Samstag, 5. März 2016
3. März 2016 - ARD/Einsfestival - Die Akte General
Die Akte General
Fritz Bauer, Generalstaatsanwalt in Hessen, und Initiator der Holocaust-Aufarbeitung vor Gerichten, ist weitgehend unbekannt.
Unbeliebt war er in den 1950/60er Jahren in Deutschland, als er - illegal - dem israelischen Geheimdienst den Aufenthaltsort von Adolf Eichmann so nahe brachte, dass dieses Land den Verbrecher an der Menschlichkeit vor Gericht stellte, was schließlich zum vollzogenen Todesurteil führte.
Dieser Film zeigt, wie schwer es Fritz Bauer in der neu gegründeten Bundesrepublik hatte, an die jüngste Vergangenheit zu erinnern - und diese sühnen zu wollen.
Zwar gefiel ihm am Ende nicht, dass Eichmann zum Tode verurteilt wurde, denn er hätte eine lebenslange Gefängnisstrafe bevorzugt - aber immerhin wurde man seinen ständigen und auch ruhig aufdringlich zu nennenden Bemühungen gerecht, Eichmann und andere endlich vor Gericht zu sehen.
Was die Nürnberger Prozesse nicht geschafft hatten, war nun seine Aufgabe. Dass Fritz Bauer im Jahre 1968 Selbstmord beging, könnte auch etwas mit seiner gesamten Lebensgeschichte zu tun haben, die darin gipfelte, sich gegen die alten, zu neuem Karriere-Schwung aufgestandenen Alt-Nazis zu stellen.
Bekannt ist, dass damals bereits wieder Nazi-Größen in hohen Ämtern aktiv auch über Recht und Unrecht zu entscheiden hatten ... klassische Fehlbesetzungen!
Dass Fritz Bauer jüdischen Glaubens war, spielt vermutlich nicht die größte Rolle in seinem Feldzug gegen die Holocaust-Täter. Er war Atheist.
Nicht verdächtig, ein Nazi gewesen zu sein, war Konrad Adenauer, damaliger Bundeskanzler und erbitterter Gegner von den Aktivitäten Fritz Bauers.
Der gemütliche Kanzler, der die Geschäfte gern anderen überließ, war allerdings schon recht betagt während seiner Amtsführung. Und ein gutes Beispiel dafür, dass eine Altersgrenze für diverse Tätigkeiten dringend nötig sind.
Nach dem Erfolg, den Bauer im Falle Adolf Eichmann verzeichnen kann, schreibt das Urgestein Adenauer diesen auf seine eigene Fahne.
Adenauer ist auch derjenige, der die Nazi-Zeit schön redet - und den Deutschen vehement attestiert, keine Nazis zu sein, sondern einer vorübergehenden Verirrung gefolgt zu sein. Seiner Meinung nach gibt es solches Gedankengut nicht im deutschen Volk.
Als 1960 in Köln ein Anschlag auf eine jüdische Synagoge verübt wird, sieht er darin keinen antisemitischen Hintergrund ...
Dieses Schön-Reden von hoch oben und der obersten Instanz hat sich bei den "Enkeln" und "Enkelinnen" Adenauers bis heute fortgesetzt - es ist gleich einem Gen, das immer weiter gegeben wird und mal in der einen und mal in der anderen Richtung prominent hervortritt.
Fritz Bauer erfährt durch diesen Film die Würdigung seines unbeugsamen Charakters, der selbst bei der Enthüllung seiner Homosexualität (damals strafbar!) nicht in der gewünschten Versenkung verschwindet.
Wie so oft gingen auch hier Mut und Kampfgeist und Erfolg von einem Einzelkämpfer aus. Eine eindringliche Studie über einen außerordentlichen und außergewöhnlichen Menschen.
Guten Tag, Gruß Biene
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