Freitag, 17. Oktober 2025

16. Oktober 2025 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag im Rhein-Main-Gebiet bei Baris


"Kulinarische Kunst trifft auf sinnlichen Genuss"
Vorspeise: Zweierlei vom Bison-Tatar - Klassisch und als Pani Puri mit Trüffelmayonnaise
Hauptgang: Filet vom Rind in Rotweinreduktion / Fondant-Kartoffeln / Orangenmöhren / Spargel / Erbsenpüree
Nachtisch: Lemon Posset mit Amalfi-Zitronen-Sorbet


Der Schweiß ist die Träne der Arbeit.
- Peter Hille (1854 - 1904)

Schweißperlen rinnen in feinen Linien durch Baris' Gesicht, und das liegt nicht allein an der Wärme rund um den Herd oder an den vielen Scheinwerfern, die ihn ins recht Licht rücken wollen ...

aus dem er sich dann selber herauskatapultiert. Ich sehe den

31jährigen Osteopathen und Physiotherapeuten Baris, dessen Wurzeln in der Türkei und im Iran liegen, und der sich der

bei anderen unbeliebten Angeberei verschrieben hat.

Baris sieht sich als jemanden, der "gut kochen kann" - und der selbst im Alltag Wert auf Fine Dining legt und dem ein mit Eigenlob gespicktes hochtrabendes Dinner-Motto keinesfalls peinlich ist: ich sehe nämlich keine kulinarische Kunst und sinnliche Genüsse!

Nicht unerwähnt lässt er seine Zeit in einem Internat in England, in dem man ihm ... ja was? ... beigebracht hat? Da seine Schwester in Dubai lebt, ist er zweimal jährlich dort

und tourt durch Sternerestaurants. Nun glaubt er offenbar, dass "Fine Dining" eine ansteckende Sache ist, die jeden treffen kann, wenn er nur oft genug davon träumt oder hin und wieder mal wirklich "fine" diniert.

Konträr zu seinen Erzählungen sind seine Kochtaten. Und: wenn man "Fine Dining" wirklich verinnerlicht, dann gehört dazu viel, viel mehr, u. a. eine

passende Atmosphäre ... und sogar die passende Kleidung eines Gastgebers. Ich gebe zu, dass ich das gegoogelt habe (sollte er vielleicht auch in Betracht ziehen), denn sein T-Shirt zum Beispiel passt ebenso wenig wie seine Angeberei, vom Kochen gar nicht zu reden. Vielleicht ist

er aber - und das im besten anzunehmenden Fall - nur ein großer kleiner Junge, der einfach nicht anders kann als sich selber hervorzuheben, weil er es genau so und nicht anders gelernt hat.


Das Menü

Es fängt bereits unfein an, denn an das Tatar kippt er u. a. einen gewöhnlichen Ketchup. So geht Verhunzen!

Beeindruckt es etwa seine Gäste, dass er die gleiche Vorspeise wie die heutige in einem 3-Sterne-Lokal in Dubai gegessen habe? Ich denke nicht!

Er wusste im Vorfeld, dass Özlam (Jeannie) kein rohes Fleisch essen mag, und zum Glück und meiner Freude bemängelt sie das auch. Isst jedoch tapfer ein paar Bissen, bis Baris ihr

offenbart, dass er sie das Tatar nur probieren lassen wollte, denn in der Küche stünde ihre Alternative.

Eine glatte Lüge, denn die Alternative muss er erst noch zubereiten ... was ein Fine Dining wiederum ad absurdum führt, denn sie bekommt das Rote Bete-Carpaccio, als die anderen Gäste bereits fertig mit Essen sind.

Die Soße zum Hauptgang setzt er mit viel Gemüse an, das er sogleich "würzt", wie moderiert wird - und das Gewürz sieht aus wie Fertigpulverbrühe - und verschwindet schnell in der Versenkung.

Die unterschiedlichen Gargrade der Steaks misslingen.

Auf viel zu kleinen Brettchen gelangen die ausgehöhlten Amalfi-Zitronen samt ihren zitronigen Füllungen an den Tisch: zum Glück purzeln die beim Servieren nicht auf den Boden.


Fazit

Baris gebündelte Nervosität, die von seinen Schweißausbrüchen untermalt werden, entlädt sich nach dem Dessert in einem

lautstarken hysterischen Lachen, das schwer nach Überforderung klingt, die nun langsam von ihm abfallen darf.

Wäre er nicht ein solcher Angeber, als den man ihn vor dem Bildschirm wahrnimmt, hätte mein Text heute völlig

anders ausgesehen. Aber Aufschneiderei über eine Leistung, die nicht erbracht wird, ist

selten dämlich.

Für die Zukunft hoffe ich, dass Baris immer genug Zeit bleibt, ein tägliches Fine Dining zuzubereiten, und ja, das meine ich

jetzt ironisch.

Die Punkte sprechen ebenfalls eine andere Sprache als Baris: je 7 geben Jasna, Özlam und Ella, 8 gibt Reiner.

Mit 29 Zählern liegt er am 4. Tag auf dem bislang 3. Platz. Wer hätte das gedacht? - Baris sicher nicht!


Guten Morgen, Gruß Silvia



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