Freitag, 4. März 2016
4. März 2016 - DVD-Kritik - "Rosenstraße" - Ein Film gegen das Vergessen
Darsteller:
Katja Riemann
Maria Schrader
Jürgen Vogel
Doris Schade (Lena mit 90 Jahren)
Jutta Lampe (Ruth mit 60 Jahren)
Regie: Margarethe von Trotta
Herstellungsjahr: 2003
Rosenstraße
Im (beinahe) heutigen New York stirbt der jüdische Vater von Hannah. Ihre Mutter Ruth - ebenfalls Jüdin - deckt Fernseher, Bilder und stehende Fotos auf den Kopf, Spiegel und den Fernseher mit Tüchern ab. Das ist eine jüdische Sitte nach einem Todesfall, den die junge Hannah
als weltoffene amerikanische Journalistin nicht in vollem - und wohl überhaupt nicht - Umfang versteht.
Noch weniger versteht sie die plötzliche Abneigung ihrer Mutter gegen ihren nicht-jüdischen Verlobten Louis.
Wie viele Menschen, schweigt Ruth über ihre Vergangenheit - obwohl sie gerade in dieser ihre Prägung fürs Leben aufoktroyiert bekommen hat.
Durch eine ihr bislang unbekannte Cousine der Mutter erfährt Hannah von Lena Fischer, die im Berlin der Nazi-Zeit ihre Mutter gerettet hat.
Hannah reist nach Berlin und findet über die Jüdische Gemeinde die 90jährige Lena.
Lena ist eine Geborene von Eschenbach und Baronesse und somit "arischer" Abstammung, eine Pianistin, und sie hat ihren Mann, den Geiger Fabian - später auch mit Zweitnamen Israel - Fischer durch die Leidenschaft der Musik kennen gelernt. Fabian jedoch ist Jude.
Zunächst verrät Hannah nicht, wer sie wirklich ist ... und lauscht den Geschichten der alten Frau.
Lena spricht von ihrem Mann Fabian, der eines Tages - vor seiner und vieler anderer Menschen - geplanter Deportation gefangen gehalten wird. Als ein Mann in einer
"Misch-Ehe" hat es ihn lange nicht getroffen. Andere "Misch-Ehepartner" sind neben ihm ebenfalls interniert.
Nach und nach formiert sich ein Widerstand der "arischen" Frauen gegen die Nazis.
Lena erfährt auf ihrem Weg von "Juden-Huren", "Auf die deutsche Frau und ihre Treue" - und "arische Kanarienvögel dürfen nicht in jüdischen Haushalten leben".
Hier beende ich die Inhaltsangabe des Films und mache dem Frust Luft, der Tränen hervor bringen kann, auch von einer Frau wie mir, die sonst nie weint.
Reduziert aufs blanke Überleben-Wollen kämpfen die Frauen um ihre jüdischen Männer. In all dem chaotisch Unmenschlichen gibt es die Mini-Helden, die zwar zu feige sind, offen Stellung gegen Unrecht zu zeigen - aber im Kleinen helfen.
Ein zur Deportation inhaftierter alter Mann sagt: "Ich warte, bis die Deutschen zurück kommen. Sie sind irgendwo untergetaucht und werden auch wieder auftauchen."
Ein Film von 2003, der gegen das Vergessen in den Widerstand zieht und die Wertigkeit jedes einzelnen Menschen hervorhebt, das von diesem Unrechts-System in den Dreck gezogen wird und Massenmord begeht.
Es ist bekannt, dass nicht alle Menschen gut sind - welcher Religion auch immer sie angehören - aber es ist eine Vorgabe, dass alle Menschen sich menschlich verhalten sollten und müssten - wem auch immer sie gegenüber stehen. Kein Staat hat zweifelsfrei das Recht, Minderheiten zu verfolgen:
So wie es in diesem 3. Reich passiert ist, das kein Reich war, sondern ein Unrechts-Gebilde mit völlig desolaten und kranken, abartigen Ideen, die verwirklicht wurden.
Wer den Film sehen möchte: Von hier gibt es fünf von fünf möglichen Sternen dafür. Und die Frage, ob die Männer gerettet wurden oder nicht - jeder, der möchte, darf sich die Antwort darauf selber ansehen. Dass Ruths Mutter nicht gerettet wurde, geht wohl aus dem Beitrag hervor.
Guten Tag, Gruß Biene
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