Freitag, 1. März 2024

1. März 2024 - Das Erbe meiner Oma ...

Meine Oma

Das Erbe meiner Oma ...

und die Erkenntnis, dass manche Fußspuren einfach zu groß sind, um auch nur ansatzweise mit den eigenen Füßen in die Abdrücke hineinzupassen.

Meine Oma Josefine war eine gläubige Frau, was sich allerdings mehr darin äußerte, dass sie einfach ein guter Mensch war anstatt blind ihrer katholischen Herkunft, die sie nicht verleugnen konnte, zu folgen und betend durch die Zeit zu gehen. Sicherlich hat sie wohl täglich gebetet - aber stumm und ohne andere damit zu belästigen. - Sie kümmerte sich zeitlebens und in erster Linie um die Anderen, weniger bis gar nicht um sich selbst. Denn neben diesem tiefen

Glauben war sie ohne jeden Anflug von Egoismus.

Erst kümmerte sie sich um ihre drei Söhne, später um ihre beiden Enkelkinder - und nebenher war sie ehrenamtlich tätig. Eine Frau, die früh zur Witwe wurde, die sich aber niemals über die harten Zeiten ihres Lebens beschwerte oder gar an ihnen verzweifelte. Sie nahm jede Aufgabe an, die das Leben ihr stellte und stellte sich dem Leben wie es war - und nicht, wie es vielleicht wünschenswert gewesen wäre.

Ich denke, sie hat sich auch gar kein anderes Leben gewünscht.

Das entsprach ihrem gütigen Wesen.

Vielleicht kann ich nicht sagen, dass sie die beste Köchin war - weil das schließlich ein Merkmal aller Großmütter sein soll (man liest und hört es häufig) und es genau das ist, was viele in der Erinnerung an ihre Omas zuerst schätzen. Mir hat geschmeckt, was sie gekocht hat - aber sie hat am Herd nicht das Rad neu erfunden. Auch beim Kochen mochte sie die einfachen Dinge, vorrangig die aus

ihrem eigenen Garten. An beinahe jedem Wochenende war ich als Kind bei ihr - oft oder eigentlich immer hat sie mir Essens-Wünsche erfüllt, die meistens jenseits ihres Budgets lagen. Sie hat das vermutlich an den anderen Wochentagen eingespart. -  Denn, 1902 geboren, nicht berufstätig, mit 44 Jahren Witwe geworden, war ihr Geldbeutel ein recht schmaler.

Niemals hat sie öffentliche Gelder in Anspruch genommen. Sie kam zurecht mit dem wenigen, das sie hatte. Das passte auch

zu ihrer lebenslangen Bescheidenheit.

Die ist der vielleicht größte Fußabdruck, den sie mir hinterlassen und den ich noch immer nicht ausfüllen kann. Aber manchmal ist es eben so, dass gerade die Bescheidenen

Unbescheidene (mit-)großziehen.

Ihren Glauben habe ich ebenfalls nicht übernehmen können: ich bin Agnostikerin - und gehe nur in eine Kirche, wenn mich diese von der Ausstattung her interessiert.

Lange habe ich von mir selber geglaubt, ich sei egoistisch: aber das passt dann doch nicht wirklich zu mir. Zumindest bin ich nicht besonders egoistisch, nur hin und wieder denke ich dann doch gerne lieber an mich selber als an andere.

Sie hat mich genau so geliebt wie sie mich bis 1986 - das Jahr, in dem sie verstorben ist - kannte. Und ich liebe

sie ohne Ende bis heute. An jedem einzelnen Tag denke ich an sie.

Im Kochenkönnen bin ich ihr ähnlich: ich bin nicht die beste Köchin. Gütig war ich noch nie. -  Daran, nur annähernd ihre Bescheidenheit zu erreichen, arbeite ich noch ...

Aber Kochenkönnen oder Nicht-Kochenkönnen hat schließlich nichts mit dem Charakter zu tun. Darin kann ich getrost so bleiben wie ich bin.

Mehr Bescheidenheit würde allerdings nicht nur mir, sondern  vielen Menschen guttun ...


Guten Tag, Gruß Silvia



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