Vorspeise: Getrüffelte Champignons auf geröstetem Brot mit lauwarmen Apfelkompott
Hauptgang: Hirsch mit Mandel-Marzipan-Kruste, dazu Kartoffelpüree und eine Sauerkirschsoße
Nachtisch: Gebackene Zwetschgen mit Zimtcreme und karamellisierten Mandeln
Der Ton macht die Kritik
Die Schmuck- und Modedesignerin (hobbymäßig?) Joanna lebt in Offenbach, das sich offenbar in einer Art feindschaftlichen Freundschaft zu Frankfurt befindet. Vielleicht sind einzelne Befindlichkeiten auch tiefergehend oder im besten Fall überhaupt nicht vorhanden, aber wer weiß das schon oder will das so genau wissen? Ähnliche "Zustände" herrschen zwischen Köln und Düsseldorf. Immerhin sind die vier Städte besser dran als Bielefeld - denn ihre Existenz wird nicht angezweifelt wie die von Bielefeld.
Das einzige Familienmitglied, das Joanna an ihrem Dinner-Tag begleiten darf, ist der Rhodesian Ridgeback Morani ... ein gut erzogener, freundlicher Hund: er folgt seinem Frauchen auf Schritt und Tritt
und wird selbst von den Gästen gemocht. Es ist so einfach, einem Tier gegenüber ehrliche Gefühle zu zeigen (ob die nun positiv oder negativ sind, sie entsprechen meistens den inneren Empfindungen), aber um so schwieriger ist es,
wenn Menschen auf Menschen treffen: in diesen Begegnungen lauern oft viele falsche Töne, und auch die können sowohl positiv oder negativ sein. Allwöchentlich treffen beim Voxschen-Dinner fünf einander vorher meist unbekannte Leute aufeinander ... manchmal kann man behaupten: sie prallen aufeinander.
In den kurzen Zusammenfassungen (wobei ich natürlich immer noch der Meinung bin, dass die tägliche Sendezeit insgesamt mindestens 15 Minuten zu lang ist) der Gesamtdrehzeit bleibt den Zuschauern so manches natürlich verborgen, aber offensichtlich ist heute,
dass Wera und Christopher sich an ihren Kritiken ergötzen und sich hervorragend darin ergänzen, dem jeweils anderen Hilfestellung zu leisten, wenn es darum geht, die bösesten Attribute für das von Joanna vorgesetzte Menü zu finden.
Die Kritik des Besserwissers ist bissig
Die Kritik des Freundes ist verstehend.
Die Kritik der Toren ist unausstehlich.
© Stefan Fleischer (*1938)
Die beiden beweisen eine außerordentliche Freude am gegenseitigen Hochschaukeln. Da beißt "die Maus keinen Faden ab", und Weras und Christophers Kritik ist - wie in dem o. g. Zitat beschrieben
unausstehlich.
Das Menü
Natürlich gibt es daran wirklich so einige Kritikpunkte, denn es ist vor allem sehr unschön angerichtet. Auch die Tischdekoration ist für eine Schmuck- und Modedesignerin einfach zu knallig. Hätte sie wenigstens die farblich dominante Tischdecke weggelassen ... da schmerzen die Augen.
Hat sie das Brot für die Vorspeise wirklich am Vortag selber gebacken? Brot für solch einen Anlass sollte eigentlich frisch sein ... aber sie weiß sich zu helfen und toastet es, damit man das Alter nicht mehr wirklich bestimmen kann ...
Joanna will mit dieser Vorspeise "mal etwas anderes" auf den Tisch bringen und pimpt die Pilze mit Trüffeln und Apfelkompott. Wie das zusammen harmoniert, kann ich mir gerade nicht vorstellen.
Dann kommt der beinahe rohe Hirsch auf die Teller: ein solch großes Stück Fleisch nach dem Anbraten für 20 Minuten bei 140 Grad in den Backofen ... ein Zeit- und Ahnungsfehler.
Immerhin mag Christopher sowieso kein Wild und Wera kein Marzipan, das sich in der Kruste befindet. Zwei wahre TV-Dinner-Schätzchen!
Fazit
Dass dies mehr eine Show als eine ernstzunehmende Kochsendung ist, zeigt Christopher bei seinem "modischen" Auftritt: mit weiten Pluderhosen (80er Jahre oder doch eher aus Aladin und die Wunderlampe abgekupfert) betritt er selbstbewusst die imaginäre Bühne, die Vox im Dunkeln vor Joannas Wohnhaus korrekt ausleuchtet. Er ist völlig in seinem Element. Wo kann man solch eine Klamotte schon mal tragen, wenn nicht vor einer Kamera. - Aber das ist keine wirkliche Kritik, denn ich finde seinen Stil durchaus passend für eine Show.
Die unausweichlichen Punkte bewegen sich heute in einem recht großen Rahmen:
9 gibt Stefan, 8 Nina, 7 Wera und 6 Christopher.
Mit 30 Umdrehungen liegt sie knapp hinter Christopher.
Am besten gefällt mir Morani: er macht nichts verkehrt, bellt noch nicht einmal, bettelt nicht, ist umgänglich und sieht zuckersüß aus - ganz ohne modischen Firlefanz.
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