Vorspeise: Aus dem Salzwasser - erfrischend und salzig
Hauptgang: Feines aus der Ferne trifft die heimische Ernte
Nachtisch: Fruchtig - schokoladig - milchig
Hauptgang: Feines aus der Ferne trifft die heimische Ernte
Nachtisch: Fruchtig - schokoladig - milchig
Wer Tränen lacht, braucht sie nicht zu weinen.
© Erhard Blanck (*1942)
© Erhard Blanck (*1942)
Die ganze Zeit über fühle ich mich unangenehm berührt, dass Justyna jeden Moment in Tränen ausbrechen könnte - wegen einer Kochsendung, wegen der Lappalie, dass ihr dieses und jenes schiefgeht, und vielleicht auch der Tatsache, dass sie sich in einer anspruchsvollen Dinner-Runde überfordert fühlt. Sie hätte sich eben fürs normale "perfekte Dinner" bewerben sollen!
Dabeisein ist nicht alles für Justyna, sie möchte gewinnen. Gestärkt von lobenden familiären Worten über ihre Kochkunst geht sie ins Rennen, und ich bin froh, dass sie nicht wirklich schlappmacht, sondern die Chose durchzieht. Unangenehm bleibt ihr Auftritt trotzdem.
Die gebürtige Polin kam nach ihrem Abitur nach Deutschland, weil sie die Sprache mag, weil ... weitere Gründe werden nicht genannt. Überhaupt wird nicht viel Persönliches abgefragt oder geäußert: sie sagt lediglich, dass sie den anderen, größeren Teil ihrer Familie vermisst, denn die Mitglieder leben noch in Polen in einem großen, schützenden Familienverbund. Das sei hier in Deutschland anders ... um es auf den Punkt zu bringen: sie meint, in Deutschland wäre es im allgemeinen kälter. Dieses Vorurteil ist sicher von ihren eigenen Erfahrungen abgeleitet.
Vielleicht möchte sie sich und anderen etwas beweisen? Ich weiß das nicht und bin erst erleichtert, als ihr weinerlicher Auftritt vorbei ist.
Das Menü
ist sehr umfangreich, als gelte der Grundsatz: viel hilft viel, ohne in der Menükarte wirklich etwas über die Vielfalt zu verraten. Der ersten kryptischen Speisekarte von Matthias folgt die nächste. Ich brösele das mal ein wenig und sicher unvollständig auf:
Zur Vorspeise gibt es Thunfisch, Mango-Salsa, Avocado-Tatar und Weinschaum.
Auf ein Lamm aus Neuseeland fällt ihre Entscheidung für den Hauptgang. Das hätte Grund, zu weinen. Das und die Mutter des Lamms: herzlos und dem Geschäftstrieb wegen auseinandergerissen ... und das Lamm um die ganze Welt gekarrt.
Sehr traurig und blass aussehend kommt das Fleisch auch auf die Teller.
Zum Nachtisch gibt es einen Schokoladenkuchen, eine Buttermilch-Mousse und ein Himbeer-Sorbet.
Die Gäste bilden eine Einheit in der Meinung, dass den meisten Bestandteilen die Würze fehlt. Am besten schneidet noch der Nachtisch ab.
Fazit
Am Vortag bei Matthias gab es ein Rinderfilet aus Argentinien, das Lamm für den heutigen Hauptgang kommt aus Neuseeland. Eigentlich sollten wir allesamt inzwischen sensibler gegenüber unserer Umwelt sein - und auf saisonal und regional bauen.
Das Lamm ist Justyna schließlich nicht aus Versehen in den Einkaufskorb gehuscht, sondern sie hat es sich bewusst als weitgereistes ausgesucht: was ist an den Geschmäckern neuseeländischer Lämmer besser? Eine Frage, die einer der Daniels mal stellen sollte ... auf die Antworten wäre ich gespannt.
Irgendwie schafft Justyna es und zieht dieses Dinner durch. Aber vermutlich hat sie dabei noch weniger Freude als ich sie beim Zusehen habe.
Wer ist der Profi-Koch oder die Profi-Köchin? Justyna nicht! - Hoffe ich zumindest, denn eine gute Werbung wäre es nicht für sie ...
Einen Verdächtigen habe ich bereits am Montag ausgemacht, aber ob es sich bestätigt, dass Tomek der beruflich Kochende ist: man wird sehen.
Die Punkte werden in tiefer Einigkeit gegeben: je 7 geben Matthias, Tomek, Mercedes und Katharina.
Mit 28 Zählern liegt sie 6 Umdrehungen hinter Matthias.
Als nächster kocht der Verdächtige.
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