Franz Leitmayr – Udo Wachtlveitl
Ivo Batic – Miroslav Nemec
Kalli Hammermann – Ferdinand Hofer
Silke Weinzierl – Nina Proll
Hergen van Doorn – Moritz Vierboom
Leonardo – Lennox Völklein
Irmi – Johanna Bittenbinder
Frank – Thomas Unger
Viper – Mira Huber
Frau Braun – Gabriele Dossi
Tatort München
"Kehraus"
Als Rotkäppchen betritt Silke Weinzierl die Szene und als Prinzessin in einem wahrhaft voluminösen, aufdringlichen Kleid endet nicht nur ihr Auftritt, sondern ihr Leben. Sie hat sich zwar zunächst als Rotkäppchen verkleidet, aber das Märchen dabei nicht verinnerlicht:
man spielt nicht mit den Wölfen!
In einer Kneipe, die für Silke auch "Zur letzten Hoffnung" heißen könnte, macht sie die Bekanntschaft eines Goldhändlers. Dieser wird später tot aufgefunden, und die völlig betrunkene Silke landet zunächst in einer Ausnüchterungszelle und findet sich schon bald danach als Gejagte einer Drogen- und Geldwäsche-Mafia wieder.
Silke findet das in seinem Auto gebunkerte Geld des Opfers, und einmal im Leben fühlt sie sich kurze Zeit auf der Sonnenseite. 1.600.000 Euro könnten ein gutes Ruhekissen für sie sein, sie könnte endlich ihren 14jährigen Sohn zu sich nehmen - und seine und ihre Wünsche erfüllen.
Leider gehört das gewaschene Geld den Wölfen. Und die legen sich keinesfalls ins Bett der Großmutter und warten, bis Rotkäppchen freiwillig vorbeikommt - sie wird gejagt.
Wie passend, dass der "Mörder" in diesem Krimi als Wolfsnachkomme ein Schäferhundmischling ist: der unausgeglichene Hund einer alten Frau hat das Opfer angesprungen, wobei dieser so unglücklich gefallen ist, dass es starb. Hund wird konfisziert. Alte Dame verliert ihren einzigen Freund. Die Zuschauer können sich wieder
auf Silkes trauriges Leben und ihren endgültigen Untergang konzentrieren.
Kurz vor dem Finale und zum Kehraus ihres Lebens trifft sie auf ihre Bitte hin einen alten Freund wieder, einen Anlageberater: er soll das nicht legal erworbene Geld für ihren Sohn anlegen. Nach Silkes Tod holt er den Geldkoffer aus ihrem Auto ab - und man hofft als Zuschauerin, dass er nicht schwach wird und die Vereinbarungen einhält. Obwohl: jede denkbare Richtung würde gut in diesen Krimi passen.
Der brutale Hergen van Doorn kontaktiert Silke. Sie trifft sich mit ihm und seinen Gehilfen in einer Wohnung, die sie eigentlich längst verloren hatte ... und begeht
nach diversen bestialischen Misshandlungen wie Tritten und Stößen
Selbstmord. - Sie schluckt ein vorher im Mund präpariertes Mittel.
Fazit
Karnevals- und Faschings-Fans könnten enttäuscht vorzeitig die Konfetti-Kanonen gestreckt haben, falls sie einen eher heiteren Münchner Tatort erwartet haben. Das ist der Krimi nicht, denn er fischt am
Rande der Gesellschaft nach seinen Figuren. Die von Silke ist besonders tragisch: viele Träume, viele Flausen im Kopf - und nichts von ihren Flausen verwebt sich zu einer bodenständigen Unterlage, um aus Träumen Wahrheiten werden zu lassen.
Nur im Tod, in diesem Prinzessinnen-Kleid, liegt sie wie eine Königin, die das Leben zwar niedergestreckt hat,
die aber am Ende die Heldin der Geschichte ist:
sie sorgt einerseits für die gute Zukunft ihres Sohnes. Andererseits hilft sie, dass der in den Niederlanden als Mörder bekannte Hergen van Doorn, dem bislang nichts nachzuweisen war, verhaftet werden kann.
Ich gebe vier von fünf möglichen Sternen für den Tatort. Auch, wenn ich persönlich nicht so sehr mit Silke mitgelitten habe (sie ist leider auch ziemlich nervig),
ist der Krimi keinen Moment langweilig oder belanglos.
Fall geklärt. Hund in Gewahrsam. Hauptperson tot. Weitere Verbrecher geschnappt. Batic
kann sich wieder seinen als "Bienchen" verkleideten Damen zuwenden, während Leitmayr als Faschings-Gegner drei Kreuze macht, wenn die Chose vorbei ist.
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