Samstag, 8. Januar 2022

8. Januar 2022 - Der Schlag in mein Gesicht ...

Die Stelle, an der es passierte.



Der Schlag in mein Gesicht ...

Manchen Leuten ist ihre Brutalität aus nichtigem bis überhaupt keinem Anlass bereits zur zweiten Natur geworden. Vor ein paar Jahren musste ich solch einer Frau begegnen, und da war ich ganz sicher zur falschen Zeit an einem falschen Ort. Es hätte jeden treffen können, es kann jeden treffen ... von einer Bitte bis hin zur unerwartet kraftvollen Äußerung derselben ist es für viele nur ein kleiner Schritt und ohne die geringste Scheu.

In einer Konditorei hatte ich gerade Torte für den Sonntagnachmittag gekauft. Also lief ich mit einer Papiertüte des Ladens in der einen und mit zwei Hunden (Robin und Bienchen) an zwei Leinen in der anderen Hand auf der auch an Sonntagen etwas belebten Einkaufsstraße in der City unserer Großstadt.

Wie aus dem Nichts kam eine junge, dunkelhäutige Frau auf mich zu und fragte nach einer Zigarette. Im übrigen war es durch nichts ersichtlich, dass ich überhaupt Zigaretten besaß. Ohne ihr eine Antwort zu geben, ging ich weiter. Eine Minute später stand dieses Weib wieder vor mir

und giftete mich an, ich solle ihr eine Zigarette geben. Mal abgesehen davon, dass ich nicht dafür zuständig bin, andere Leute mit Suchtmitteln zu versorgen und noch weniger darauf reagiere, wenn solch ein Wunsch wie ein Befehl ausgesprochen wird,

ließ die sich schnell etwas einfallen:

sie schlug mir ins Gesicht. An einem Finger muss sie einen dicken Ring getragen ... oder sogar eine Art Schlagring in der Hand gehalten haben.

Sofort kamen mir drei Männer, die Zeugen dieses Vorfalls waren, zu Hilfe. Unterdessen türmte die Frau.

Die Männer beruhigten mich, denn das war nicht nur ein Schlag in mein Gesicht, sondern einer in meine Seele. Überdies stellten sie sich als Zeugen zur Verfügung, denn natürlich

rief ich die Polizei.

Das nächste Revier ist nur ein bis zwei Minuten entfernt, aber es dauerte etwa eine Viertelstunde, bis die Polizei eintraf. Die weibliche Polizistin übernahm die Rolle, mit mir zu reden.


Zeugenbefragung

hat sie dann vorgenommen. Das jedoch war auch bereits beinahe alles, was sie unternahm. Auf meine Frage, warum sie nicht die Kontaktdaten der Zeugen aufschrieb, meinte sie,

sie müsse jetzt der Täterin "hinterher", um sie zu suchen. Zwar lag eine Personenbeschreibung vor, aber die Frau konnte inzwischen wer weiß wo sein ...

Weg war die Polizistin. Die Zeugen und ich guckten ungläubig.


Betrübt

war ich nicht nur über den Schlag, den mir eine wildfremde Frau verpasst hatte, sondern auch über die Polizistin.

Vielleicht sogar noch mehr über die Beamtin.


Dienstaufsichtsbeschwerde

Zwei Frauen hatten mich an einem einzigen Tag maßlos enttäuscht: die eine, die mich geschlagen hatte (ein paar Tage hatte ich noch Schmerzen im Gesicht und eine Wunde), und die andere, die mir hätte helfen sollen und es unterließ.

Es blieb mir nichts anderes, als die Sache unter dem Label "Dienstaufsichtsbeschwerde" ihrer Dienststelle zu melden. Zwar kannte ich auch - und das nur nebenbei - ihren Namen nicht, aber ich wusste natürlich Ort, Datum und Uhrzeit. Das reichte selbstverständlich.

Die Dienstaufsichtsbeschwerde ging letztendlich bis Düsseldorf, und sie hat sicherlich Konsequenzen für die Polizistin gehabt, obwohl mir das - genau so selbstverständlich - niemand am Ende versichert hat. Ich habe sie ein paar Wochen später bei einer Verkehrskontrolle wiedergesehen ...

Zwar kann ich mir in der Regel Gesichter nicht gut merken - aber das Gesicht der dunkelhäutigen Frau und der Polizistin konnte ich mir merken ...

Denn auch die Täterin habe ich irgendwann wiedergesehen.

Sie lebte (zur Tatzeit) in einem Hotel in der Innenstadt: in diesem Hotel sind allerdings keine zahlende Gäste untergebracht, sondern von der Stadt alimentierte Leute (welche genau, weiß ich nicht, ich wusste vorher nicht einmal, welchen Zweck dieses Hotel erfüllt).

Ich sah sie, als sie das Hotel betrat. Es war ein paar Wochen später.

Um keinen Schnellschuss meinerseits und vielleicht falsche Verdächtigungen auszusprechen, zögerte ich mindestens eine Stunde, bevor ich dies der Polizei meldete ... am Ende wäre es der Anlass gewesen, in dem die Zeugen des Vorfalls hilfreich gewesen wären ...


Ergebnis

Ein zufriedenstellendes Ergebnis gab es am Ende nicht: das war ja kein großes Verbrechen, das diese Frau begangen hatte ... obwohl es für mich so einschneidend war,

dass ich monatelang nicht an dieser Stelle oder auch nur in der Nähe vorbeigehen konnte. Ich hatte ausnahmsweise, denn das kenne ich sonst gar nicht, sogar Albträume. Die Frau hatte sich übergriffig an mir vergangen, und was letztendlich schwer wiegt

oder nicht, liegt in diesem Fall in meinem eigenen Empfinden, nicht in dem, was im Gesetzbuch verankert ist. In meinem Empfinden wog es schwer. Vor allem aber auch lag es mir am Herzen andere vor der aggressiven Art dieser Frau zu bewahren ...

Inzwischen war die Frau aus dem Hotel getürmt, denn sie hatte mich wohl auch erkannt (mit zwei Hunden an der Leine bleibt man eben vielen im Gedächtnis). Ich erfuhr sogar ihren Namen ... der bestand aus nur zwei Buchstaben. Ich würde den aber auch nicht vergessen, wenn er aus dreißig Buchstaben bestehen würde.


Fazit

Ich habe das überwunden. Aber es zeigt, dass die Welt härter geworden ist. Ich kann nun wirklich nicht, um jeden Anfall von handgreiflicher Aggression anderer Leute vorzubeugen, stets Zigaretten, Geld oder sonstwas mit mir herumtragen, um es anderen in die gierigen Rachen zu werfen. Mache ich auch nicht.

Ich hoffe, diese Frau hat irgendwie noch die Kurve aus ihrem armseligen Leben gekriegt, aber das ist nur schwer denkbar.


Guten Tag, Gruß Silvia 


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