Seit dem 22. November 1999 - die erste Folge wurde am 20. Februar 1995 mit einem anderen Wilsberg-Darsteller (Joachim Król) ausgestrahlt -
hat der ewig klamme Wilsberg sich mit seinem Antiquariat und einer Nebentätigkeit als Privater Ermittler durch ein bescheidenes Leben geschlagen, während er ganz am Rande Leonard Lansink einen lukrativen Dauer-Job gesichert hat. Das
scharfsinnige Schlitzohr Georg Wilsberg hat zum Glück seit eh und je die besten Freunde neben sich, die sich auch von seinem stets leeren Bankkonto nicht abschrecken lassen und den gescheiterten Juristen gerne unterstützen:
um fahrbare Untersätze war Wilsberg nie verlegen, solange seine Freunde sich noch eines leisten konnten.
Und wie er in all den Jahren nicht zu einem geregelten finanziell erfolgreichen Leben kommen sollte, so sollte sich auch der Flirt mit
Kommissarin Anna Springer über Jahrzehnte hinziehen, ohne jemals Erfüllung zu finden. Es muss der wohl
längste Flirt der Fernsehgeschichte sein, der bis heute zu keinem Happy End geführt hat.
Wilsbergs Liebeleien - Annas Romanzen
Anna und auch Georg halten stets ein offenes Auge aufeinander:
Zwar sind sie die zwei Münsteraner Königskinder des humorvollen Krimis, die nicht zueinander finden können - aber schließlich muss man nicht zwangsläufig dem anderen Liebeleien gönnen, obwohl keiner von beiden selber Teil eines Paares des anderen werden möchte. Die
Menschen sind eben kompliziert.
Mal mehr, mal weniger wird diese erotische Spannung zwischen beiden auf Dauer aufrechterhalten. Das trauen die Drehbuch-Autoren einem Liebes- oder gar Ehepaar wohl weniger zu.
So passiert es, dass Anna in die eine oder andere Affäre hineinrutscht, die sich am Ende als unglückliche Zutat im Lebenslauf erweist ... und sogar zu manch einer Mord-Ermittlung führt.
Georg wird bereits vom Leben und Schicksal beim Flirten ausgebremst: wenn er sich verguckt, dann ist die Frau dem sicheren Tod geweiht oder ist eine Verbrecherin.
Inspektor Barnaby * (John Nettles)
hätte Annas Flirt mit Georg in eine ziemliche Schieflage bringen können,
obwohl Tom Barnaby natürlich schwer verheiratet ist.
Anvisiert war sein Besuch in der berühmten antiquarischen Buchhandlung in Münster ... doch Barnaby hat am Ende abgesagt. Der eheliche Friede war ihm vermutlich auch viel zu wichtig, als dass deutsche Drehbuch-Autoren ihm eine Affäre hätten andichten dürfen - wie es englische niemals getan hätten. Außer ein paar Blicken über den Dinner-Teller hinaus
hat Barnaby niemals genauer nach rechts und links geguckt - und wirklich fremdgegangen ist er nur rein kulinarisch.
Bielefeld und Ekki
Der Running-Gag. Bielefeld gibt es nicht, Bielefeld gibt es doch, Bielefeld ist besonders heikel und Ekki ein Dorn im Auge, als er erfährt,
dass dort sein Vorgänger als bester Freund von Georg, Manni, hingezogen ist und arbeitet.
Zum 1. Aufeinandertreffen der beiden kommt seitens Ekki eine Bratpfanne zum Einsatz, die hart auf Mannis Kopf niederschlägt ... zum Glück bleibt Manni am Leben.
Nein, Ekki ist nicht schwul, aber ein eifersüchtiger Mann, dessen Schwachstellen Affären mit durchgeknallten Frauen sind, die er nur schwer wieder loswird. Ein glückliches Händchen hat er nur als Finanzamts-Beamter, der die schweren Fälle zu Fall bringt,
aber der selber wohl nie zum Amtsleiter wird, so lange Grabowski ihm vor der Nase die Show vermasselt.
Georg Wilsberg
mauschelt sich derweil weiterhin durchs Leben: verstaubte Bücher und knifflige Mordfalllösungen sind seine Zutat und gute Tat für die Gemeinschaft, die jeweils sicherer wird, weil ein weiterer Schwer-Verbrecher nach jeder Folge hinter Gittern untergebracht wird.
Ende?
Ein Ende der Reihe ist noch lange nicht in Sicht ... und, falls Georg Wilsberg doch noch mit Anna Springer in den Sonnenuntergang auf einem Kreuzfahrer segeln sollte,
könnte Großmaul Overbeck das Antiquariat übernehmen - und dort feststellen, wie es ist, wenn man mit alten Büchern ganz kleine Brötchen backen muss.
* Es war wirklich geplant, dass John Nettles (Tom Barnaby) in einer Wilsberg-Episode mitwirkt. Dann kam Corona, und er selber war daran erkrankt. Danach war es für Nettles zu spät, und er hat gesagt "my acting days are over". - Quelle: Zeitungs-Interview mit Leonard Lansink
Guten Tag, Gruß Silvia
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