Für diesen Beitrag musste ich bezüglich einiger Informationen Google bemühen, der Text ist natürlich - wie immer - von mir
Ein perfektes Dinner ... wie hätte es in den 1950er und 1960er Jahren ausgesehen?
In den 1950er Jahren waren private Fernsehgeräte nicht weit verbreitet, und Privatsender gab es sogar noch eine lange Zeit überhaupt nicht. Die perfekten Dinner fanden in den 1950er Jahren sicherlich eher in den Familien statt, ohne dass diese sie als perfekt zu tituliert haben. Es wurde gegessen, um nicht zu sagen: gefressen. Die Lebensmittelkarten wurden in den 1950er Jahren abgeschafft, und das Jahrzehnt wird kulinarisch als Fresswelle zusammengefasst.
Wenn zur Tafel gebeten wurde, griffen manche auch auf Gerichte des Fernsehkochs Clemens Wilmenrod zurück, der zwar von Haus aus ein Schauspieler, aber deshalb besonders gut geeignet war, simple Kochkenntnisse in Umlauf zu bringen.
Seine mit einer Mandel gefüllte Erdbeere ist natürlich lächerlich - und ich denke, sie war es auch für damalige Verhältnisse. Oder doch nicht? Waren die Deutschen in ihren Küchen nicht ideenreich genug?
Dann kam der Toast Hawaii und zeigte zugleich dem Namen nach Weltgewandtheit - und überzeugte und bereicherte deutsche Küchen. Nächtliche Träume von den Hawaii-Inseln versagten sich damals sicher viele ... zu weit weg, zu paradiesisch, zu exotisch. Aber den Toast ließen sie sich schmecken.
Das beliebteste Lebensmittel der 50er Jahre war die Kartoffel. Sie ist auch heute noch unschlagbar, obwohl sie damals vermutlich kaum in der heutigen Vielfalt auf die Teller gelangt ist.
Aber wie es sich für eine richtige Fresswelle gehört, war viel Mayonnaise im Angebot, und die Buttercreme war äußerst beliebt.
Mettigel waren die sicher beliebtesten Tiere und Fliegenpilze (Tomaten mit Mayo-Punkten) noch genießbar.
Exotische Früchte wurden in Konservenbüchsen verkauft und galten als Highlight.
Wer heute beim "perfekten Dinner" von Vox solche Dosen-Ereignisse auftischt, würde unweigerlich gleich doppelt mit bösen Kommentaren abgestraft: 1. weil die Zutaten aus einer Konserve stammen und 2. weil die Früchte einen weiten Weg hinter sich gebracht haben.
Die lange Wegstrecke war damals nach der Aushungerung der vorherigen Jahre sicherlich überhaupt kein (Gewissens)-Problem - und frisch gab es sie einfach nicht ... oder selten.
Wer mehr darüber weiß, darf das gerne schreiben.
Die 1960er Jahre
Nach der Fresswelle des vorhergehenden Jahrzehnts kommen die Jahre der bewussteren Ernährung. Wohlstandserkrankungen aus den 50ern haben die Menschen für die 60er ein bisschen schlauer werden lassen. Aber der Alkoholkonsum steigt an.
Das Fernsehen hält Einzug in viele, viele Haushalte. Insgesamt herrscht Aufbruchstimmung: Sonntagskleidung, Kirchgang (ich kann ja nix dafür, es war eben so), Verwandtenbesuche.
Und bei den Angehörigen angekommen, wurde evtl. folgendes aufgetischt:
Toast Hawaii klassisch mit Cocktailkirsche
Geflügelpastete im Teigmantel mit Cumberlandsauce
Waldorfsalat
Gefüllte Eier - Russische Eier
Würstchen im Schlafrock
Roter Heringssalat
Danach war ein Magenbitter bitter, bitter nötig.
Was hat man den Kindern zur Verdauungs-Hilfe gegeben?
Ich weiß es nicht.
Fazit
Im Gegensatz zu den 1950er und 1960er Jahren leben wir heute geradezu in einem Schlaraffenland. Fantasiebegabtere Köche (als Wilmenrod) haben ihren Kreativitäten längst freien Lauf gelassen - und viele Leute sind durch sie zu ebenso einfallsreichen Hobby-Köchen geworden. Davon lebt u. d. die TV-Branche, denn
wo kann man Protagonisten preiswerter rekrutieren als in der Hobby-Schiene? Es wird um die Wetten gekocht und Sendezeiten gefüllt, auf Teufel komm raus in die Teufels Küchen. Dank hervorragenden oder manchmal auch lächerlich geringen Kochkenntnissen kann sich heute jeder für irgendeine dieser Kochsendungen bewerben - und wird im Endeffekt sicher erfolgreich seine "15 Minuten Ruhm" abgreifen dürfen.
Kochblogs schießen wie Pilze aus dem Boden. Man ist ja geradezu nicht mehr sicher vor ihnen. Leider erübrigen sich inzwischen mehr und mehr die
guten alten Kochbücher. Obwohl - geschrieben werden die noch.
Guten Appetit
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen