Udo Wachtveitl - Franz Leitmayr/Chief-Inspector Francis Lightmyer
Miroslav Nemec - Ivo Batic, Detective Constable Ivor Partridge
Sunnyi Melles - Simone/Lady Mona Bantam
Ferdinand Hofer - Kalli Hammermann/Charles Bantam/Charlie
Alexander Hörbe - Martin/Dr. Mallard
Katharina Schlothauer - Kathrin/Kathleen "Kitty"
Marie Rathscheck - Heidi/Heather
Joshua Jaco Seelenbinder - Till/Reverend Edgar Teal
Christoph Mory - Arthur Rodgers
Buch: Robert Löhr
Regie: Jobst Christian Oetzmann
Tatort München
Mord unter Misteln
Die beiden "Nussknacker" der Münchner Mordkommission haben einen freien Tag und werden eher dazu genötigt, ihren Kollegen Kalli Hammermann zu besuchen, in dessen Wohnung bereits die feine englische Gesellschaft weihnachtlich aufgebrezelt in ihren 1922er-Kostümen hockt und auf Zeitreise gehen möchte.
Franz und Ivo sind wenig begeistert, denn sie befinden sich gerade in einer persönlichen Krise und sind nicht wirklich gut aufeinander zu sprechen.
Wie begeistert oder mürrisch das Publikum im allgemeinen auf diesen München-Plot, der zum größten Teil überhaupt nicht in München spielt, reagiert, weiß ich nicht - aber die beliebten Münchner Kommissare werden es überstehen, selbst wenn die Waage der Resonanz zum Negativ-Empfinden ausschlägt.
Zwar sind auch die sonstigen Mordfälle der Ermittler natürlich keine echten mit echten Mordopfern und Tätern, aber in diesem Fall steht bereits am Anfang fest: Leitmayrs und Batics Kollegen inszenieren ein Krimi-Dinner ...
und flugs sind alle nicht mehr in Kallis Wohnung, sondern in dem Herrenhaus Beckford Hall, und es ist nicht mehr 2022, sondern 1922. Und schon sorgt die Rollenzuteilung an die Ermittler für erneuten Frust:
Franz ist nun Chief-Inspector Francis Lightmyer, Ivo ist Detective Constable Ivor Partridge - zwischen beiden klaffen so einige Beförderungssprünge, die Ivo sauer aufstoßen. Aber Ivo als Ivor ist nicht die einzige
Diva in diesem Spiel. Herrlich zickig spielt Sunnyi Melles die überkandidelte Hausherrin Lady Mona Bantam, die das Voll-Klischee einer Frau aus dem damaligen Hochadel abliefert.
Die Handlung
Es ist Heiligabend im Jahr 1922: Lady Bantam hat ein paar Gäste eingeladen, die einander inkompatibel gegenüberstehen, als hätte sie sie gerade eben auf der Straße aufgelesen. Der versoffene Tierarzt Dr. Mallard ist ein eingefleischter Sozialist, während der Reverend Edgar Teal kein Heiliger ist und mehr als einen Blick auf das Hausmädchen Heather mit der zweifelhaften Vergangenheit geworfen hat.
Dann wird der Butler ermordet! Eigentlich braucht das keine englische Lady, dass sie ausgerechnet zum Weihnachtsfest auf ihren Butler verzichten muss - und stattdessen die Polizei im Hause hat, aber niemand mochte diesen wirklich fiesen Typen.
Dem Hausmädchen Heather hat er hinterhergestellt, während Lady Bantam eifersüchtig war, denn sie war jahrzehntelang sein Verhältnis. Lady Bantams Sohn Charlie mochte den Typen noch nie - und muss doch eine bittere Wahrheit verkraften ... Seine ehemalige Freundin, die Sängerin Kitty, will wieder mit Charlie anbändeln - denn ihre Stimme ist dem Verfall anheimgefallen. Aus einer Ehe wird allerdings nichts mehr,
denn Charlie wird als Mörder enttarnt. Kurz zuvor hat der Butler ihm selber ein dickes Motiv unter den Gaben-Baum gelegt: er ist sein Vater. Das gefällt dem schnoddrigen, arroganten Lord überhaupt nicht.
Fazit
Der Tag der Ausstrahlung dieses Krimi-Dinners ist der 2. Weihnachtstag, und zum ausklingenden Weihnachtsfest passt dieser Film. Eher sieht es mau mit Wiederholungen mitten im Frühling oder Sommer aus, denn quer durchs Jahr werden schließlich viele Tatorte wiederholt.
Im Gegensatz zum letztjährigen Tatort mit Maria Furtwängler schneidet jedoch diese Weihnachts-Ausgabe hervorragend ab. Sie spielt mit dem Genre und versetzt die Zuschauer in eine andere Zeit, die an die berühmten englischen Detektive samt ihrer schrulligen Miss Marple erinnern. In jedem Moment spürt man zudem die Freude, mit der die Schauspieler sich auf das Spiel eingelassen haben. Die Münsteraner werden vor Neid erblassen, dass keinem ihrer Drehbuch-Autoren dieser Clou eingefallen ist.
Von mir gibt es 3,5 von 5 möglichen Sternen für dieses Krippenspiel.
Natürlich ist dies kein klassischer Tatort - aber es gibt Ausreißer, die gelingen (wie dieser) und andere, die mit ihren Experimenten kläglich scheitern.
Ach ja, und der Twist, der zwischen den Kommissaren stand, wird am Ende auch aufgelöst: Batic hatte sich ohne Leitmayrs Wissen nach seiner Pensionierung erkundigt. Die ist nun vom Tisch. Sie haben wieder zueinandergefunden wie es alten, manchmal zerstrittenen Ehepaaren stets ergeht.
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