arbeitet in einem Einkaufszentrum in einem Photo-Shop. Seine Stammkundin Nina Yorkin hat all das, was Sy fehlt: Eine Familie, ein zufriedenes, ausgefülltes Leben - und er "verehrt" sie so sehr, dass er ihre Fotos seit Jahren für sich selber kopiert und damit sein Wohnzimmer tapeziert.
Eben diese Kopien bringen ihn in die Bredouille: Unstimmigkeiten des Foto-Zählwerkes bescheren ihm nach elf Jahren die gnadenlose Kündigung seines Arbeitgebers. Der forscht nicht einmal nach den Ursachen - und macht Sy dafür verantwortlich.
So wird noch ganz nebenbei eine herrschende Betriebs-Moral angeprangert.
Die Kündigung bringt das Äußerste in Sy zum Vorschein, dessen er fähig ist in seiner gefühlvollen Gefühllosigkeit: Und es kommt zum Show-Down. Denn auch in der heilen von ihm angebeteten Familie ist nicht alles nur eitel Sonnenschein ...
Für diejenigen, die sich den Film gern selber ansehen möchten, will ich das fulminale Ende nicht verraten.
Robin Williams in einer seiner Parade-Rollen, und mal abseits vom Gutmenschen gibt er den sanftmütigen Terroristen menschlicher Privat-Sphären.
Ihm geht es hier nicht nur um die eine Frau wie den meisten Stalkern, sondern um den Erhalt einer heilen Familie.
Jeder kann von solch einer Verfolgung betroffen sein. Die kann aus einer Ecke kommen, die man nie vermutet. Der Mensch lebt sein Leben - und ohne sein Wissen nimmt ein völlig Fremder daran teil und macht es zu seinem eigenen. Ein furchtbarer Gedanke.
Guten Tag, Gruß Biene
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