Montag, 2. Mai 2016

1. Mai 2016 - ARD - Tatort Köln "Narben"



Narben

Ein kongolesischer Arzt wird ermordet aufgefunden.

Alle Befragten haben nur das Allerbeste über ihn zu sagen. Auch seine naive bis stur an ihre Illusion glaubende Ehefrau steht ihm noch post mortem  zur Seite. Ihren möglichen Frust schießt sie mit Pfeil und Bogen ab. Eher trifft sie dort ins Schwarze,

bevor sie dem geliebten Mann irgendein Haar krümmen würde oder auch nur mal ein paar Gedanken daran verschwenden würde, dass alles ganz anders gewesen sein könnte.

Es ist wieder einmal ein Tatort mit dem Thema "Refugees".

Das ist im Moment Mainstream. Und daran kommt offensichtlich keiner vorbei.

Andererseits ist es aber auch ein Tatort der herkömmlichen Art:

Ein Mord, ein Motiv, eine Täterin.

In einem Polizei-Verhör zeigt der Bruder des Ermordeten seine schlimmen Narben.

Somit und mit dem Schicksal einer Frau aus dem Kongo, die psychisch schwer angeschlagen ist, bekommt der Titel einen Sinn.

Warum jedoch dieser Bruder Narben davon getragen hat, die eigentlich nur Opfer haben, erklärt mir der Autor auch am Ende des Krimis nicht.

Denn der allseits beliebte Arzt ist ein ganz schlimmer Finger gewesen. Vermutlich haben Ballauf und Schenk einfach nicht die richtigen Leumundszeugen befragt ...

Man bedenke, man warte auf ärztliche Hilfe - und dann kommt der schlimmste Albtraum mit Stethoskop und Spritze vorbei ...

Langsam und gemächlich, wenn man vom schwierigen Thema einmal absieht, geht es in diesem Tatort zu.

Nur gibt es am Ende keine Curry-Wurst am Rheinufer.

Haben die Macher sich nicht getraut, ein schwieriges Thema wie Folter und Flucht, einfach mal mit einem Gläschen Bier herunter spülen zu lassen?

Trotzdem unterscheidet der Krimi sich erfrischend von den letzten gesehenen:

Zum einen war der Ton ein besserer. Eine solide Grundvoraussetzung, um einem Film überhaupt folgen zu können.

Zum anderen wurden weder private Probleme von Ballauf noch von Schenk in die Mitte des Geschehens gerückt.

Zum dritten sind beide Ermittler weder neurotisch noch durchgeknallt, sondern einfach nur sympathisch.

Vier von fünf möglichen Sternen von hier aus.

Der Spannungsbogen war gelungen, wenn auch nicht überragend.

Köln hat so viele urige und originelle Typen, so viele Nischen - man könnte gerade diesen Tatort in vielerlei Hinsicht lokaler und regionaler gestalten.

Guten Morgen, Gruß Silvia



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