Freitag, 1. September 2017

1. September 2017 - Eine Aschenputtel-Geschichte



Eine Aschenputtel-Geschichte

Es war einmal ein hübsches Mädchen aus guter Familie, das sich sehr zu dem Märchen Aschenputtel hingezogen fühlte, obwohl ihr weder Ruß um die Nase wehte noch die Linsen in der Küche verteilt wurden, damit sie die wieder aufheben sollte. Dass eines Tages der höchste Prinz des Landes um sie werben würde, schien nicht ausgeschlossen,

obwohl er sich zunächst einer ihrer Schwestern zuwandte und sie überhaupt nicht zur Kenntnis nahm. Denn eigentlich war er ein unglücklicher Prinz, der in einem traurigen Leben auf eine möglichst glatt gehende Ehe hoffte, ohne dabei an Liebe zu denken.

Aschenputtels Mutter lebte noch, aber sie lebte nicht in ihrer Nähe - sondern weit weg in einem anderen Land. Und die Kontakte waren so spärlich wie unerwünscht, denn wenn Aschenputtel in ihren Lieblingsspiegel schaute und fragte "Wer ist die Schönste im ganzen Land?" -  wollte sie nur die eine Antwort hören: Du!

Das schmeichelte ihr ebenso wie die Bewunderung des Bösen Wolfes, der es nur auf Rotkäppchen und ihre Großmutter, aber nicht auf sie abgesehen hatte. Schließlich ging sie bei dem Wolf in die Ausbildung, denn wenn man von einem etwas lernen konnte, dann von ihm. Er erklärte ihr, dass das Leben mit einem Goldesel und einem Tischlein deck dich wesentlich komfortabler war als wenn man sich am Ende damit befassen musste,

wie jener Kobold Rumpelstilzchen denn nun mit Namen hieß.

Mit Dornröschen wollte Aschenputtel ebenfalls nicht tauschen,

denn auf hundert Jahre Schlaf hatte sie keine Lust.

Sie wollte auch nicht wie Jorinde in einen Vogel verwandelt werden, wenn sie als strahlende Prinzessin ein ganzes Königreich verzaubern konnte - und dann die gesamte übrige Welt.

Die Philosophie eines Hans im Glück lag ihr fern, denn es war zu schön, die ausgefallendsten Kleider zu tragen und im Glanz vieler das größte aller Schmuckstücke selber zu sein.

Der Prinz war irgendwann zum Greifen nahe, doch sie war nicht nur das selbst erwählte Aschenputtel, sondern auch eine Art hässliches Entlein.

Doch so tragisch war Aschenputtels Attitüde "hässliches Entlein" überhaupt nicht, denn die Mutter des Prinzen wollte von ihrer Unschuld ebenso überzeugt werden

wie von ihren guten Manieren und ihrem braven Charakter.

Es dauerte auch nicht mehr lange, und der Prinz wurde auf sie aufmerksam. Leider verwandelte sich der Prinz direkt nach der Hochzeit in einen

Froschkönig.

Er hatte eine Weiße Schlange, an der er regelmässig naschte, und Aschenputtel blieb außen vor,

während sie selber sich eher in dem Märchen Der Fischer und seine Frau wähnte, denn es verlangte sie nach immer immer mehr,

und vor allem nach enormer Aufmerksamkeit.

Sie nannte die Rivalin Die Alte im Wald und zertanzte ihre Schuhe, während sie eine große Liebe mit dem Volke einging. Die blieb dem Frosch-Gemahl nicht verborgen, und seine Abneigung gegen Aschenputtel wuchs von Tag zu Tag.

Eigentlich hatte er gehofft, sein Leben zwischen Schneeweißchen und Rosenrot wäre friedlicher und würde ihn zu einem glücklichen Mann machen, doch das gefiel dem einen Part nicht - denn der wollte nicht mehr Lieb und Leid teilen,

weil er an der Macht geschnuppert hatte und nun selber Linsen in den Küchen ausstreute, damit der Prinz und seine weiße Schlange auf ihnen ausrutschten.

Das ist ihr am Ende so gut gelungen, dass der Prinz Die wahre Braut zwar noch mehr als zuvor liebte, aber mit ihr noch lange nicht zusammen kommen konnte.

Aschenputtels Macht ging über alle Grenzen hinaus, und nichts und niemand konnte sie stoppen auf ihrem Weg, selbst nicht diverse

gestiefelte Kater, die ihr die Zeit versüßten.

Aschenputtel war getrieben von einer unbändigen Unrast und ging beharrlich ihren Weg, den nur ein

Grabhügel

vorzeitig beenden konnte.

Von dem Zeitpunkt an musste der Prinz sich eingestehen, dass nur Demut zum Himmel führt, und es dauerte eine ziemlich lange Zeit,

bis er endlich auch offiziell mit der Königin seines Herzens die himmlische Hochzeit feiern durfte.

In vielen Kristallkugeln ging zu der Zeit das Licht an, denn man hatte von Anfang an geahnt, dass der goldene Schlüssel dort liegt, wo die wahre Liebe ist -

und nicht, wo man sie zu finden hofft oder wo man sie mit Gewalt erzwingen will.

Hätte man von Anfang an beide und besonders den Prinzen den Neigungen folgen lassen, so wären dennoch die Zeiten heute moderner, aber Aschenputtel vielleicht noch am Leben - und inzwischen eine Frau in ihren mittleren Jahren in der Mitte der Gesellschaft des Königreiches.

Ein Königreich für einen Blick in die Zukunft ... oder doch lieber nicht!


Guten Tag, Gruß Silvia




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